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Eisiges Blut

Eisiges Blut

Titel: Eisiges Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Masello
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wurde. Jetzt konnte er Hatchs Gesicht erkennen. Der Mann grinste unter dem breiten Schnurrbart, und in dem von der jahrelangen
Sonne des Punjabs gebräunten Gesicht blitzten weiße Zähne auf. Die kommandierenden Offiziere, von denen die meisten noch nie eine Schlacht erlebt hatten, verachteten die »Inder« häufig. Diese Männer konnten keine höheren Offizierspatente erwerben, hatten aber beim Gwalior-Feldzug gedient oder an der Seite der bengalischen leichten Kavallerie in Schlachten bei Punniar oder Ferozeshah gekämpft. Für Sinclair hingegen war das bewundernsund beneidenswert. Echte Schlachten erlebt zu haben. Feindliche Soldaten angegriffen und getötet zu haben. Was könnte es Großartigeres geben?
    Hatch näherte sich ihm rasch, mit dem offenbaren Vergnügen eines Veteranen, der einem Neuling mit goldenen Litzen und kirschroten Hosen eine Lektion über die männliche Kriegskunst erteilen wollte. »Hurra!«, schrie er, als ihre Pferde beinah zusammenprallten, und sein Holzschwert wirbelte in der Luft herum. Sinclair richtete sich auf, um den Angriff zu parieren, doch die Gewalt des Hiebes ließ sein Schwert und seinen Arm bis zur Schulter erzittern. Beim Klappern der Schwerter begannen die Pferde vor Angst zu wiehern und zu buckeln, aber durch festen Schenkeldruck und mit einer Hand am Zügel konnte Sinclair Ajax unter Kontrolle halten. Hatchs Pferd bleckte die Zähne, als ob es ebenfalls eine Lektion zu erteilen habe, und Ajax zog seinen Kopf weg. Hatch lehnte sich im Sattel zurück und setzte zu einem weiteren Schlag an. Dieses Mal glitt seine Klinge mit einem entsetzlich kratzenden Geräusch der Länge nach über Sinclairs Schwert bis kurz vor die Parierstange.
    Die Pferde stießen wie rollende Schlachtschiffe seitlich aneinander und trennten sich wieder. Hatch umkreiste ihn, und als Sinclair sich in seinem Sattel drehte, sauste das Schwert erneut auf ihn hernieder. Sinclair duckte sich und spürte, wie sein Helm zur Seite glitt. Plötzlich rutschte der Halteriemen vom Kinn, und der Helm fiel zwischen die wirbelnden Hufe. Hatchs Pferd baute sich vor Ajax auf, und Hatch selbst verspottete Sinclair, indem er
mit der Schwertspitze auf seines Gegners Wehrgehänge mit der leeren Schwertscheide tippte.
    »Tanz, mein russischer Bär!«, rief Hatch und tat, als sei er ein unbekannter Feind. »Tanz!«
    Doch Sinclair war nicht in der Stimmung für Witze oder Gespött. Während die Soldaten um ihn herum einander umkreisten und krachend aufeinander einschlugen, hieb er Ajax die Spore in die linke Flanke, und das Pferd bewegte sich nach vorn. Ohne seinen Helm konnte Sinclair sogar besser sehen, und als Hatch sich auf einen Angriff auf der Seite vorbereitete, riss Sinclair an den Zügeln, und Ajax wechselte unvermittelt die Richtung. Sinclair schwang das Schwert, und Hatch hatte gerade noch genug Zeit, um den Hieb abzuwehren. Statt sich anschließend zurückzuziehen, stieß Sinclair noch einmal zu. Der Schlag prallte an der Kante von Hatchs Schwert ab und hieb dem Mann fast die Nase ab. Der Falbe wieherte und trat aus. Hatch richtete sich auf, bis er praktisch in den Steigbügeln stand, um aus der Reichweite von Sinclairs Schwert zu gelangen, und nachdem Sinclair an ihm vorbei war, trieb er sein Pferd direkt in Ajax’ Flanken. Ehe sich das Pferd umdrehen oder Sinclair sich im Sattel aufrichten konnte, hatte Hatch die Zügel um den Sattelknopf geschlungen. Mit der freien Hand packte er Sinclair am Pelzkragen seines Mantels und riss ihn vom Pferd. Sinclair rutschte an Ajax’ Seite nach unten, seine Ausrüstung klirrte und sein Schultergurt verrutschte. Schließlich landete er auf dem zerwühlten Boden. So behände wie möglich brachte er sich rollend vor den herumwirbelnden Hufen um ihn herum in Sicherheit. Er hatte Dreck im Mund, und die Reste seines Helms waren platt getrampelt.
    Der Hornist verkündete das Ende des Kampfes, und die Gegner trennten sich. Einige lachten, während andere ihre eingebildeten Wunden leckten. Sinclair blickte sich um. Drei oder vier andere Männer waren ebenfalls im Dreck gelandet, einer hatte eine blutige oder gar gebrochene Nase, und ein anderer hatte von einer
Spore eine Schnittwunde am Bein. Sie sahen alles andere als zufrieden mit sich aus. Als Sinclair mühsam auf alle viere kam und dabei ein großes Loch am Knie seiner kirschroten Hose entdeckte, sah er ein Paar schwarze Stiefel auf sich zukommen. Eine raue, sonnenverbrannte Hand streckte sich ihm entgegen.
    »Sie können von Ihrem

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