Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
war einfach blind. Gewöhnlich war sie ja ziemlich schlau – wenn es nicht gerade um Männer ging. Das Klügste, was sie in den vergangenen sieben Jahren getan hatte, war, sich die Männer vom Leibe zu halten. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Seine Mom mochte ja naiv sein – aber er war es nicht, bei Gott nicht. Hunter sollte nur versuchen, sie anzufassen. Sollte er’s doch versuchen.
»Du bist ja so still«, bemerkte Caroline und warf Max, der am Esstisch saß, einen Blick zu, während sie Kaffee in zwei ihrer besten Becher goss. »Beste« bedeutete in diesem Fall: nicht angeschlagen und ohne Carrington-Slogans natürlich. Nichts, was sie sich je würde leisten können, hielt dem Vergleich mit dem erlesenen Porzellan stand, das sie in Max’ Haus in der Vitrine gesehen hatte. Seine Mutter benutzte dieses Porzellan so selbstverständlich, als hätte sie es im Supermarkt erstanden, und erklärte Caroline, dass es doch sinnlos wäre, so etwas zu besitzen, wenn man Angst hätte, es zu verwenden. In diesen Worten steckte viel Weisheit, stellte Caroline fest. Sie würde später darüber nachdenken. Im Augenblick jedoch beobachtete sie Max, der auf dem Rückweg zu ihrer Wohnung für seine Verhältnisse ungewöhnlich still gewesen war, was sie wunderte. Seine Willkommensparty war ein voller Erfolg gewesen. Max im Kreise seiner Familie zu sehen weckte ihre Sehnsucht nach Dingen, die sie sich noch nicht zu wünschen wagte.
»Ich habe nur nachgedacht«, erwiderte Max. »Danke.« Er nahm den Kaffeebecher entgegen und wartete, bis sie sich zu ihm gesetzt hatte. »Über dich habe ich nachgedacht.« Er lächelte, als sie rot wurde. »Und über uns.«
Sie verzog das Gesicht, als sie sich mit einem allzu hastigen Schluck Kaffee den Mund verbrannte. »Über uns?«
»Über uns.« Plötzlich wieder sachlich, griff Max nach ihrer freien Hand. »Und darüber, dass du eine meiner Studentinnen bist.«
»Ach?« Ihre Zufriedenheit verflüchtigte sich. Das klang ja nicht gerade viel versprechend.
»Wie wichtig ist dir mein Seminar, Caroline?«
Sie unterdrückte ihren Seufzer der Erleichterung, als er keine Sätze sagte wie: »Am besten treffen wir uns nicht mehr« oder »Wir können trotzdem Freunde bleiben.« »Wieso?«
Max stellte seinen Kaffeebecher behutsam auf dem Esstisch ab. »Ich möchte mit dir zusammen sein. Wo immer du willst. Wenn ich abends mit dir essen gehe oder deine Hand halten will, soll mich nichts und niemand daran hindern können.«
Caroline schloss einen Moment die Augen, um ihr Herzrasen unter Kontrolle zu bringen. Sie spürte, dass ihre Wangen von Sekunde zu Sekunde heißer wurden. »Und die Tatsache, dass ich deine Studentin bin, könnte dich daran hindern.«
»Könnte sein. Erst gestern hat Dr. Shaw mich deswegen angesprochen.«
Caroline schlug die Augen auf und sah, wie sein wunderschöner Mund sich zu einem kläglichen Lächeln verzog.
»Tatsächlich?«
»Mhm.« Max trank seinen Kaffee, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu lösen. »Wahrscheinlich hat sie herausbekommen, dass David nicht meine bessere Hälfte ist und dass du und ich an jenem Abend zusammen essen gegangen sind. Und offen gesagt, ich will verdammt sein, bevor ich zulasse, dass Shaw dich in die Klauen bekommt. Brauchst du mein Seminar für dein Examen?«
Sie drückte seine Hand, und ihr Herz hämmerte immer noch, als ihr die tiefere Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. Er beschützte sie auf eine Art, wie sie noch kein Mensch je beschützt hatte. Es war ein gutes Gefühl. Wirklich und wahrhaftig gut. »Ursprünglich wollte ich nur noch ein letztes Mal eines von Elis Seminaren besuchen. Du möchtest, dass ich es streiche?«
»Würdest du das tun? Falls ich zu viel verlange, ziehe ich mich zurück und warte bis zum Ende des Semesters, bis ich …« Er blickte sie vielsagend an, und die Glut in ihrem Gesicht breitete sich nun auch noch über ihren Hals aus.
Der plötzliche Wunsch, Max eine ähnliche Reaktion zu entlocken, war zu stark, um ihm widerstehen zu können. Also versuchte sie es gar nicht erst. Sie stützte den Ellbogen auf den Tisch, legte ihr Kinn auf ihre Faust und senkte die Lider. Dann hob sie mit einem koketten Augenaufschlag die Wimpern und genoss den Anblick seiner blitzenden Augen und des Zuckens in seiner Wange. So unerfahren sie auch war, sie lernte doch schnell. Und Max Hunter war ein außergewöhnlich guter Lehrmeister. »Aber ich werde deine Vorlesung sehr vermissen«, sagte sie leise und fuhr mit dem
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