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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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Schicksal vor sich. Da wurde auch Sinclair plötzlich nüchterner. Trotzdem sagte er: »Ein großartiger Tag, nicht wahr, Sergeant Hatch?« Hatch nickte und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Diesen Tag werden Sie nie vergessen«, sagte er in einem eher feierlichen als triumphierenden Ton.
    »Briten«, sangen Frenchie und sein Chor lauthals, »werden niemals, niemals, niemals Sklaven sein.«
    Eine Hand legte sich auf Sinclairs Ellenbogen, und als er sich umdrehte, entdeckte er Rutherford, dessen Schnurrbarthaare sich angesichts der Neuigkeiten sträubten. Vom Rufen war er im Gesicht rot angelaufen, und er konnte Sinclair nur noch voller Begeisterung schütteln.
    »Bei Gott«, brachte er schließlich stotternd hervor, »bei Gott, denen werden wir es aber zeigen.«
    Sofort ließ Sinclair sich von der Stimmung mitreißen. Er wandte sich von Sergeant Hatch ab und stürzte sich wieder in den Freudentaumel. Absichtlich führte er Ajax fort und hielt ihn fest
am Zügel; er wollte keine Zweifel und kein Zögern mehr zulassen. Jetzt war die Zeit des Feierns und der Kameradschaft, er wollte keine Warnungen oder Mahnungen hören. Hatch hatte ihn an ein Gedicht von diesem Coleridge erinnert, in dem ein alter Matrose einen Hochzeitsgast aufhält und darauf besteht, ihm eine grässliche Geschichte zu erzählen. Sinclair wollte heute keine schrecklichen Geschichten hören, er wollte das Versprechen von Ruhm und Ehre und die Gelegenheit zur Tapferkeit. Schließlich sah es so aus, als würde er ziemlich gewiss beides bekommen!
    Aber der zehnte August war bereits in zwei Tagen, und in der verbleibenden Zeit gab es noch jede Menge zu tun. Zunächst einmal mussten ihre Uniformen, die Waffen und das Zaum- und Sattelzeug geordnet, gesäubert und geprüft sowie die Pferde auf die lange Reise auf den Fregatten der Marine vorbereitet werden. Oder würde die Armee eine Flotte aus den neuen Dampfschiffen requirieren, um die Überfahrt in kürzerer Zeit zu schaffen? Angelegenheiten privater Natur mussten ebenfalls geregelt werden.
    Wie sollte er Eleanor diese Nachricht übermitteln? Tatsächlich erwartete sie ihn heute Nachmittag in ihrer Pension. Er hatte versprochen, sie in den Hyde Park auszuführen, in dem bis vor kurzem der Kristallpalast gestanden hatte. Er hatte gehofft, den ganzen Tag mit ihr verbringen und sie unter den stattlichen Ulmen des Parks spazieren führen zu können. Doch wenn er sich nicht vollkommen irrte, würde seine gesamte Brigade bis zur Abreise in den Kasernen eingesperrt werden. Er musste sich auf der Stelle aus dem Staub machen und darauf hoffen, dass er wieder zurück war, ehe sein Fehlen in dieser Aufregung irgendjemandem auffiel.
    Er brachte Ajax in den Stall und versorgte ihn mit einer doppelten Ration Hafer und Heu. Er strich mit der Hand über die Blesse und sagte: »Wollen wir uns mit Ruhm bedecken?« Ajax senkte seinen kastanienbraunen Kopf, als wollte er ihm beipflichten, und Sinclair wischte ihm mit einem Lumpen den Schweiß
vom kräftigen, muskulösen Hals. Dann verließ er die Stallungen durch die Hintertür, wo ihn möglicherweise niemand sehen würde.
    Er hätte gerne sein Hemd gewechselt, oder sich zumindest ein wenig gewaschen, aber das Risiko, anschließend aufgehalten zu werden, war zu groß. Er eilte zum Savoy Hotel, wo jederzeit ein, zwei Droschken bereitstanden. Er stieg in die erste Kutsche, die er erblickte, und nannte sein Ziel, während er sich in den Sitz warf. Der Kutscher ließ die Peitsche knallen, und der Wagen machte sich im flotten Tempo auf den Weg durch die geschäftigen, schmutzigen Straßen. Zum ersten Mal, seit er die Nachricht über seine baldige Abreise erhalten hatte, holte Sinclair tief Luft und sann darüber nach, wie er Eleanor diese Neuigkeit beibringen sollte. Im Grunde konnte er es selbst noch gar nicht richtig fassen.
    Sein Vater, der Earl, war wahrscheinlich erfreut. Auf diese Weise kam Sinclair wenigstens außer Reichweite der Spielhöllen, Musikhallen und anderer teurer Vergnügungsstätten in London. Und wenn ihm nicht der Kopf weggeblasen wurde, würde er als Held nach England zurückkehren und nicht als Prasser. Wenn der Earl wüsste, wohin es Sinclair im Moment zog! Zu dem bescheidenen Quartier zweier mittelloser Krankenschwestern im obersten Stockwerk einer heruntergekommenen Pension. Es würde den alten Mann erschaudern lassen, so viel wusste Sinclair und empfand bei diesem Gedanken eine gewisse Schadenfreude. Der Earl hatte ihm eine aristokratische Dame

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