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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Flüssigkeit lief. Anschließend bereitete sie eine Spritze vor. »Ich habe Murphy gesagt, dass er Unterstützung anfordern soll. Er braucht wesentlich mehr Hilfe als die, die wir ihm hier geben können.«
    »Was ist das für eine Spritze? Gegen Tollwut?« Die Kompresse, die er hielt, war feucht und hatte einen dunklen pinkfarbenen Fleck.
    »Tetanus«, antwortete sie, hielt die Spritze gegen das Licht und drückte gegen den Kolben. »Wir haben gar keinen Impfstoff gegen Tollwut hier unten. Aber es sollten auch keine Hunde hier sein.«
    Sie verabreichte Danzig die Spritze, aber noch ehe sie die Kanüle wieder herausgezogen hatte, ertönte ein Piepen vom Monitor, der den Blutdruck und das EKG anzeigte.
    »Scheiße«, sagte sie, warf die gebrauchte Nadel ins Spülbecken und riss den Schrank hinter sich auf. »Er stürzt ab!«
    Ein unheilvoller Dauerpiepton erfüllte den Raum.
    Sie lud die Elektroden des Defibrillators auf, wie Michael es schon in einem Dutzend Krankenhausserien im Fernsehen gesehen hatte, und befestigte sie auf Danzigs behaarter Brust. Das Flanellhemd hatten sie aufgeschnitten, und die Haut war vom Desinfektionsmittel ganz orange. Eine der Elektroden landete auf einer Tätowierung, dem Kopf eines Huskys, und Michael fragte sich, ob das Bild Kodiak darstellen sollte. Charlotte zählte bis drei, brüllte: »Jetzt!« und drückte die Elektroden nach unten, während der plötzliche Stromstoß den Körper zusammenzucken ließ. Danzigs Kopf flog nach hinten, und sein Rumpf wölbte sich zu einem Bogen.
    Doch die Geräte gaben weiterhin nur einen durchgehenden Piepton von sich.
    Wieder brüllte sie: »Jetzt!«. Während Michael einen Schritt zurücktrat, traktierte sie Danzig mit einem weiteren Stromschlag. Der Körper zuckte erneut, aber die Linien auf den blauen Bildschirmen blieben flach. Mehrere frische Stiche waren wieder aufgerissen.
    Charlotte atmete schwer, ein paar Haarflechten hingen ihr ins Gesicht, und im Raum hing der schwache Geruch von gegrilltem
Fleisch. Sie versuchte es noch einmal, aber nichts geschah. Der Körper zuckte, sank wieder auf die Liege und blieb vollkommen reglos liegen. Aus der Halswunde sickerte Blut, doch Michael hatte nichts, womit er es hätte aufsaugen können.
    Charlotte wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn, warf einen erneuten Blick auf die Monitore und ließ sich dann auf den Stuhl hinter sich fallen, die Schultern zusammengesackt und die Stirn schweißnass. Michael wartete. Was sollten sie als Nächstes tun? Das konnte es doch nicht gewesen sein!
    »Soll ich eine Herzmassage bei ihm machen?«, sagte er, trat an die Liege und legte seine Hände auf Danzigs Brust.
    Doch Charlotte schüttelte nur den Kopf.
    »Soll ich es nicht zumindest versuchen?«, drängte Michael und drückte mit den Handballen zu, wie er es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt hatte. »Soll ich ihm eine Mund-zu-Mund-Beatmung geben?«
    »Er ist tot, Michael.«
    »Sag mir nur, was ich machen soll.«
    »Es gibt
nichts
, was du noch tun könntest«, sagte sie und sah auf die Uhr. »Wenn du es genau wissen willst, war er in der Sekunde verloren, als der verdammte Hund über ihn hergefallen ist.«
    Ohne hinzuschauen griff sie hinter sich auf den Tisch nach einem Klemmbrett. Sie nahm den Stift, der an einer kleinen Kette hing, und notierte die Todeszeit.
    Danzigs Augen waren immer noch geöffnet, und Michael schloss sie.
    Charlotte schaltete die Maschinen ab, dann hob sie Danzigs Kette aus Walrosszähnen auf, die sie in der Eile auf den Boden geworfen hatte.
    »Das war sein Glücksbringer«, sagte Michael.
    »Hat aber nicht viel geholfen«, erwiderte sie und reichte ihm die Kette.
    Schweigend saßen sie da, den Leichnam zwischen sich, bis Murphy O’Connor den Kopf durch die Tür steckte.
    »Schlechte Nachrichten vom Hubschrauber«, sagte er. Dann merkte er, was geschehen war und murmelte: »O mein Gott!«
    Charlotte entfernte den Infusionsschlauch. »Es besteht keine Eile«, sagte sie. »Sie können kommen, wann es ihnen passt.«
    Murphy strich sich mit der Hand über das graumelierte Haar und starrte auf den Boden. »Der Sturm«, erklärte er, »wird vor dem Morgen noch viel schlimmer werden. Sie sagen, dass sie warten müssen, bis er vorbeigezogen ist.«
    Draußen hörte Michael den Wind, als würde er zornig mit Fäusten gegen die Wände der Krankenstation trommeln.
    »Allmächtiger«, murmelte Murphy. Er wollte sich bereits abwenden, doch dann sagte er zu Charlotte: »Ich bin sicher, dass du alles

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