Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
Stimme gesagt, und Robbie hatte ängstlich gehorcht. Ihr war übel, sie fragte sich, was der perverse Mistkerl ihrem Sohn angetan haben mochte, während sie im Krankenhaus lag und ihn nicht beschützen konnte.
Rob hatte ihre Skulptur der heiligen Rita aus der Tasche geholt, die die Schwestern für sie gepackt hatten. Sie waren so lieb gewesen, die Schwestern. Besonders die beiden, die es begriffen hatten. Die tüchtige Schwester Desmond und die viel jüngere, emotionalere Susan Crenshaw. Die heilige Rita war ein Geschenk von Susan gewesen. Aber er hasste die Skulptur, genauso, wie er sie hasste und jeden Menschen hasste, der irgendwie Notiz von ihr nahm. Sie rechnete damit, wappnete sich dagegen, griff aber trotzdem nach der Skulptur, als er sie über ihren Kopf hob. Er lachte brutal und schleuderte ihre Kostbarkeit so hart aufs Linoleum, dass sie in Scherben zerfiel. Es war mehr als eine Skulptur. Es war die Verkörperung eines Traums.
Des Traums, der jetzt in Scherben auf dem Boden lag.
Caroline kniete sich auf den Schlafzimmerteppich, hob die Scherben auf und drehte sie in den Händen.
»Caroline, wieso dauert es so lange?«, fragte Max hinter ihr. Sie rührte sich nicht.
Es war unmöglich. Es konnte einfach nicht sein. Panik packte sie mit hartem Klammergriff und presste ihr die Luft aus den Lungen.
Bitte, Gott, nicht.
Die Gebete drehten sich widerhallend in ihrem Kopf.
Lass es nicht wieder so sein wie früher. Mach, dass er es nicht ist.
Max stand da und beobachtete sie. Er spürte die Verkrampfung in ihrem Körper, erkannte sie an der starren Linie ihres Rückens, als sie dort vorgebeugt auf dem Boden hockte. »Caroline, was ist passiert?« Als sie kein Wort sagte, spürte er, wie sich ihre Angst auf ihn übertrug. Er ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder. Vor ihr auf dem Teppich lagen die Scherben einer zerbrochenen Keramikfigur. Behutsam hob er eine der Scherben auf und sah das fromme Bildnis eines männlichen Gesichts. Eine weitere Scherbe zeigte die gefalteten Hände.
Ein einziger Blick in Carolines Gesicht verriet ihm, dass es sich für sie keineswegs um einen geringfügigen Verlust handelte. Sie sah aus, als hätte sie einen Geist gesehen, die Angst sprach deutlich aus ihren Augen. Sie hielt die Scherbe so fest umklammert, dass sie ihr in die Hand schnitt und ein kleines Blutrinnsal von ihrer Hand tropfte, doch sie schien es nicht einmal zu bemerken. Behutsam nahm er ihr die Scherbe aus der Hand und erhob sich mit schmerzverzerrtem Gesicht, um ein feuchtes Tuch für ihre Verletzung aus dem Bad zu holen. Als er zurückkam, verharrte sie immer noch stocksteif in der gleichen Haltung, die Hand geöffnet und blutend.
Max kämpfte gegen seine eigene Angst an, nahm sie bei den Schultern und richtete sie auf. Es war ganz einfach, als wäre sie eine Gliederpuppe. Sanft drückte er sie auf die Bettkante.
»Caroline«, sagte er eindringlich, während er ihre Hand abwischte. Er schüttelte sie ein wenig heftiger, als er es normalerweise getan hätte. »Caroline, komm zu dir.« Er schnippte vor ihrem Gesicht mit den Fingern, und sie blinzelte. Sie kam jedoch nicht, wie er erhofft hatte, zu Bewusstsein, sondern hob wie in Zeitlupe den Kopf und sah ihn voller Panik an.
»Er hat sie zerbrochen«, flüsterte sie.
»Wer hat sie zerbrochen?«, fragte er und wischte das trocknende Blut von den Wundrändern.
»Oh Gott.« Es war ein Schrei aus weiter Ferne, jämmerlich und verzweifelt.
Seine eigene Angst gewaltsam unterdrückend, stand Max auf, um einen frischen Lappen zu holen, den er ihr diesmal auf das Gesicht legte und ihn ausdrückte, sodass das Wasser ihr über den Hals und den Nacken lief. Dies bewirkte endlich die von ihm erhoffte Reaktion.
»Caroline.« Er hob ihr Gesicht an, forschte in ihren Augen. »Wo bist du mit deinen Gedanken?«
Sie schloss die Augen und schluckte, war unübersehbar bestürzt. »Entschuldige.«
»Nicht doch. Sag mir, was passiert ist.«
»Ich … Es ist albern. Kann nur albern sein.« Es klang, als versuchte sie, sich selbst zu überzeugen.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung, und Max fuhr herum, bereit, den Kampf aufzunehmen. Er stieß den Atem aus, als der Kater auf das Bett sprang, es überquerte und sich auf Carolines Kopfkissen niederließ, als wäre es sein Zuhause. Max senkte beschämt die Augen, weil Carolines Angst bewirkt hatte, dass er Monster aus den Schränken springen sah.
Er ließ sich neben ihr nieder. »Es war der Kater, Liebling«, sagte er
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