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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Reißverschluss seiner Jacke geöffnet hatte, war der nasse Fußboden. Im meeresbiologischen Labor lief oft etwas über, weshalb der Boden aus Beton und in regelmäßigen Abständen mit Abflüssen versehen war. Doch jetzt war es viel nasser als gewöhnlich. Seine Gummisohlen machten quietschende Geräusche, als er um den Tisch mit dem Mikroskop und dem Monitor herumging und Darryl zum großen Aquarium in der Mitte folgte.
    Das Wasser lief immer noch an allen Seiten herunter, die Pumpen funktionierten, soweit er das erkennen konnte, aber außer dem Meerwasser war das Becken leer. Es gab keinen Eisblock und ganz gewiss keine Leichen. Kleine Eisbrocken trieben wie Miniatureisberge in den sanften Wellen, und im ganzen Labor roch es intensiv nach Salz. Michael war verwirrt und, wenn er ehrlich war, auch ein klein wenig sauer. Wenn das ein Scherz sein sollte, fand er ihn jedenfalls nicht zum Lachen. Man hätte ihn fragen müssen, ehe die Leichen erneut verlegt wurden.
    »Okay, was ist los?«, fragte er Darryl. »Hast du jemanden gebeten, sie wegzubringen?« Doch dann sah er Darryls verblüfftes Gesicht und kannte die Antwort bereits.
    »Wo sind sie?«, fragte Charlotte unschuldig und wickelte sich einen langen Schal vom Hals.
    »Ich … weiß … nicht«, erwiderte Darryl.
    »Was meinst du damit? Glaubst du, Betty und Tina haben sie sich wiedergeholt?«
    »Ich weiß nicht«, wiederholte er.
    Der schockierte Unterton seiner Stimme war nicht zu überhören,
und Charlotte warf Michael über seinen Kopf hinweg einen Blick zu.
    »Nun, sie werden ja wohl kaum aufgestanden und allein weggegangen sein«, sagte sie.
    Das Schweigen hing schwer im Raum. Michael ging auf die andere Seite des Beckens und stellte die Pumpen aus. Vor einem der Heizstrahler stand ein Stuhl, ein weiterer in der Nähe der Tür. Warum, fragte er sich, sollte Darryl die Stühle so hingestellt haben?
    »Ich weiß, dass du gern deine Ruhe hast, aber hat noch jemand mit dir zusammen hier gearbeitet?«, fragte er.
    »Nein«, antwortete Darryl leise, als sei er immer noch unfähig, diese Katastrophe zu erfassen. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt.
    »Murphy wird wissen, was das zu bedeuten hat«, sagte Charlotte voller Optimismus. »Er muss die Leichen verlegt haben.« Sie ging zum Haustelefon, das innerhalb der Station benutzt wurde und neben der Tür hing. Auch sie war einen Moment verwirrt, weil ihr der Stuhl im Weg stand.
    Michaels Gedanken überschlugen sich. Er griff nach einem Mopp, um das Wasser zu den Abflüssen zu schieben, während Darryl immer noch ins Becken starrte, als würden die Leichen wieder auftauchen, wenn er nur lange genug hinsah. Charlotte sprach am Telefon, und Michael schnappte ein paar Brocken von der Unterhaltung auf. » … nicht hier. … Bist du sicher? … Natürlich haben wir das.« Murphy war also genauso verblüfft wie sie.
    Darryl hatte die Augenbrauen nachdenklich hochgezogen und ging zum Labortisch, wo er sich vor dem Mikroskop auf den Stuhl fallen ließ. Michael schob den Stuhl vor dem Heizofen mit dem Mopp beiseite. Obwohl das überlaufende Wasser aus dem Becken nicht bis hierher gelangt war, entdeckte er eine kleine Pfütze, dort, wo der Stuhl gestanden hatte. Fast so, als wäre etwas tropfnass zum Trocknen aufgehängt worden. Er schaute hinüber zum
Stuhl bei der Tür, der ebenfalls umgestellt worden war, lehnte den Mopp an die Wand und ging hinüber.
    Charlotte hatte gerade den Hörer aufgelegt und verkündete, dass Murphy keine Ahnung hatte, was hier vor sich ging. »Er setzt sich mit Lawson und Franklin in Verbindung. Vielleicht wissen die, was hier los ist.«
    Michael schaute unter den Stuhl neben der Tür. Er entdeckte zwar kein Wasser, aber plötzlich spürte er einen kalten Luftzug an seinen Schultern und blickte nach oben. Unterhalb der Decke befand sich ein kleines, rechteckiges Fenster, eigentlich eher eine Lüftungsklappe. Als er auf den Stuhl kletterte, stellte er fest, dass das Fenster aufgekurbelt worden war, am inneren Rand waren bereits Schneeflocken und Eiskristalle angefroren. Als er hindurchsah, konnte er über den freien Platz blicken und in den hell erleuchteten Hundezwinger und Schlittenschuppen, in dem alles ruhig und friedlich zu sein schien.
    »Darryl«, fragte er. »Hast du die Lüftungsklappe hier jemals geöffnet?«
    »Was?« Darryl sah zu ihm hoch, während er gefährlich auf dem Stuhl balancierte. »Nein. Ich bezweifle, ob ich überhaupt drankäme.«
    Michael kurbelte das Fenster zu

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