Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
unverhohlenen Leidenschaft, mit der ihre Körper zueinander gefunden hatten, und von allem, was sich daraus entwickeln könnte. Max hob den Kopf und sah in ihren Augen eine Mischung aus ungezügeltem Begehren und Erstaunen. Ihr Begehren weckte in ihm den Wunsch, sich noch heftiger an ihren weichen Körper zu pressen. Doch ihr Erstaunen ließ ihn zurückweichen. Auch das hier war ein erstes Mal für sie, dessen war er sicher, und deswegen würde er jetzt aufhören. Doch dass es ein nächstes Mal geben würde, wusste er mit absoluter Gewissheit.
Langsam lockerte er seinen Griff, bis ihre Füße wieder auf dem Boden standen, und löste sich von ihr. Ihr Gesicht war von kleinen Löckchen umrahmt, die sich im Luftzug seiner heftigen Atemstöße bewegten. Ihre Lippen waren rot und geschwollen, die Haut ihrer Wangen gereizt von seinen Bartstoppeln. Sie sah wunderschön aus.
»Gütiger.« Er senkte den Kopf und schmiegte die Wange an ihren Scheitel. Sein Herz klopfte wie ein Schmiedehammer, und seine Lunge pumpte wie ein Blasebalg. Sein gesamter Körper schmerzte, aber er hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Alles war gut und richtig, das wusste er intuitiv. Sie war dort, wohin sie gehörte. In seinen Armen.
»Was ist los?«, fragte Caroline und fand, dass sich ihre Stimme fremd anhörte. Atemlos und … sogar sexy? Das war kaum vorstellbar. War sie, Caroline, zu einer Frau wiedergeboren, die einem Mann wie Max Hunter ein Stöhnen abringen konnte? Unglaublich, aber wahr. Ihre Hände lösten sich von seinem Nacken und legten sich zärtlich um seine Wangen. Mit den Daumen streichelte sie über seine Haut, dann ließ sie die Hände sinken.
Seine Finger spielten immer noch mit ihrem Haar und zupften nun sanft daran, damit sie den Kopf hob. Dann strichen seine Lippen über ihre geröteten Wangen, tupften kleine, zärtliche Küsse an ihrem Kinn entlang bis zu der empfindlichen Stelle hinter ihrem Ohrläppchen, direkt über dem Rollkragen ihres Pullovers. Wieder lief ihr ein Schauer über den Rücken.
»Entschuldige«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich habe dir das Gesicht zerkratzt. Morgen werde ich mich vorher rasieren.« Dann trat er zurück und zog, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu lösen, seinen Mantel aus.
Ihr Erstaunen wurde noch größer. Er entschuldigte sich, weil er ihr das Gesicht zerkratzt hätte? Caroline wehrte sich gegen ein impulsives Kopfschütteln.
So also benehmen sich normale Männer
, dachte sie, doch noch während sie den Gedanken formulierte, wusste sie, dass das nicht zutraf. Max Hunter hatte nun wirklich nichts Normales an sich.
Allmählich wich ihr Erstaunen der Belustigung. »Morgen?« Sie hob die Brauen und neigte den Kopf. Sein Blick wich nicht von ihrem Gesicht, als befürchtete er, dass sie ihn zurückweisen könnte, und dieser Gedanke weitete ihr Herz. Max war rücksichtsvoll und verletzlich auf eine freche Art und Weise. Ein völlig neues Selbstbewusstsein keimte in ihr auf.
»Versprochen?«, fragte sie.
»Was soll ich versprechen?«
»Dass du dich rasierst.«
Ein warmes Lächeln trat in seine Augen, bevor es seinen Mund erreichte, und seine Wirkung ließ Carolines Atem stocken. Er war ein unglaublich gut aussehender Mann. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die geschwollenen Lippen. Mit einem äußerst einfallsreichen Mund. Er hatte sie nicht einfach geküsst. Er hatte sie verschlungen und gleichzeitig liebkost. Morgen.
Erbarmen
.
»Ich verspreche es hoch und heilig.« Er lockerte seine Krawatte und wies in Richtung Küche. »Und jetzt ist es Zeit fürs Abendessen.«
Caroline schlug ein Ei in die Rührschüssel von Max’ Küchenmixer. Seine Küchengeräte schienen alle aus der
Schöner Wohnen
zu stammen, wenngleich das Design eher klassisch sechziger Jahre war. »Lass die Mathe-Aufgaben auf dem Küchentisch liegen. Ich möchte sie mit eigenen Augen sehen. Und denk dran, dass das Zelten in den Frühjahrsferien für dich ins Wasser fällt, wenn in deinem Zeugnis eine Drei in Mathe statt einer Zwei auftauchen sollte. Und, Tom?«
»Ja, Mom.«
Caroline schüttelte den Kopf, als sie Toms kaum verhohlene Ungeduld bemerkte. In seiner Stimme klang deutlich noch immer die Anspannung des Vorabends durch. Selten hatten sie bis zur Klärung der Fronten so viel Zeit verstreichen lassen, und jetzt wusste Caroline nicht recht, wie sie mit ihrem Sohn reden sollte. Deshalb griff sie auf vertraute Muster zurück, sie war schließlich seine Mutter, ob es ihm passte oder nicht. »Ich
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