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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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fragst, ob ich innerhalb eines Zeitraums von wenigen Tagen schon eine Lösung für einen der rätselhaftesten hämatologischen Befunde der Geschichte gefunden habe, dann lautet die Antwort nein. Pasteur hat auch eine Weile gebraucht.«
    »Tut mir leid«, sagte Michael, und Darryl bedauerte, so ruppig gewesen zu sein.
    »Aber ich mache Fortschritte«, sagte er. »Und ich habe ein paar Ideen.«
    »Das ist gut.« Michael lebte auf. »Das ist großartig. Ich vertraue dir. Und ich glaube, jetzt brauche ich eine Limo.«
    »Bedien dich.«
    Michael ging zum Kühlschrank, holte eine Flasche heraus und blieb vor dem Aquarium mit den
Cryotheniae hirschii
stehen, während er trank.
    »Mir geht da nämlich die ganze Zeit so eine verrückte Idee im Kopf rum«, sagte er schließlich, ohne sich umzudrehen und Darryl anzusehen.
    »Ich bin offen für alle Vorschläge«, entgegnete Darryl, verschloss ein weiteres Reagenzglas und beschriftete es, »obwohl ich gar nicht wusste, dass das hier dein Fachgebiet ist.«
    »Ist es auch nicht«, sagte Michael. »Ich überlege nämlich, ob Eleanor nicht mit mir im Versorgungsflugzeug zurückfliegen sollte.«
    »Was?«
    »Wenn du ein Mittel finden könntest, oder zumindest eine
Möglichkeit, ihren Zustand zu stabilisieren«, sagte Michael und drehte sich endlich um, »könnte ich sie auf ihrem Weg zurück in die Zivilisation begleiten.«
    »Sie gehört nicht in ein Flugzeug«, sagte Darryl, »sondern in Quarantäne. Oder in die Obhut der Gesundheitsbehörde. Sie hat immerhin eine Blutkrankheit mit, wie soll ich sagen, schwerwiegenden Nebenwirkungen.« In Michaels Blick lag etwas, das ihm gar nicht gefiel. »Diese Frau ist tabu, in jeder Hinsicht. Das ist dir doch klar, oder?«
    »Himmel, natürlich weiß ich das«, sagte Michael, als nähme er ihm schon allein die Frage übel.
    »Und falls du es vergessen hast, wir haben jetzt noch einen zweiten Patienten mit dem gleichen Problem. Willst du ihn auch mitnehmen?«
    »Wenn wir eine Lösung fänden«, sagte Michael, wenn auch mit weniger Begeisterung, »ja, das würde ich.« Er nahm einen großen Schluck aus der Limoflasche. »Ich müsste ihn mitnehmen.«
    »Das ist Wahnsinn«, sagte Darryl. »Wann kommt das Flugzeug? In neun Tagen? Ich bezweifle ernsthaft, dass irgendjemand außer dir damit zurückfliegen wird.«
    Michael wirkte ernüchtert, aber ruhig, als wüsste er, dass er einen ziemlich löchrigen Versuchsballon gestartet hatte.
    »Was du tun kannst«, sagte Darryl, um ihn aufzumuntern, »ist, Charlotte zu bitten, mir ein paar Blutproben von dem Mann zu besorgen … wie hieß er doch gleich?«
    »Sinclair Copley.«
    »Von MrCopley, und zwar so schnell wie möglich. Und statt mich mit deinen abwegigen Gedanken von der Arbeit abzuhalten, solltest du in dein Zimmer gehen und ausschlafen. Vielleicht wachst du ja morgen früh mit richtig guten Ideen auf.«
    »Danke. Ich werde es versuchen.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, sagte Darryl und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
    Doch Michael hatte noch eine Sache zu erledigen, ehe er schlafen konnte. Seit Tagen schon schob er es vor sich her, und Joe Gillespie, sein Redakteur, hatte bereits drei immer dringendere Nachrichten für ihn hinterlassen. Aus einer ganzen Reihe von Gründen hatte er das Gespräch hinausgeschoben. Was sollte er Joe erzählen? Dass die Leichen, die er im Eis entdeckt hatte, erfolgreich aufgetaut sind und sich dann davongemacht hatten? Dass sie jetzt lebten und unter Verschluss gehalten wurden? Klar, das würde Gillespie ihm ohne weiteres abkaufen. Oder sollte er ihm davon berichten, was mit Danzig und Ackerley geschehen war? Ihm erzählen, dass die toten Männer wieder lebendig geworden waren, wahnsinnig durch irgendeine unbekannte Krankheit, polare Ausgaben der lebenden Toten? Wie weit, fragte er sich, würde er mit seinem Bericht kommen, ehe Gillespie sich fragte, ob sein Reporter verrückt geworden war? Und was würde Gillespie anschließend tun? Würde er das Hauptquartier der NSF benachrichtigen, dass sein unter Wahnvorstellungen leidender Mitarbeiter sofort evakuiert werden musste? Oder würde er versuchen, mit dem Leiter der Station, mit Murphy O'Connor höchstpersönlich, Kontakt aufzunehmen? Demselben Murphy O'Connor, dessen letzte Äußerung zu diesem Thema lautete: »Was in Point Adélie geschieht, bleibt in Point Adélie.«
    Michael rief Gillespie über das Satellitentelefon zu Hause an und hoffte, dass er nur den Anrufbeantworter anträfe, doch Gillespie ging nach

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