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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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herunter. Das Laken und die Decke waren um seine Beine gewickelt, und das Kopfkissen lag auf dem Boden. Er tastete nach seinem Hals, er war feucht, aber als er seine Fingerspitzen musterte, waren sie nur mit Schweiß bedeckt.
    »Du hast Glück, dass ich gerade gekommen bin«, sagte Darryl und trat einen Schritt zurück. »Sonst hättest du noch einen Herzinfarkt bekommen.«
    »Schlechter Traum«, sagte Michael mit heiserer Stimme. »Schätze, ich hatte ’n schlechten Traum.«
    »Im Ernst?« Darryl stieß einen schweren Seufzer aus, dann drehte er sich um, nahm die Armbanduhr ab und legte sie auf den Nachttisch. »Worum zum Teufel ging es bloß in dem Traum?«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, sagte Michael, obwohl er jede Einzelheit deutlich vor sich sah.
    »Du hast es schon vergessen?«
    Michael ließ den Kopf auf das Kissen sinken, das Darryl ihm zurückgegeben hatte, und starrte wie betäubt an die Decke. »Ja.«
    »Nur so nebenbei, ich glaube, du hast von Eleanor geträumt.«
    »Aha.«
    »Aber ich werde es niemandem sagen.« Darryl schnappte sich sein Handtuch vom Haken an der Tür und sagte: »Ich bin in fünf Minuten wieder da. Schlaf nicht wieder ein, egal, wie du es anstellst.«
    Michael war wieder allein und wartete darauf, dass sein Herzschlag sich beruhigte und die Panik verging. Er sah Eleanors braunes Haar vor sich, das sich über ihre blassen weiße Brüste ergoss, und ihre feuchten roten Lippen, immer noch geöffnet und hungrig nach mehr …

48 . Kapitel 23 .Dezember, 22 : 30 Uhr
    »Ich habe Durst«, sagte Sinclair laut. Franklin stand von der Kiste auf, auf der er gesessen hatte, nahm den Pappbecher mit dem Strohhalm und hielt ihn Sinclair hin.
    Sinclair, dessen Hände mit Handschellen gefesselt waren, trank gierig durch den Strohhalm. Seine Kehle war ausgedörrt, doch er wusste, dass Wasser, sei es auch noch so viel, seinen Durst niemals würde löschen können. Er befand sich in einem Lagerraum und saß aufrecht auf dem Rand einer Pritsche. Um ihn herum waren mechanische Geräte in der Größe von Schuhputzkästen aufgebaut, die in sporadischen Abständen Hitzewellen ausstrahlten, obwohl er keine Kohle und kein Gas entdecken konnte, mit dem sie befeuert wurden.
    Es war wahrhaftig ein Zeitalter der Wunder.
    An seinem Hinterkopf verspürte er einen dumpfen Schmerz, dort, wo der Kugelsplitter seinen Schädel gestreift hatte, doch davon abgesehen war er unversehrt. Um seinen linken Knöchel trug er ein improvisiertes Fußeisen mit einer Kette daran, die um ein Rohr an der Wand geschlungen und mit einem Vorhängeschloss gesichert war. Im Raum stapelten sich Kisten und auf dem Boden an einer Seite entdeckte er einen großen rostfarbenen Fleck, bei dem es sich nur um Blut handeln konnte. War dies der Raum, in dem Gefangene gewöhnlich verhört wurden oder Schlimmeres?
    Er versuchte, seinen Wärter in eine Unterhaltung zu verwickeln,
aber außer seinem Namen, Franklin, hatte er nichts erfahren. Der Mann trug etwas in den Ohren, durch eine Schnur miteinander verbunden, und vergrub sein Gesicht in einer Gazette mit einem halbentblößten Mädchen auf dem Titel. Sinclair hatte den Eindruck, dass Franklin den Befehl hatte, dem Gefangenen keine Informationen preiszugeben. Außerdem schien er sich, und zwar vollkommen zu Recht, vor ihm zu fürchten. Wenn sich ihm die Gelegenheit böte, würde Sinclair ihm die Wunde an seinem Hinterkopf gern heimzahlen.
    Die Zeit kroch dahin. Man hatte ihm seine eigenen Kleider ausgezogen – sie lagen ordentlich zusammengelegt auf einer Kiste, die einem Dr.Pepper gehörte, wer immer das sein mochte – und gegen einen Pyjama aus Flanell und einen Stapel Wolldecken getauscht, was ihm sehr unangenehm war. Er sehnte sich danach, von der Pritsche aufzustehen, seine Sachen zurückzufordern und nach Eleanor zu suchen. Sie war irgendwo hier in diesem Lager und er wollte sie finden.
    Und dann … was dann? Es war, als würde er mit dem Kopf gegen die sprichwörtliche Wand rennen. Wie waren ihre Aussichten, ausgesetzt am Ende der Welt? Wohin sollten sie gehen? Und für wie lange?
    Er erinnerte sich, in der Walfangstation Boote gesehen zu haben. Das große, die
Albatros
, würde er niemals allein wieder flott bekommen. Ein kleineres, hölzernes Walfängerboot würde sich nach einigen Reparaturen vielleicht als seetüchtig erweisen, aber Sinclair war kein Seemann. Und sie waren umgeben vom gefährlichsten Ozean der Welt. Seine einzige Chance war, bei anständigem Wetter in See zu stechen

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