Eiskalt Entflammt
machte es zu etwas Besonderem. Auch wenn sie keine Ahnung von Pflanzen hatte, nahm sie die Herausforderung an und würde dieses zarte Gewächs am Leben erhalten, koste es , was es wolle.
Als sie das Trapez entdeckte, konnte sie nicht widerstehen. Sie zog ihre Lederjacke aus und ließ sie auf den Boden fallen. Mit einem Sprung über den Balken bekam sie den hölzernen Griff des Trapezes zu fassen. Mit Schwung zog sie sich hoch und begann zu schwingen, bis sie die Querstreben oben an der Decke erreichen konnte. Auf einem Querträger fand sie Halt und kam zum S itzen . A ls sie das Trapez an einem Dachträger verkeilt hatte, öffnete sich die Tür und jemand betrat mit schweren Schritten die Halle.
Elias.
Sie verhielt sich still, auch wenn ihre Jacke am Boden ihre Anwesenheit verriet, und betrachtete ihren neuen Teamkollegen. Er hatte sich umgezogen, trug nun ein schwarzes, enges T-Shirt und schwarze, lange Trainingshosen. Seine Muskeln zeichneten sich am ganzen Körper ab, während seine Narben auf diese Entfernung kaum zu erkennen waren. Er bewegte sich langsam, aber gezielt auf den Boxsack zu. Sollte sie sich lieber gleich bemerkbar machen? Oder sollte sie erst mal abwarten? Vielleicht hatte er gar nicht vor , lange zu trainieren. Mist. Es war zu spät , sich zu Wort zu melden, schließlich hatte sie schon gezögert. Außerdem, was sollte sie sagen? Vielleicht: „Hey, lass dich nicht stören. Ich häng hier nur so rum und betrachte deinen muskulösen Körper“ . O Mann, besser nicht.
Er fing an, den Sack zu bearbeiten , und sie blieb bei Variante zwei . Sitzen bleiben, ruhig verhalten und hoffen, dass ein Ex-Elitesoldat und Scharfschütze nicht bemerkt e , wie sie ihn mit den Augen verschlang.
Ja , genau.
Schnell, präzise und energisch schlug er zu. Ab und zu ein Tritt. Er wandte verschiedene Techniken an, auch Kickboxen, aber die Schrittfolgen kamen eher vom Taekwondo. Es schien, als kostete ihn das harte Training überhaupt keine Kraft, denn sie hörte ihn nicht mal atmen. Das Muskelspiel seiner Arme und die Präzision seiner Technik faszinierten sie. Der geborene Kämpfer.
Nach einer weiteren Salve Schläge drehte er den Kopf und sah nach oben, genau an die Stelle, an der sie wie eine Eule auf dem Dachträger saß. Wahrscheinlich hatte sie auch den gleichen Gesichtsausdruck.
„Ich würde meine Sachen nicht einfach rumliegen lassen.“
Seine Stimme hatte einen feindseligen Unterton. Sie schaute auf ihn h in unter und wusste nicht, was sie erwidern sollte. Die Situation war schon unangenehm genug. Eisiges Schweigen schien die passendste Reaktion. Da es die einzige Möglichkeit war , nach unten zu kommen, ergriff sie das Trapez und schwang sich hinunter. Dummerweise kam das Trapez nicht gleich zum S tehen , weshalb sie gezwungen war , unter seinem durchdringenden Blick noch ein paar Mal hin und her zu schwingen, bis sie sich auf den Boden fallen lassen konnte. Sein Blick hielt sie gefangen und ließ sie auch nicht los, als ihr Shirt beim Absprung hochrutschte und einen Teil ihres nackten Bauches aufblitzen ließ. Sie landete zwei Meter von ihm entfernt auf dem Boden und sandte ihm einen, wie sie hoffte, vernichtenden Blick. Wie konnte er so eine Kälte ausstrahlen? Sein Verhalten ließ sie erschau d ern , und doch löste seine Nähe ein warmes Gefühl aus. Eine eigenartige und faszinierende Gefühlsmischung, die neu für sie war. Seine Haut glitzerte von Schweiß. Die starken Arme waren angespannt wie bei einem Raubtier. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Alles an ihm schien zu sagen verschwinde . Dennoch konnte sie sich noch nicht losreißen, forschte in seinem Gesicht nach einer Gefühlsregung, fand aber nur kalte, starre Augen. Die Narben zogen sich bis zu seinem Hals hinunter in den Ausschnitt seines Shirts. Als ihr Blick wieder bei seinen Augen la ndete , starrte er ihr ins Gesicht. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, das einen Fehler gemacht hatte, drehte sich auf dem Absatz um und nahm ihre Jacke vom Boden auf. Als sie ging, ließ sie die Tür extra laut ins Schloss fallen.
Normalerweise juckte sie so ein unhöfliches Verhalten nicht. Verdammt, an diesem Tag hatte sie schon zu häufig normalerweise gedacht.
Warum war sie so wütend auf den Mann? Weil er von Anfang an feindselig gewesen war? Sie war selbst vielen Menschen gegenüber nicht das freundlichste Wesen. So gab man niemandem die Chance, nah heranzukommen. Seit sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte sie diesen emotionalen
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