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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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anderen Welt zu kommen, sie
war
aus einer anderen Welt gekommen, und er fürchtete um sie, wenn sie in seine käme. Er wollte sie beschützen, begleiten und retten.
    In der Koje war es so still und dunkel wie in einem Grab.
    Er erinnerte sich an ihren ersten Seufzer, als sie noch im Eis eingeschlossen war.
    Und dann hatte er sie in der verlassenen Kirche gefunden, verängstigt und allein. Aber sie hatte sich nicht geduckt. Ihr Mut hatte sie nicht verlassen, trotz allem, was sie erlitten hatte.
    Was hatte sie noch mal im Gemeinschaftsraum auf dem Klavier gespielt?
Barbara Allen.
Die traurige Melodie ging ihm durch den Kopf.
    Der Vorhang am Fußende seines Bettes bewegte sich.
    Er erinnerte sich an das Rot ihrer Wangen, als er sich neben sie auf den Klavierhocker gesetzt hatte. Das Rascheln ihres Kleides mit den bauschigen Ärmeln. Die Spitzen ihrer schwarzen Schuhe, mit denen sie die Pedale bediente.
    Die Matratze sackte leicht nach unten, als hätte sie ein zusätzliches Gewicht zu tragen.
    Er dachte an ihren Geruch nach frischer Seife, und der Duft schien ihn jetzt zu umgeben.
    Er dachte an ihre Stimme, leise, gebildet, akzentuiert …
    Und dann hörte er sie in der Dunkelheit.
    »Michael?«
    Hatte er sich das nur eingebildet? Draußen heulte der Wind.
    Doch dann spürte er den warmen Atem an seiner Wange und eine Hand, die nach seiner Brust tastete, so sanft, als würde ein Vogel auf einem Ast landen.
    »Ich halte es nicht länger aus«, sagte sie.
    Er rührte keinen Muskel.
    »Ich ertrage es nicht, so allein zu sein.«
    Sie lag oben auf der Decke, doch er spürte ihren Körper, der sich an ihn presste. Wie um alles auf der Welt hatte sie …
    »Michael … sag meinen Namen.«
    Er befeuchtete die Lippen und flüsterte: »Eleanor.«
    »Noch einmal.«
    Er sagte ihn noch einmal und hörte sie schluchzen. Das Geräusch brach ihm beinahe das Herz.
    Er drehte sich zu ihr um und tastete in der Dunkelheit nach ihrem Gesicht. Er fand Spuren von Tränen und küsste sie fort. Ihre Haut war kalt, doch die Tränen waren heiß.
    Sie schmiegte sich enger an ihn, und er spürte ihren schwachen und hektischen Atem an seinem Hals.
    »Du wolltest doch, dass ich zu dir komme, nicht wahr?«
    »Ja«, murmelte er, »das wollte ich.«
    Dann fand er ihre Lippen. Sie waren weich und nachgiebig, aber kalt. Er sehnte sich danach, sie zu wärmen. Er küsste sie heftiger und hielt sie fest. Die Decke war unangenehm rau und lag zwischen ihnen.
    Er schob die Decke fort, und in der Dunkelheit suchten seine Hände nach ihrem Körper. Sie war schlank wie ein Knabe und trug nur eine Art Slip, so dünn wie ein Betttuch und ebenso leicht zu entfernen.
    Himmel, wie gut es sich anfühlte, sie zu berühren! Mit der Hand strich er über ihren nackten Rücken, und sie zitterte. Sie war immer noch unsäglich kalt, doch ihre Haut war samtweich. Er ertastete ihren Hüftknochen und die flache Erhebung ihres Bauches, bei dessen Berührung sie erbebte. Ihre Brüste waren weiche kleine Hügel, und die Nippel wurden unter seinen Fingern hart wie Kirschkerne.
    »Michael … «, seufzte sie, mit den Lippen an seiner Kehle.
    »Eleanor … «
    Er spürte, wie sie an seinem Hals knabberte.
    »Vergib mir«, flüsterte sie.
    Ehe er fragen konnte, was sie meinte, spürte er, wie ihre Zähne sich wie eiskalte Nadeln in seine Kehle gruben. Etwas Heißes lief ihm in den Nacken, war es sein Blut? Er versuchte zu schreien, doch er erstickte fast am Klang seiner eigenen Stimme und strampelte mit den Beinen, um sich von dem Bettlaken zu befreien. Verzweifelt versuchte er, Eleanor von sich zu stoßen …
    Mit einem Ruck wurden die Bettvorhänge zurückgerissen.
    Er konnte sehen, wie sie zurückwich, sie war nackt, sein Blut klebte auf ihren Lippen und die Augen loderten …
    Helles Licht blendete ihn.
    Er stieß erneut zu, um sie aus seiner Koje zu werfen.
    Eine Stimme rief: »Michael! Verdammt noch mal, Michael … wach auf! Wach auf!«
    Seine Hände stießen immer noch zu, doch jemand hatte sie gepackt und hielt sie fest.
    »Ich bin’s! Darryl!«
    Er starrte aus seiner Schlafkoje nach unten.
    Das Licht war an, und Darryl hielt seine Hände.
    »Du hattest einen Alptraum.«
    Michaels Herz hämmerte in seiner Brust, doch er hatte aufgehört, wild um sich zu schlagen.
    »Die Mutter aller Alpträume schlechthin, würde ich sagen«, fügte Darryl hinzu, als Michael sich langsam wieder auf die Matratze sinken ließ.
    Allmählich beruhigte sich Michaels Atem. Er schaute an sich

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