Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
üblich war.
Sie senkte den Kopf. »Entschuldige bitte. Es ist nur … ach, was soll’s.« Sie blickte in sein ruhiges, abwartendes Gesicht. Seit Jahren war er ihr ein guter Freund. Sie hatte Frank und seine Frau kennen gelernt, als sie alle drei sich freiwillig in der Hauptschule des Viertels angemeldet hatten, und Caroline hatte sich rasend gefreut, als Tom in sein Junior-Team aufgenommen wurde. Er war ein wirklich guter Mann. »Wie geht’s?«
»Glücklich und froh, wie der Mops im Stroh.« Er grinste, als ihre Lippen zuckten. »Aber ich bin nicht gekommen, um mein persönliches Befinden zu diskutieren. Ich bin gekommen, um mich zu bedanken.«
Caroline furchte die Stirn. »Wofür?«
Franks tiefes Lachen ließ das blanke Holz unter ihren Füßen vibrieren. »Dafür, dass du mir eine Legende geschickt hast, Schönste.« Sanft nahm er ihr Kinn zwischen zwei Finger und richtete ihren Blick auf das andere Ende des Spielfelds. »Er ist ein Geschenk Gottes für uns. Die Jungs sabbern praktisch Pfützen auf ihre Schuhe. Ein Laker. Ich kann es immer noch nicht fassen.«
»Wann …äh …«, stotterte Caroline und gab es dann auf.
»Heute. Äh.« Frank hob ihr Kinn an und sah ihr forschend in die Augen. »Du bist überrascht. Du hast wohl nicht geglaubt, dass er kommen würde. Hm. Und warum hattest du einen so schlimmen Tag, dass du Fäkalwörter benutzt, Cara-line?«
»Halt den Mund, Frank.« Doch ihr Lächeln ließ ihr Gesicht aufstrahlen. »Kommt er gut mit den Jungs zurecht?«
»Oh ja. Und ist er gut zu Cara-line?« Als sie errötete, lachte er dröhnend. »Du brauchst nichts zu sagen, Schätzchen. Dein Gesicht sagt alles. Ich werde ihn an seinem ersten Tag schon nicht übermäßig beanspruchen. Ich pass schon auf, dass noch was für dich übrig bleibt.«
»Ach, hör doch auf.« Mit einem spielerischen Schubs schickte sie Frank weg, dann drehte sie sich um und beobachtete Max. Seit fünfzehn Minuten drillte er die zweite Gruppe, während die erste Gruppe immer wieder patzte, weil alle so fasziniert davon waren, einen Profi in ihrer Mitte zu sehen. Als Aufwärmübung vor einem Spiel war das Training nichts wert, aber Caroline glaubte nicht, dass einer der Jungen sich beklagen würde.
Max hatte Jackett und Krawatte abgelegt und stand da in seinen Straßenschuhen auf dem Spielfeld, die Hemdsärmel bis zum Ellbogen aufgekrempelt. Schweiß rann von seiner Stirn seitlich an den Wangen entlang, und eine schwarze Locke fiel ihm immer wieder in die Stirn. Dunkle Schweißflecken zeichneten sich auf seinem Hemd ab, unter den Achseln und auf dem Rücken.
So unordentlich hatte er noch nie ausgesehen.
Sie begehrte ihn mit einer Wildheit, die ihr den Atem nahm.
Dann hielt er inne, die Hand auf der Schulter eines Jungen, und drehte sich um. Er begegnete ihrem Blick, und das träge Lächeln, das sie inzwischen so liebte, ließ seine Augen aufleuchten und spielte dann um seinen schönen Mund. Und er zwinkerte ihr zu, einmal nur, bevor er sich wieder den glücklichen Jungen zuwandte, um sie in der Kunst des Freiwurfs zu unterweisen.
Und ganz still und leise, ohne Donner oder Blitz, löste sich alles von selbst. Ein friedliches Gefühl überkam sie, während sie ihn beobachtete. Es war richtig so. Es war für immer. Sie lächelte. Heute Abend würde sie Dana anrufen und sie darum bitten, dass sie aufhörte, Max mit jedem Atemzug zu verfluchen. Doch im Augenblick schwelgte sie in purer Glückseligkeit, in der Zuversicht, den Einen gefunden zu haben. Den Richtigen.
»Zeit zum Schlafengehen, Tom«, sagte Caroline vom Sofa aus zu ihrem Sohn, der zu ihren Füßen hockte.
Der sie bewachte, dachte Max.
»Aber, Mom …«
»Gute Nacht, Tom«, sagte Caroline mit fester Stimme. »Morgen ist ein Schultag.«
Tom stand auf, eindeutig nicht bereit, seine Mutter allein zu lassen. »Gute Nacht, Mom.« Er zögerte und fügte dann leise hinzu: »Gute Nacht, Max.«
Caroline erhob sich von ihrem bequemen Platz in Max’ Armbeuge, um Toms blondes Haar zu zausen. Sie musste sich dazu auf die Zehenspitzen erheben.
»Gute Nacht, Tom.« Max rührte sich nicht von seinem Platz auf dem harten, unbequemen Sofa. Er konnte sich nicht rühren. Sein Rücken tat höllisch weh, doch dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem Pulsieren in seinem ganzen Körper. Wenn er jetzt aufstand, würde Carolines höflich abweisender Sohn eine Lektion in Sachen Blumen und Bienen erhalten, die er so schnell nicht vergessen dürfte. Max bezweifelte, dass
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