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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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zertrümmerten ihre Flugzeuge an den Gipfeln der Eisberge oder direkt auf dem Packeis.
    »Wie Sie sicherlich schon bemerkt haben«, sagte Unteroffizier Diaz über das Intercom, »haben wir gerade heftigen Gegenwind.«
    Michael richtete sich in seinem Sitz auf und sah zu seinen Reisegefährten hinüber. Charlotte faltete ihre Karte zusammen und steckte sie weg, und Darryl reckte den Hals, um an ihrer Seite aus dem Fenster zu schauen.
    »Aber wir haben Point Adélie fast erreicht. Wir folgen der Küstenlinie und nähern uns der Station von Nordwest. Wenn der Nebel aufreißt, müssten Sie die alte Walfangstation der Norweger erkennen können, vielleicht sogar die Brutplätze von Adélie.« Er schaltete das Gerät aus, meldete sich kurz darauf jedoch noch einmal. »Unteroffizier Jarvis lässt Ihnen mitteilen, dass wir in Kürze landen werden. Bereiten Sie sich bitte darauf vor, das Fahrzeug zu verlassen, sobald wir Ihnen Bescheid geben. Warten Sie nicht auf Ihr Gepäck und Ihre Ausrüstung, es wird Ihnen gebracht.« Dann klickte es erneut, und das Intercom blieb stumm.
    Michael schnürte seine Stiefel zu und suchte Parka, Mütze und Handschuhe zusammen, auch wenn er nichts davon anziehen konnte, solange er noch angeschnallt war. Obwohl er es nicht sehen konnte, spürte Michael, wie der Hubschrauber langsam an Höhe verlor, bis er in den Nebel eintauchte. Gelegentlich wurde ein Stück felsiger Küste sichtbar, und einmal sah er eine
große Pinguinkolonie, die sich auf einer schneebedeckten Ebene zusammendrängte. Dann erhaschte er einen Blick auf eine Ansammlung verlassener Holzhäuser, die Wände schwarz und rostrot. Etwas, das wie eine Kirchturmspitze aussah, ragte aus dem Nebel. Doch er war sich nicht sicher, da der Hubschrauber so schnell flog, in den kräftigen Luftströmungen ständig aufstieg und wieder absackte und von einer Seite zur anderen kippte. Ein paar Minuten später überflogen sie einen niedrigen Höhenrücken, der Hubschrauber drosselte die Geschwindigkeit und drehte bei. Die Rotoren dröhnten lauter als je zuvor. Michael lehnte sich dicht ans Fenster, um nach unten zu blicken. Die Kufen des Helikopters zerteilten den Nebel, und er entdeckte einen Mann in orangerotem Parka, der wild winkend auf dem Eis herumschlitterte. Graue und braune Farbkleckse umgaben ihn, von denen manche über Schnee und Eis dahinjagten und andere verschwanden, als hätten sie sich unvermittelt in Luft aufgelöst. Der Hubschrauber schwebte in der Luft, doch eine kräftige Windböe schüttelte ihn heftig durch. Im Cockpit beugten sich Diaz und Jarvis über ihre Instrumente, und Diaz sprach hastig in sein Mikrophon.
    Der Mann unter ihnen verschwand aus Michaels Blickfeld, um gleich darauf wieder aufzutauchen. Immer noch winkte er heftig mit den Armen. Der Helikopter ruckelte erneut, ein Lufthorn ertönte zweimal hintereinander und langsam senkte sich der Hubschrauber. Als die Kufen das Eis berührten, gab es ein knirschendes Geräusch, das Michael an einen altmodischen Eiswürfelzubereiter denken ließ, aus dem man das Eis herausbrechen musste. Über den Lärm hinweg hörte er den Mann im orangeroten Parka etwas rufen. Er rutschte an dem Fenster vorbei, und Michael erhaschte einen kurzen Blick auf ein bärtiges, wettergegerbtes Gesicht mit Schutzbrille. Kurz darauf hörte er, wie die Rotoren allmählich langsamer wurden. Die Piloten legten ein paar Schalter um und lösten ihre Sicherheitsgurte.
    Michael tat es ihnen gleich.
    Diaz drehte sich um und rief laut: »Endstation!«
    Jarvis war bereits ausgestiegen und zerrte an der Verriegelung der Tür zur Passagierkabine. Die Tür flog auf, und ein Windstoß drückte stürmisch antarktische Luft hinein. Charlotte kämpfte immer noch mit ihrem Gurt, und Darryl half ihr dabei, so gut er konnte.
    »Alles von Bord, was raus geht!«, brüllte Jarvis und streckte Charlotte, die sich endlich befreit hatte, eine Hand entgegen. Vorsichtig trat sie auf das Eis. Darryl purzelte hinter ihr her, dann folgte Michael.
    Der Mann im Parka rief den Piloten irgendetwas über Robben, Weddellrobben und Junge zu. Michael war immer noch etwas taub vom Dröhnen des Hubschraubers, und das meiste von dem, was der Mann sagte, wurde vom Wind fortgerissen und weggeweht, bevor er begriff, worum es ging.
    Michael entfernte sich vom Helikopter, als weitere Männer mit Parkas und Schutzbrillen auf das Heck zurannten, wo Jarvis bereits den Frachtraum geöffnet hatte. Michael sah, wie Kisten mit Proviant herausglitten,

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