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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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worden war. Winters brachte es nicht über sich, das Wort auszusprechen, das die Endgültigkeit von Robbies Schicksal bezeichnete.
    Ein starker Ölgestank schlug ihm entgegen. Wie schafften es die Mechaniker, in dieser Umgebung bei Bewusstsein zu bleiben? Eine Lüftungsanlage war nicht vorhanden. Er atmete die halbwegs frische Luft einmal tief ein und zwang sich, weiterzugehen. Vier Streifenwagen standen in einer Reihe und mussten gewartet werden. Der Rest der Halle war voll gestellt mit einem Dutzend verschiedener Fahrzeuge, von einer schnittigen roten Corvette bis zu dem Schlamm bedeckten Ford, den er mit Übelkeit erregender Sicherheit erkannte, kaum dass sein Blick ihn gestreift hatte.
    Der Name des Werkstattleiters war Russ Vandalia.
    »Vandalia!«, rief er und hoffte, der Mechaniker möge nicht da sein. Hoffte, dass sich ihm die Gelegenheit bot, den Wagen vor allen anderen allein in Augenschein zu nehmen. Er wollte Beweise. Er wollte Anhaltspunkte. Er wollte den Scheißkerl, der seinen kostbaren Sohn gekidnappt und auf den Grund des Lake Douglas befördert hatte.
    »Ja, was ist?«, antwortete Vandalia seelenruhig und tauchte hinter einem drei Meter entfernt stehenden Wagen auf, das runzlige alte Gesicht von Öl verschmiert, eine graustoppelige Wange ausgebeult von einem Kaugummi. »Kann ich etwas für Sie tun?« Dann wandte Vandalia sich ab und spie mehr oder weniger diskret in eine alte Kaffeebüchse.
    »Ich bin Detective Rob Winters von der Polizei in Asheville.«
    Vandalia musterte ihn ausgiebig und nickte. »Dachte mir, dass Sie bald hier aufkreuzen würden.« Er drehte sich wortlos um und ging den Gang zwischen den abgestellten Autos entlang. Ein paar Chrysler, ein Minivan mit eingedrücktem Kühler, eine Sammlung japanischer Wagen, die feuerwehrrote Corvette. Vandalia tätschelte die Corvette im Vorbeigehen. »Drogen-Razzia«, bemerkte er. »Ich sitze mitten in der ersten Reihe, wenn diese Schönheit versteigert wird.« Endlich gelangte er zu dem schmutzigsten Wagen in der gesamten Werkstatt. Das Kennzeichen war sauber gewischt worden, doch Winters brauchte es gar nicht anzusehen. Er kannte die Nummer auswendig. Dieses Kennzeichen hatte auf der Fahndungsliste jeder Polizeiwache in North und South Carolina und drei weiteren Staaten gestanden. Er selbst hielt, wenn er mit dem Wagen unterwegs war, immer noch danach Ausschau.
    Natürlich hatte er dieses Kennzeichen nie entdeckt. Kein Mensch hatte es je wieder gesehen. Offenbar hatte es lange, lange Zeit auf dem Grund des Lake Douglas gelegen. Winters stand da und starrte den Wagen an, bis Vandalia sich räusperte. »Ein Ford Tempo aus dem Jahre fünfundachtzig. Er steht Ihnen zur Verfügung, Detective. Gestern Morgen, gleich nachdem man ihn aus dem See gefischt hatte, hat Sevier County das Kennzeichen und die Seriennummer überprüft. Ist gestern Nachmittag hier reingekommen.«
    »Haben Sie irgendetwas darin gefunden?«, hörte Winters sich fragen.
    Vandalia zuckte mit den Schultern. »Eine Tonne Dreck. Den Rucksack eines kleinen Jungen.«
    Winters’ Kehle wurde eng. »Mutant Ninja Turtles?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Ja.«
    Winters zwang sich, den Kloß in seinem Hals zu schlucken, der ihn zu ersticken drohte. Er hatte Robbie diesen Rucksack zum siebten Geburtstag geschenkt. Robbie war so stolz darauf gewesen. Winters erinnerte sich daran, wie Robbie den Rucksack ganz besonnen und gründlich untersucht hatte. Wie er stramm gestanden hatte, als er ihn sich zum ersten Mal auf den Rücken schnallte. Wie er respektvoll »Danke, Pa« gesagt hatte, so, wie Jungen sich heutzutage nicht mehr benehmen. Sein Junge war etwas Besonderes gewesen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Was sonst noch?«
    Vandalia scharrte verlegen mit den Füßen. »Detective, Sie dürften eigentlich nicht mal hier sein, bevor die erste …«
    Winters trat einen einzigen Schritt vor und bedachte Russell Vandalias dürren Körper in dem schmutzigen Overall mit einem strengen Blick. »Was sonst noch?«, stieß er zähneknirschend hervor.
    Vandalia blieb ruhig stehen und rührte keinen Finger. Winters hasste ihn, hasste seine Angewohnheit, sich Zeit zu lassen, wie es ihm passte, unbeeindruckt von wichtigen Dingen, die um ihn herum vorgingen. Dann zuckte Vandalia wieder mit den Schultern, drehte sich um und spuckte erneut in seine verdammte Kaffeebüchse. »Die Handtasche Ihrer Frau.«
    »Ihre Brieftasche?«
    »War noch drin. Und ihr Führerschein. Kein Bargeld, keine

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