Eiskalt Entflammt
hatte, aber es hatte ihn so schockiert, dass er eine Reaktion darauf hatte, sodass er hin und her gerissen gewesen war. Auf der einen Seite wollte er ihr seine Narben zeigen, mit all ihrer abschreckenden Wirkung , und auf der anderen Seite hoffte er, das fahle Licht hätte ihr den Anblick erspart und seine guten Seiten zum Vorschein gebracht.
W as zur Hölle dachte er sich bloß? Er hatte überhaupt keine guten Seiten. Was wirklich zählte , war, dass er für sein Team kämpfte und ein verflucht guter Scharfschütze war. Das konnte er. Er schüttelte den Kopf und schlug wieder auf den Sack ein, bis alle bewussten Gedanken und Zweifel verschwunden waren.
2
Am nächsten Morgen Punkt fünf Uhr dreißig wurde ein kleiner Transporter mit den nötigsten Sachen bepackt. Jeder im Team trug einen schwarzen Tarnanzug mit schwarzer Mütze, eine Beretta und einen Fallschirm. Emmet gab ihnen einen Gürtel , an dem kleine Wassersäcke befestigt waren. Das heiße Klima würde ihnen körperlich viel abverlangen, da war ausreichend Flüssigkeit überlebenswichtig. Lou packte zusätzlich die wichtigsten Instru mente zur Bombenentschärfung ein. Man konnte nie wissen.
Als sie im Transporter saß, konnte sie kaum mehr den e inen vom a nderen unterscheiden. Einzig Jules ’ leuchtend blaue Augen lächelten ihr aufmunternd zu. Elias fuhr den Wagen , und nach dem gestrigen Zusammentreffen im Trainingsraum war Lou froh, ihn so weit wie möglich entfernt zu wissen. Allein seine Nähe machte sie nervös.
Vierzig Minuten später saßen sie aufgereiht in einem kleinen Flugzeug am LaGuardia Flughafen. Lexington hatte ihnen eine Maschine samt Pilot bereitgestellt. In den sieben Stunden Flug wurden sie von Emmet nochmals gebrieft und auf alle Eventualitäten vorbereitet. Er hatte bessere Umgebungsaufnahmen und sogar ein paar Informationen über die Rebellen aufgetan. Unglaublich, wie er in so einer kurzen Zeit an so viele Informa tionen gekommen war. Das Team zeigte sich professionell, selbst Lukas blieb ernst und machte keine Witze.
Kurz vor dem Zielort war die Konzentration auf dem Höhepunkt. Als der Pilot Handzeichen zum Absprung gab, fragte sie sich ein letztes Mal, was zur Hölle sie hier eigentlich machte, wischte den Gedanken aber schnell beiseite. Für solche Fragen war es nun wirklich zu spät.
Jules und sie selbst sprangen als L etzte. Lous letzter Fallschirmsprung war schon eine Weile her, aber es tat gut , den bekannten Adrenalinschub wieder zu fühlen. Einzig die Landung war ruppig, dafür brauchte man einfach mehr Praxis. Als sie gelandet waren, packten die Männer die Fallschirme zusammen und verstauten sie im Unterholz. Die feuchte Hitze des Urwaldes verschlug ihr den Atem , und sie verfluchte die dicken Klamotten, die sie schützen sollten.
Mit h ilfe von GPS schlängelten sie sich auf einem Pfad durchs Dickicht des Regenwaldes. Knapp zwei Stunden später trennten sie nur noch zweihundert Meter vom Camp der Rebellen. Emmet gab das Zeichen zum Aufteilen. Obwohl der Marsch körperlich anstrengend gewesen war, sorgte das Adrenalin dafür, dass alle Muskeln angespannt blieb en und die Konzentration voll da war.
Elias, Jules und Lukas machten sich auf den Weg, um als Stoßtrupp die Front zu durchschlagen. Jules glitt beinahe schwerelos durchs Dickicht und zog ein langes Schwert aus einer Halterung, die an ihrem Rücken befestigt war. Sie sah aus wie ein Samurai.
Lukas begnügte sich damit, in geduckter Haltung mit seinem Gewehr vorzustoßen. Elias lief langsam mittig voran, seine Schritte erinnerten an ein Raubtier auf Beutezug. Lou und Emmet warteten in Deckung, bis Jules das Signal über die Ohrknöpfe gab, dass die erste Linie sauber war. Man hörte nur ab und zu einen Schuss aus einem Schalldämpfer, dann kam recht schnell das Kommando für Lou und Emmet.
„Sauber, die vier sind erledigt. Seid vorsichtig, irgendein Arschloch sitzt in den Bäumen.“ Lukas ’ Stimme klang ruhig.
„Jetzt nicht mehr“, fügte Elias einen kurzen Augenblick später fast beiläufig hinzu. Effizient.
„Los“, flüsterte Emmet und spurtete los.
Lou lief knapp hinter ihm durchs Dickicht, bis sie an einem kleinen Hügel angekommen waren, der ihnen die perfekte Sicht aufs Zielobjekt bot.
„Wir sind in Stellung.“ Lukas machte erneut Meldung, dass alles nach Plan lief.
„Scar?“ Emmet versicherte sich noch kurz bei ihrer Lebensversicherung. Diese schickte ihnen ein kurzes, bejahendes Knurren.
Emmet nickte Lou zu, zog seine
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