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Eisiges Herz

Eisiges Herz

Titel: Eisiges Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giles Blunt
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Psychopharmaka. Und dann ganz plötzlich geben Sie ihnen ein anderes Medikament oder gar keins mehr. Eine todsichere Methode, um Menschen in den Wahnsinn zu treiben.«
    »Detective, wenn alle meine Patienten sich das Leben nähmen, hätte ich längst keine Praxis mehr. Wenn ich dafür sorgen würde, dass es allen meinen Patienten immer schlechter geht, würde keiner von ihnen mehr zu mir zurückkommen.«
    »Sie kommen nicht zu Ihnen zurück. Sie sterben.«
    »Großartig. Sherlock Holmes entdeckt die Wahrheit über Depressionen. Manisch-depressive Patienten bringen sich nun mal um.«
    »Ihre Patienten. Denn es bleibt ihnen nichts anderes übrig, nicht wahr?«
    Bell hob die Luger und zielte direkt auf Cardinals Gesicht.
    Cardinal riss die Beretta hoch und nahm Bell ebenfalls ins Visier.
    »Ich könnte Sie jetzt erschießen«, sagte er. »Und das würde als Notwehr durchgehen. Ich müsste noch nicht mal lügen.«
    »Dann tun Sie’s doch«, sagte Bell. Die Hand, die die Luger hielt, zitterte.
    Wie aus weiter Ferne sah Cardinal die Wut, die in Bell brannte, als würde er von einem Hubschrauber aus einen Waldbrand beobachten.
    »Ich weiß, dass Sie mich töten wollen«, sagte Bell.
    »Und Sie wünschen sich, dass ich es tue. Das nennt man dann Selbstmord durch die Hand eines Polizisten. Darum geht es doch hier, nicht wahr? Ich habe in Ihrem Buch gelesen, dass Ihre Eltern sich beide das Leben genommen haben. Das scheint mir ein guter Grund zu sein, um sich auf die Behandlung von Depressionen zu spezialisieren. Andererseits könnte es auch ein guter Grund sein, depressive Menschen zuhassen. Und es könnte ein guter Grund sein, um sich selbst das Leben nehmen zu wollen.«
    »Auch das haben Sie in meinem Buch gelesen. Das sogenannte Selbstmord-Gen.«
    »Sie wollen sich schon lange das Leben nehmen, aber im Gegensatz zu vielen Ihrer Patienten bringen Sie es nicht fertig. Genau wie Sie es in Ihrem Buch beschreiben: Manche Menschen suchen die Nähe von Menschen, die fähig sind, sich umzubringen. Sie müssen es
stellvertretend für Sie
tun. Sie führen sie auf den Weg, steuern sie, manipulieren sie, während Sie so tun, als würden Sie ihnen helfen. Aber Sie versuchen nur, sich selbst zu helfen. Sie versuchen, den einen Selbstmord zu begehen, nach dem Sie sich schon lange sehnen und den Sie nicht begehen können, weil Sie den Mumm nicht aufbringen. Ich frage mich, ob Ihnen das damals schon klar war, als Sie sich entschlossen, den Beruf des Psychiaters zu ergreifen.«
    »Sie haben wohl einen Doktortitel in Psychologie, Detective. Glauben Sie allen Ernstes, Sie könnten mich analysieren?«
    »Das brauche ich gar nicht. Das können Sie selbst. Aus welchem anderen Grund würden Sie Ihr Leben Menschen widmen, die Sie verabscheuen? Es muss Sie eine Menge gekostet haben, über all die Jahre diese freundliche, mitfühlende Fassade aufrechtzuerhalten.«
    »Sie wissen gar nichts über die Menschen, die ich behandle. Sie sind Abschaum. Jammerlappen. Nutzlose Subjekte. Totale Egoisten. Sie haben in ihrem ganzen erbärmlichen Leben noch nie etwas für andere getan. Menschlicher Abfall.«
    »Wie fühlen Sie sich dabei, Dr. Bell? Ist das nicht Ihre Lieblingsfrage? Wie fühlen Sie sich, wenn sie sich endlich umbringen? Diese Jammerlappen, dieser menschliche Abfall. Es muss Ihnen doch das Gefühl geben …«
    »Es ist phantastisch«, sagte Bell. »Ein schöneres Gefühl gibt es gar nicht. Ich kann es Ihnen nicht beschreiben. Besser als Sex. Besser als Heroin. Ich liebe es. Also, warum erschießen Sie mich nicht?«
    »Und wenn sie sich nicht umbringen«, fuhr Cardinal fort, »wenn sie zu stark sind, so wie Catherine …«
    »Es ist nicht meine Schuld, dass sie’s nicht kapiert hat. Sie wollte sich unbedingt das Leben nehmen, sie wollte es sich nur nicht eingestehen. Wie oft muss sie in die Klinik eingewiesen werden, bis der Groschen fällt?«
    »Das muss Sie … sehr irritieren. Es muss extrem – welches ist das richtige Wort –
frustrierend
für Sie sein.«
    Bells Gesicht drückte nur Verachtung aus.
    »Aufreizend?«
    Bell schüttelte kaum merklich den Kopf. »Sie wissen gar nichts über mich. Niemand weiß etwas über mich.«
    »In Manchester weiß man einiges über Sie. Und man wird einiges über Sie erfahren, wenn endlich gegen Sie ermittelt wird, wenn Ihnen endlich der Prozess gemacht wird.«
    »Das glauben Sie.«
    »Ich weiß es. Ich weiß auch, dass Sie Catherine ermordet haben. Denn, wie Sie selbst sagten, sie hat’s nicht kapiert.

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