Eiskalt Entflammt

Maschine. Sein Körper bewegte sich mühelos in einem ganz eigenen Rhythmus. Wieder kombinierte er geschickt platzierte Schläge und Tritte aus verschiedenen Kampfkünsten. Als er sich kurz zu ihr umdrehte, blickte sie in die kalten Augen eines Killers.
    In diesem Moment passte der Name Scar zu ihm. Aus seinem Gesicht starrte wieder die gewohnte blanke Gleichgültigkeit. Seine Augen verrieten, dass das Töten für ihn eine Notwendigkeit war. Seine Gegner hatten keine Chance, sein Körper bewegte sich mit unglaublicher Präzision. Als er von einem zweiten Mann von hinten attackiert wurde, zuckte er unter den Schlägen nicht einmal zusammen. Seine Narben gaben ihm das Aussehen eines Gladiators, der wusste, was Schmerzen bedeuteten. Verrucht und unzerstörbar. Die vollen Lippen waren konzentriert zu einem harten Mund gepresst. Noch nie in ihrem Leben hatte sie jemanden so kämpfen sehen. Ob sie erschrocken war oder ob es sie faszinierte, wusste sie noch nicht. Da war mehr in ihm, hier und jetzt funktionierte er nur. Sie fühlte immer noch den Druck seines Schenkels zwischen ihren Beinen, als hätte er ihren Körper geprägt.
    Als ein Rebell sie mit einem Messer attackierte, fegte sie die Gedanken beiseite und konzentrierte sich wieder voll und ganz auf den Kampf.
    Nach kurzer Zeit war das Feld bereinigt und die restlichen Rebellen saßen geknebelt und gefesselt an den Bäumen. Das Team machte sich daran, alle Kisten möglichst schnell aus dem Lager zu transportieren. Wie besprochen, wurde ein Jeep mit dem festen Sprengstoff beladen und ein Boot mit der flüssigen Komponente.
     
    *
     
    Scar bepackte den Jeep. Er brauchte einen Moment Ruhe, um das Chaos in seinen Gedanken in den Griff zu bekommen. Was zur Hölle war da vorhin passiert? Er hoffte, dass er nicht mit Lou fahren musste.
    Es war eigenartig, er hatte den ganzen Einsatz lang den Drang gehabt , sie zu schützen. War das Instinkt? Verdammt, er wusste nicht , was da vor sich ging. Den Kerl, der auf sie schießen wollte, hatte er schon vorher im Visier gehabt, aber er musste auch Emmet den Rücken stärken, sodass er keine Wahl gehabt hatte, außer sich direkt auf sie zu stürzen. Es war purer Reflex gewesen. Aber mit seiner Reaktion auf sie hatte er nicht gerechnet. Alles in ihm war erstarrt. Das war schlicht unmöglich.
    Er hatte sie gefühlt.
    Seine Haut hatte auf ihre reagiert und kleine Schauder durch seine Sinne gejagt. Es war unfassbar. Noch immer war er erschüttert von diesem Moment. Erst hatte er es an seiner Fingerkuppe wahrgenommen. Als wäre dort etwas entzündet worden, was sich durch all seine Sinne zog. Dann war da Wärme. Zumindest hielt er es dafür. Am liebsten hätte er ihren Körper überall berührt, nur um sicher zu sein, dass es wirklich wahr gewesen war. Als hätte seine Haut eine eigene Elektrizität in sich gehabt. Dieser eine Augenblick hatte seine Welt ins Wanken gebracht.
    Er packte eine weitere Kiste auf die Ladefläche. Das konnte alles nicht wahr sein. Er konnte dem Drang , seinen Kopf in beide Hände zu nehmen und ihn gegen die Autotür zu hämmern , nur knapp widerstehen. Alle Ärzte hatte n ihm gesagt, dass es ihm nie wieder möglich sein würde , so etwas zu erleben. Seine Sensorik war tot. Das wurde ihm immer und immer wieder bestätigt. Er hatte gelernt , damit zu leben, hatte gelernt zu l aufen , zu k ämpfen und perfekt zu funktionieren, nur mithilfe eines eisernen Willens.
    Fuck. Er konnte nicht mehr klar denken.
    Wahrscheinlich drehte er langsam durch. Immer wieder wiederholte er die Eindrücke in seinem Kopf. Erst hatte nur sein Daumen geprickelt, dann hatte er einen Finger auf ihr Handgelenk gelegt. Da war Leben in seinen Adern gewesen. Ihre Wärme, eine Energie, hatte seinen ganzen Körper eingenommen. Er stellte die nächste Kiste ab und fing an , die Hände aneinander zu reiben. Er brauchte den Gegenbeweis. Er musste wissen, dass ihm sein Hirn nur einen Streich gespielt hatte. Ob er es ertragen würde, jemals wieder so etwas wie Hoffnung in sein Herz zu lassen, wusste er nicht. Aber egal wie stark er seine Hände rieb, nichts.
    Scheiße, er war dabei , durchzudrehen, so viel war sicher. Aber er bekam die Eindrücke nicht aus dem Kopf. Es hatte sich so gut angefühlt, ihr Körper, ihre warme, weiche Haut unter seinen Fingern, sodass er beinahe vergessen hatte, wo sie waren und was um sie herum geschah. Er hatte ihren Puls gespürt und ihr Haar gerochen. Sie hatte zu ihm aufgeblickt, und ihre unglaublich großen,