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Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit

Titel: Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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im Wohnzimmer gesehen«, bemerkte Caroline beiläufig. »Nicht schlecht.«
    Max setzte sich auf seinem Stuhl zurecht, bemüht, nicht vor Schmerz das Gesicht zu verziehen. »Danke. Ich benutze ihn täglich. Auf Anweisung des Arztes.«
    »Ich erinnere mich.« Sie schloss die Augen und fluchte leise, als etwas Öl aufspritzte und sich eine Brandblase auf ihrem Finger bildete.
    Max sah zu, wie sie den Finger unter kaltes Wasser hielt. »Unter dem Spülbecken befindet sich ein Erste-Hilfe-Kasten«, bemerkte er. Ihm war ihre erschrockene Reaktion nicht entgangen, als sie auf dem Parkplatz erwähnt hatte, dass sie häufig in Krankenhäusern gewesen war. Jetzt spürte er wieder die Angst in ihr, als sie rasch etwas Salbe auf dem verletzten Finger verteilte.
    »Danke. Das war unvorsichtig von mir.« Über die Schulter hinweg lächelte sie ihm munter zu, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. »Aber keine Sorge. Ich zeige dich nicht an.«
    »Setz dich, Caroline.«
    In ihren Augen spiegelten sich Erstaunen und Angst, doch sie gehorchte still, griff nach ihrer Gabel und spielte mit dem Salat in ihrem Schälchen.
    »Ich möchte dir eine Geschichte erzählen.« Er hatte im Bruchteil einer Sekunde diesen Entschluss gefasst und sah, wie sich ihre Augen vor Angst verdunkelten, obwohl sie ihn anlächelte. Er wollte ihr die Wahrheit sagen, weil er glaubte, dass er ihr Vertrauen am besten dadurch erringen konnte, dass er ihr zuerst das seine schenkte.
    Sie hielt ihren Blick auf den Tisch gerichtet. »Von einem Jungen auf einem Mountainbike?«
    Er legte seine Hand auf ihre und zwang sie sanft, die Gabel abzulegen. »Ja. Schau mich an, Caroline.« Dann wartete er, bis sie den Blick hob, und musste wieder an das Meer denken, an eine sehr aufgewühlte See. »Fünf Jahre nach diesem Mountainbike-Geburtstag habe ich meinen Highschool-Abschluss gemacht und bin mit Hilfe eines Stipendiums für Basketballspieler aufs College gegangen.« Das hat sie überrascht, dachte er, als er das Flackern in ihren Augen sah. Aber sie sagte nichts, und er fuhr fort: »Ich habe vier Jahre lang als Abwehrspieler an der University of Kentucky gespielt.« Er dachte an den Jungen, der er damals gewesen war, an die unzähligen Dinge, die er bereute. »Alles, was ich je wollte, war Basketball spielen. Ich aß, trank und atmete dafür. Und ich war gut.«
    Mühsam stand er auf, ging zum Herd und wendete das Hühnchen, damit es nicht anbrannte. »Ich war sehr gut und sehr eingebildet.« Er wünschte, dass er seinen Stock nicht in der oberen Etage zurückgelassen hätte, als er die Küche durchquerte und sich zwischendurch mit einer Hand auf der Arbeitsplatte abstützte. »Möchtest du Wein zum Essen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wasser reicht mir völlig.«
    »Mein Vater war Farmer und hat nachts als Taxifahrer gearbeitet. Wir waren eine brave, katholische Familie, die fünf Mäuler zu stopfen hatte.«
    »Nur fünf?«
    Er lächelte über ihren trockenen Witz. »Wir wären noch mehr gewesen, aber Ma hatte einige Fehlgeburten gehabt und ein paar Babys starben bald nach der Geburt. Insgesamt haben meine Eltern die Gemeinde um neun Seelen bereichert. Was die verlorenen Kinder anging, war Ma immer sehr philosophisch eingestellt. Sie hat einen erstaunlich starken Glauben.« Und dafür liebte er sie. Diese Erkenntnis wärmte sein Herz, während er sie für den Rest seiner Geschichte wappnete. »Wie auch immer, wir waren fünf Kinder, und Pop musste zwei Berufe ausüben, um uns kleiden und ernähren zu können.«
    »Und um euch Mountainbikes schenken zu können«, sagte Caroline leise, und er wusste, dass sie begriffen hatte, was für ein wahrhaft gigantisches Geschenk dies für ihn gewesen war.
    »Ja. Pop wäre für sein Leben gern Geschichtslehrer geworden, hatte aber nie die Chance gehabt, aufs College zu gehen. Er war fest entschlossen, uns Kinder allesamt dorthin zu schicken, und einer von uns sollte Geschichtslehrer werden.«
    »Er wählte dich dafür aus.«
    »Ja, aber ich hatte kein Interesse. Die Verlockung des Ruhms hatte mich gepackt, und ich dachte nicht daran zu widerstehen. Ich liebte das Rampenlicht, die Schreie der Fans, den Applaus. Ich liebte es, Basketball zu spielen.«
    »Du warst jung, Max.«
    »Suche keine Entschuldigungen für mich, Caroline«, sagte er schärfer als beabsichtigt. »Du warst nicht dabei. Du kannst es nicht wissen. Entschuldige bitte. Ich wollte nicht so heftig werden. Mir war klar, dass mein Dad nichts dagegen hatte, dass ich

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