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Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition)

Titel: Eisiger Dienstag: Thriller - Ein neuer Fall für Frieda Klein 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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selten.«
    »Was Sie hier sehen«, fuhr Jasmine fort, »ist das Haus einer einundfünfzigjährigen Fernsehmoderatorin, deren Branche keine einundfünfzigjährigen Fernsehmoderatorinnen gebrauchen kann. Dass in diesem Raum ein Foto von einem meiner beiden Exmänner steht, liegt daran, dass ich mit ihm noch gut befreundet bin. Von dem anderen finden Sie kein Foto, weil wir keine Freunde mehr sind. Vielleicht hatten Sie ja damit gerechnet, hier das Haus einer Frau vorzufinden, die sich an die Vergangenheit klammert und wegen ihres Schicksals verbittert ist. Sagen Sie, Doktor Klein …«
    »Bitte nennen Sie mich Frieda.«
    »Frieda, ist dies das Wohnzimmer einer verbitterten Frau?«
    Plötzlich musste Frieda an ihren Großvater denken. Ein Freund von ihm hatte ihr mal erzählt, was besagter Großvater immer gemacht hatte, wenn jemand herausfand, dass er Arzt war und ihn daraufhin – wie es viele Leute gerne tun – zu irgendeinem Zipperlein oder Wehwehchen befragte, das ihn gerade plagte. In so einem Fall hatte er jedes Mal in besorgtem Ton zu der betreffenden Person gesagt, sie solle doch die Augen schließen und die Zunge herausstrecken. Dann war er einfach gegangen, um sich mit jemand anderem zu unterhalten. Frieda überlegte einen Moment. »Wenn das jetzt eine Therapiestunde wäre, würde ich Sie fragen, was Sie jetzt von mir hören wollen. Es kommt mir so vor, als versuchten Sie mich zu einer Aussage über Sie zu nötigen. Aber wir befinden uns ja nicht in einer Sitzung. Manchmal ist ein Zimmer einfach nur ein Zimmer. Ich finde den Raum schön. Der Farbton aus Pompeji gefällt mir.«
    »Wissen Sie, dass ich an der Uni war?«, fragte Jasmine. »In Oxford. Ich habe mein Englischstudium mit Bestnote abgeschlossen, und mein Zweitfach auch. Also war es eigentlich eine Doppelbestnote. Das ist nicht gerade das, was man bei einer Frau erwartet, die im Fernsehen Werbung für Inkontinenzbinden gemacht hat, oder? Womit ich übrigens fast die Hälfte dieses Hauses finanziert habe. Aber wissen Sie, was das bedeutet? Die Bestnote, meine ich, nicht die Fernsehwerbung.«
    »Jedenfalls klingt es beeindruckend«, meinte Frieda.
    »Es bedeutet, dass beispielsweise Sie mich von vornherein anders einstufen würden, wenn Sie mich analysieren müssten. Menschen wie Sie interpretieren ein Menschenleben wie eine Geschichte – eine Geschichte mit einer Moral und einem Sinn. Aber ich habe das in Oxford auch gelernt. Ich weiß, wie man Geschichten analysiert, und ich weiß auch, wie man bestimmte Dinge in Geschichten verwandelt. Als ich damals House Doctor gemacht habe, und auch später, als ich eine Billigdokumentarserie über Leute moderierte, die sich im Urlaub schlecht benahmen, sah ich in jedem dieser Menschen eine kleine Geschichte. Und genau aus diesem Grund können Sie nicht einfach in mein Haus kommen und mich in die Psychogeschichte hineinpressen, die Sie sich vielleicht von einer alternden Fernsehmoderatorin zurechtgelegt haben.«
    Einen Moment herrschte Schweigen. Karlsson wirkte ziemlich verblüfft. Verstohlen schielte er zu Frieda hinüber. Er fand, das war ihr Ressort.
    »Tja«, sagte sie, »was passierte denn in Ihrer Geschichte mit Robert Poole?«
    »Er war ein Freund«, entgegnete Jasmine. »Wir haben miteinander gearbeitet. In gewisser Weise.«
    »Können Sie das näher erläutern?«, bat Frieda sie. »Wie haben Sie sich kennengelernt?«
    Jasmines Blick wurde wehmütig. »Es war ein bisschen wie im Film. Ich gehe ein paarmal die Woche ins Fitnessstudio, aber manchmal jogge ich auch. Eines Tages – vor ein paar Monaten – war ich im Ruskin Park unterwegs, hinter dem Krankenhaus. Während ich meine Dehnübungen absolvierte, hat er einfach ein Gespräch mit mir angefangen.«
    »Worüber?«
    »Ach, es ging dabei nur um die besagten Übungen. Er meinte, Dehnen nach dem Laufen sei grundsätzlich gut, aber eine von den Übungen, die ich machte, könnte unter Umständen schädlich für meinen Rücken sein. Er schlug mir eine andere Variante vor. Auf diese Weise kamen wir ins Gespräch, gingen miteinander einen Kaffee trinken, und ich bat ihn, mich bei meinem Fitnessprogramm zu unterstützen.«
    »Sozusagen als Privattrainer?«, fragte Karlsson.
    »Genau.«
    »Warum?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte sie. »Warum nicht?«
    »Sie hatten ihn doch gerade erst im Park kennengelernt.«
    »Wie suchen Sie sich denn Ihre Leute aus?«, konterte sie. »Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Der Mann wusste, wovon er redete, und ich verstand

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