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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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für ein »klares Bild« gesorgt, wie Ackerley es genannt hatte? Michael wurde daran erinnert, was für einen gefährlichen Gegner er vor sich hatte.
    »Wir arbeiten hier am Südpol«, sagte Michael. »Wir sind Amerikaner.«
    Die Spitze der Harpune senkte sich noch weiter, und Michael könnte schwören, dass ein winziges Lächeln über die Lippen des Leutnants huschte.
    »Vor langer Zeit wäre ich gerne nach Amerika gereist«, sagte Sinclair und hustete. »Es schien ideal zu sein. Ich kannte dort niemanden, und niemand kannte mich.«
    Aus dem Augenwinkel nahm Michael eine Bewegung an der Hintertür wahr, und Sinclair musste seinen Blick gesehen haben. Mit erhobener Harpune wirbelte er herum, und ehe Michael mehr tun konnte als »Stopp!« zu rufen, stürzte Franklin mit schussbereiter Waffe an den Fässern vorbei.
    Sinclair zögerte eine Sekunde, doch als der Lauf der Waffe sich hob, schleuderte er die Harpune. Gleichzeitig ertönte ein ohrenbetäubender Knall aus dem Gewehr, und Stücke der roten Ziegel des Schornsteins flogen in alle Richtungen. Ein Splitter traf Michaels Wange wie eine Hornisse, und ein kleineres Stück flog ihm ins Auge. Er senkte den Kopf, um das Teil herauszuwischen, und als er mit verschwommenem Blick wieder aufschaute, zitterte die Harpune in einem Fass. Franklin hielt das Gewehr immer noch in die Höhe und starrte Sinclair an, der über dem Amboss zusammengesackt war. Seine Arme hingen kraftlos an den Seiten herunter, und die Finger zuckten. In diesem Moment drängte Murphy mit gezückter Pistole herein.
    »Was hast du getan?«, schrie Michael. »Verdammt, was hast du getan?«
    »Er hat eine Harpune auf mich geworfen!« Doch selbst Franklin wirkte erschüttert. »Außerdem habe ich gar nicht ihn getroffen, sondern den Schornstein.«
    Michael kniete neben Sinclair nieder. Aus einer Wunde am Hinterkopf sickerte Blut und färbte das blonde Haar rot. »Und was ist das hier?«
    »Ein Querschläger. Ich habe Gummigeschosse verwendet. Sie müssen abgeprallt sein.«
    Murphy ging auf der anderen Seite des Amboss in die Hocke, und zusammen legten sie Sinclair vorsichtig auf den Boden und drehten ihn auf den Rücken. Die Augen waren in den Schädel zurückgetreten, und die Lippen waren blau. Michael konnte nur daran denken, wie Eleanor das treffen würde.
    »Wir müssen ihn zur Station zurückbringen«, sagte Michael. »Charlotte muss sich möglichst schnell um ihn kümmern.«
    Murphy nickte und stand auf. »Zuerst müssen wir ihn fesseln … «
    »Er ist bewusstlos«, unterbrach Michael ihn
    »Im Moment«, gab Murphy zurück. »Was, wenn er zu sich kommt?« Er warf Franklin einen Blick zu. »Dann laden wir ihn hinten auf mein Schneemobil. Zu Hause kommt er sofort in Quarantäne. Schieß eine Leuchtrakete ab, damit Lawson weiß, dass wir hier sind und aufbrechen können.«
    Als Franklin nach draußen ging, dachte Michael an Ackerleys Quarantäne auf einer Kiste im Fleischlager, und wie sinnvoll das gewesen war.
    »Du kennst den Ablauf«, sagte Murphy. »Bis auf weiteres braucht niemand zu wissen, dass wir ihn haben. Verstanden?«
    »Ja, kapiert.«
    »Und das gilt doppelt für das Dornröschen.«
    Michael war nur zu gern bereit, dieses Geheimnis für sich zu behalten. Langsam bekam er Übung darin, Geheimnisse zu bewahren. Doch selbst wenn die anderen in der Basis nichts von Sinclair wussten, mit Eleanor war es eine andere Geschichte. Soweit Michael wusste, gab es eine emotionale Verbindung zwischen ihnen. Eine Verbindung, die so stark war, dass er nicht überrascht wäre, wenn sie bereits wüsste, dass sie Sinclair gefunden hatten, dass er verletzt war und auf dem Weg zurück zu ihr.

47 . Kapitel 22 .Dezember, 19 : 30 Uhr
    Als Darryl den Fisch zum Aquarium trug, zappelte er so heftig, dass er ihn beinahe losgelassen hätte.
    »Ganz ruhig«, murmelte er, »ganz ruhig.« Dann ließ er den Fisch in den Bereich des Beckens fallen, den er für die bisher gefangenen Exemplare des
Cryothenia hirschii
reserviert hatte. Er schwamm ein wenig herum, berührte die Glaswand mit der Nase und ließ sich schließlich langsam auf den Boden des Beckens sinken, um dort wie seine Gefährten nahezu regungslos liegenzubleiben, fast durchsichtig. Wenn es sich bei dem Fisch tatsächlich um eine bislang unentdeckte Spezies handelte, und dessen war Darryl sich so gut wie sicher, wäre es für einen Laien kein besonders aufregender Fund. Besonders viel zu sehen gab es nämlich nicht. Doch in der Forschergemeinde, dort also, wo

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