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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Kugeln in eine der voluminösen Taschen der roten Jacke gleiten. Es war keine Zeit zu streiten, dafür hatte er zu viel zu tun.
    Er ging zur Truhe an der Rückseite des Pferchs und kniete sich davor. Die Ketten waren verschwunden, der Verschluss war aufgebrochen worden und der Deckel nicht richtig geschlossen. Langsam hob er ihn an und fand seinen durchnässten Feldmantel, seine Sporen, den Helm und ein paar seiner Bücher, die erstaunlicherweise immer noch ganz zusammengefroren und anscheinend heil waren. Schließlich entdeckte er drei ebenfalls heile Flaschen mit dem Etikett
Madeira – Casa Del Sol, San Cristobal
, auch wenn es inzwischen unlesbar geworden war. Diese packte er zuerst, wickelte sie in den Feldmantel und verstaute das Bündel anschließend sorgfältig auf der Ladefläche des Schlittens. Er entdeckte, dass die Ladefläche von der Vorderkante des Schlittens bis zu den hinteren Streben mit leeren Säcken bestückt war, in die er seine Reitausrüstung und Bücher hineinstopfte. Schließlich schleppte er noch einen Sack Hundefutter zum Schlitten. Die Hunde waren anscheinend überzeugt davon, dass er plante, ihre Vorräte zu stehlen. Sie erhoben sich alle in stummem Alarm und verharrten neben ihren in genau bemessenem Abstand eingeschlagenen Pflöcken. Vielleicht lag es aber auch an dem Geruch, den er verströmte. Sinclair hatte festgestellt, dass sich Tiere in seiner Gegenwart oft fürchteten. Seit der Schlacht von Balaklawa.
    Der Leithund, ein kräftiges Tier mit Augen wie blauer Achat, begann wie rasend zu bellen und an seinem Pflock zu zerren.
    »Ruhig!«, mahnte Sinclair und versuchte, leise und trotzdem befehlend zu sprechen. Er betete, dass der heulende Wind verhinderte, dass irgendjemand den Hund hörte.
    Doch als er den Sack in den Schlitten hob, sprang der Hund in die Luft und wurde nur durch die kurze Kette zurückgehalten, die von seinem Halsband zum Pflock führte.
    »Genug!«, rief Sinclair. Eleanor kauerte an der Wand, aber Sinclair führte sie zum Schlitten und half ihr, hineinzuklettern.
    »Wie willst du sie jemals anschirren?«, fragte sie. Unter der Kapuze war ihre Stimme fast nicht zu verstehen.
    »So, wie ich mein Leben lang Pferde angeschirrt habe.« Doch um die Wahrheit zu sagen, wusste er es selbst nicht. Mit einer Rebellion hatte er nicht gerechnet, und er musste auf der Stelle den Lärm unterbinden, sonst konnte er seinen ganzen Plan vergessen.
    Er ging um die hölzerne Trennwand herum, hob das Vorderteil des Geschirrs in die Höhe und schüttelte es. Es unterschied sich nicht sehr von einem Geschirr, das für einen Vierspänner benutzt wurde. Die anderen Hunde musterten ihn aufmerksam, aber der Leithund dachte gar nicht daran. Laut bellend sprang er dem Eindringling entgegen, wurde jedoch wieder von der Leine auf den Boden zurückgerissen. Auf der Stelle kam er wieder auf die Pfoten und sprang erneut. Diesmal neigte sich der Pflock und riss schließlich aus der Verankerung. Der Hund schoss an Sinclair vorbei und krachte mit der Schnauze gegen die Holzwand. Er drehte sich um, zerrte die Kette und den Pfosten hinter sich her und fiel Sinclair an, dem es gelang, zur Seite auszuweichen und den Angriff mit einem Arm abzuwehren. Der lose Pflock verhakte sich an einem anderen, der noch im Permafrostboden steckte, und in den wenigen Sekunden, die es dauerte, bis es dem Hund gelang sich zu befreien, versteckte Sinclair sich hinter der Trennwand.
    Eleanor rief seinen Namen, aber Sinclair warnte sie, im Schlitten zu bleiben. Der Hund kam auf ihn zugerannt, doch als er sah, dass Sinclair sich zur Rückseite des Pferchs zurückzog, von wo aus die Holzstiege auf den Heuboden führte, änderte er seine Richtung und rannte zur anderen Seite. Sinclair hatte die Hälfte der Stufen bereits erklommen, als er spürte, wie sich die Reißzähne des Hundes in seine Stiefel gruben und das Leder zerrissen. Er
wünschte, er trüge seine Sporen. Als er sich die letzten Stufen hoch kämpfte, hing der Hund an seinem Bein. Mit bloßen Fingern klammerte Sinclair sich an die Bodenbretter, während er nach dem an ihm hängenden Tier trat.
    Als der Hund plötzlich den Halt verlor und fiel, stolperte Sinclair nach vorn und auf den Heuboden. Der Rest des Gespanns unter ihm kläffte. Als Sinclair sich umdrehte und abstützte, hörte er Hundepfoten, die sich kratzend die schmale Stiege hinaufzogen. Da tauchte auch schon der riesige Kopf mit glühenden Augen und weit aufgerissenem Maul am Rand auf. Sinclair wusste,

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