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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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dort werden es vermutlich nicht einmal merken, und wenn, dann ist es ihnen egal.« Sein Kopf tauchte am Halsausschnitt wieder auf. »Gib einem Glaziologen einen frischen Eiskern zum Untersuchen, und er ist der glücklichste Mensch auf dem Planeten. Solange du ihre Experimente nicht durcheinanderbringst, kümmern sich Wissenschaftler nicht darum, was du treibst.«
    Da musste Michael ihm zustimmen. Er hatte über einige von ihnen berichtet, zum Beispiel über eine Primatenforscherin in Brasilien oder einen Reptilienspezialisten im Südwesten. Sie lebten ganz in ihrer eigenen kleinen Welt. In Point Adélie würde er auf eine besondere Sammlung von ihnen stoßen.
    Nachdem Darryl mit dem Packen fertig war, schleppten sie ihr Gepäck aufs Achterdeck, wo die Piloten bereits an Bord des Hubschraubers gegangen waren und die üblichen Routinechecks durchführten. Unteroffizier Kazinski tauchte auf und schleppte Dr.Barnes’ Tasche. Sie war ihm dicht auf den Fersen in ihrem langen grünen Daunenmantel, die Zöpfe zu einem großen Knoten hochgesteckt.
    Bevor sie einstiegen, kam Captain Purcell zu ihnen, doch er schien sich nur an die anderen beiden, nicht an Michael zu
wenden. »Im Namen der Küstenwache der Vereinigten Staaten wünsche ich Ihnen alles Gute für den Rest Ihrer Reise nach Point Adélie. Wir freuen uns, dass wir Ihnen helfen konnten und helfen gerne wieder aus, falls es nötig sein sollte.«
    Charlotte und Darryl dankten ihm überschwänglich und schüttelten ihm die Hand. Schließlich wandte der Kapitän sich an Michael. »Versuchen Sie doch gelegentlich mal, nicht in Schwierigkeiten zu geraten, MrWilde.«
    »Ich hoffe, Lieutenant Healey wird wieder gesund. Können Sie mich über ihren Zustand auf dem Laufenden halten?«
    »Das werde ich«, erwiderte der Kapitän in einem Ton, der deutlich machte, dass er es nicht tun würde.
    Ein paar Matrosen tauchten auf, packten ihre Taschen und verstauten sie im Frachtraum.
    Der Kapitän blickte Richtung Westen und fügte hinzu: »Sie sollten besser aufbrechen. Ein weiterer Sturm zieht auf.« Dann gab er den Piloten im Hubschrauber ein kurzes Handzeichen und kehrte zur Brücke zurück.
    Michael folgte Charlotte und Darryl zur Seitentür des Helikopters, duckte sich und rutschte auf den Sitz auf der anderen Seite, neben einem großen, quadratischen Fenster. Dieser Hubschrauber war so entworfen, dass er möglichst viel Sicht bot, und er würde die ganze Zeit einen großartigen Ausblick haben. Darryl hatte sich, möglicherweise absichtlich, nach innen neben Charlotte gesetzt. In der Kabine war es warm, und nachdem Michael rasch seinen Parka und die Handschuhe abgelegt hatte, schnallte er den Gurt, der über beide Schultern führte, fest. Zum Schluss, gerade als die Piloten den Rotor anwarfen und das gesamte Fahrzeug zu vibrieren und zu summen begann, setzte er schalldämpfende Kopfhörer mit angeschlossenem Intercom-Mikrophon auf. Ein Matrose knallte die Seitentür zu und verriegelte sie. Zwischen der Passagierkabine und dem Cockpit lag ein kurzer Gang, durch den Michael die Piloten, Diaz und Jarvis, sehen konnte. Die Namen
hatte er von den Matrosen aufgeschnappt, die die Plane entfernt hatten. Jetzt knipsten die beiden diverse Schalter über ihren Köpfen an und überprüften Skalen und Computermonitore. Das Cockpit wirkte wie eine komprimierte Version der Brücke auf dem Schiff.
    Der Helikopter schwankte auf der Plattform wie ein Teenager in High Heels, bevor er unerwartet an Stabilität und Kraft zulegte und sich steil nach oben in die Luft erhob, mit der Nase zum Schiffsheck. Dann, als der Eisbrecher unter ihnen weiterfuhr, beschrieben sie eine Kurve und drehten in südwestliche Richtung ab. Das Letzte, was Michael von der
Constellation
sah, war das demolierte Fenster des Kommandoturms. Jemand hatte den toten Albatros entfernt und das Loch mit Holz, Aluminiumstreifen und Klebeband provisorisch abgedichtet.
    Unter ihm lag das Weddell-Meer, benannt nach dem schottischen Seemann James Weddell, der es 1820 als einer der Ersten erkundet hatte. Die Wasseroberfläche war mit schwimmenden Eisschollen und gewaltigem, scheinbar unbeweglichem Packeis bedeckt. Von oben konnte Michael direkt in die gezackten Gletscherspalten blicken, und wenn das Licht günstig stand und ein Sonnenstrahl zufällig genau im richtigen Winkel darauf traf, leuchtete das Innere des Eises in einem hellen Neonblau auf. Doch im nächsten Moment war es, als hätte jemand den Strom abgestellt, und die Spalten

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