Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
aufgebaut hatte.
Evie zog die Bettdecke über sich und setzte sich auf. Sie rieb sich die Schläfen. »Ich habe entsetzliche Kopfschmerzen.«
Es wunderte ihn, dass sie nicht im Krankenhaus gelandet war. Das Mädchen konnte einen gehörigen Stiefel vertragen. »Nimm ein paar Aspirin.«
Sie nickte müde. »Gute Idee. Ich möchte nicht verkatert sein, wenn Dana nach Hause kommt.«
Winters’ Hand hielt mitten in der Bewegung inne. Doch er riss sich schnell wieder zusammen und schob auch den letzten Knopf ins Knopfloch. »Dana?«
Evie drückte die Fingerspitzen auf die Augen. »Dana Dupinsky. Wir wohnen zusammen. Sie und Caroline sind eng befreundet. Dana hat an diesem Wochenende Nachtschicht. Sie wäre wohl stinksauer, wenn sie mich völlig verkatert mit einem Mann im Bett erwischen würde. Mir bleibt …«, sie blickte aus zusammengekniffenen Augen auf die Uhr, »… noch eine halbe Stunde Zeit, um zu mir zu kommen.«
Dana Dupinsky teilte sich also die Wohnung mit Evie. Die Welt war doch wirklich ein verdammt kleines Dorf. Vielleicht bot sich ihm eine Gelegenheit, Ms Dupinsky doch noch seinen ganz persönlichen Dank zu übermitteln.
»Und was hast du heute Abend vor, Evie?«
Sie sah ihn aus blutunterlaufenen Augen an. »Weiß nicht. Hast du Lust, was zu unternehmen?«
Winters stopfte sein Hemd in die Hose. »Ich hole dich um acht Uhr ab.«
Raleigh, North Carolina
Sonnabend, 17. März, 14:45 Uhr
S tevens Handy klingelte in dem Augenblick, als er in seine Zufahrt einbog. »Thatcher.«
»Steven, hier ist Toni.« Sie war außer Atem. »Ich habe gerade Ihre Nachricht erhalten. Was gibt’s?«
»Wo sind Sie, Toni?«, fragte er und stieg aus dem Wagen.
»Ich komme gerade von meiner Tour zurück. Hatten Sie Glück mit Livermore?«
Steven nahm seine Aktentasche vom Rücksitz. »Nein«, antwortete er und zog eine Grimasse. »Rodriguez musste aufgeben, als Livermores Anwalt das Verhör beendet haben wollte. Wir haben nicht mal die Oberfläche angekratzt. Livermore ist ein eiskalter Hund. Ihm ist es scheißegal, was mit diesen Frauen passiert oder warum Winters ihre Adressen haben wollte. Für ihn war’s ein Job, sonst nichts.«
»Haben Sie eine psychologische Untersuchung angeordnet?«, fragte Toni, als sich ihr Atem wieder beruhigt hatte.
»Das erledigt das Büro des Bezirksstaatsanwalts. Möchte wetten, sie stufen ihn als Soziopathen ein. Hat überhaupt kein Gewissen.« Steven schlug die Wagentür entschieden heftiger zu als gewöhnlich. »Mir graut vor solchen Typen. Hey, Cindy Lou«, fügte er hinzu und tätschelte den Kopf des zottigen Schäferhunds der Familie Thatcher.
»Wer ist Cindy Lou?«, fragte Ross leicht belustigt.
»Meine Schäferhündin. Mein Jüngster hat sie nach irgendeiner Comic-Figur getauft.«
»Weihnachtsgeschenk, wie?«
Steven furchte die Stirn, als der Hund auf seine Schuhe sabberte. »Weihnachtsirrtum.« Er drückte das Knie an Cindy Lous Brust und konnte so gerade noch verhindern, dass seine Anzugjacke zwei Pfotenabdrücke von der Größe von Esstellern davontrug.
»Sie sind ein Griesgram, Steven«, sagte Toni und lachte.
»Ich bin ein Mann, der saubere Kleidung mag. Hören Sie, in zwanzig Minuten werde ich beim Klavierkonzert meines Sohnes Matt erwartet. Ich kann jetzt nicht lange reden. Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass ich eine Nachricht von Spinelli in Chicago habe. Er hat heute Morgen eine Einheit zu Caroline Stewarts Wohnung geschickt, aber sie war nicht zu Hause. Sie haben allerdings mit einem Nachbarn gesprochen, mit einem alten Mann, der sagte, Ms Stewart wäre zwanzig Minuten, bevor das Team eintraf, mit einem Mann weggegangen.«
»Sagen Sie jetzt nicht, dass es Rob war, Steven«, sagte Toni mit sorgenschwerer Stimme. »Bitte nicht.«
»Daddy!« Etwas Rotes stürzte auf Steven zu und umschlang seine Beine, und Steven nahm seinen Jüngsten in die Arme, während er das Handy zwischen Schulter und Kinn klemmte.
»Hey, Kleiner.« Er schmatzte einen lauten Kuss auf Nickys Stirn und setzte sich den Jungen auf die Hüfte. »Nein, Toni, Winters war es nicht. Es war ein großer Mann mit einem Gehstock. Der Alte sagt, er hieße Max.«
»Hat Max auch einen Nachnamen?«
»Spinellis Leute haben nachgefragt, aber der Alte sagte, er mischte sich nicht in die Angelegenheiten seiner Nachbarn.« Steven schnaubte. »Von der Chicagoer Behörde weiß ich, dass der Alte praktisch auf der Haustreppe wohnt. Wenn er sich doch nur dieses eine Mal überwunden hätte, sich ein bisschen
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