Eiskalt Ist Die Zaertlichkeit
zögerte, trat dann zur Seite und kreuzte die Arme vor der Brust. »Wann bist du zurück?«
Caroline knöpfte ihren Mantel zu. »In ein, zwei Stunden.« Sie sah die Angst in seinen Augen. »Mach dir keine Sorgen, mein Sohn. Mir wird nichts passieren. Darf ich diese Bilder haben?«
»Gut.« Er folgte ihr zur Tür. »Mom, sei vorsichtig. Ruf an, falls du mich brauchst.«
»Mach ich. Keine Sorge. Schließ die Tür hinter mir ab.«
Max hatte sich beinahe wieder beruhigt, als Caroline plötzlich vor seiner Haustür stand, und ein Blick in ihre Augen, die vor Wut sprühten, ließ auch seinen Zorn wieder auflodern.
»Caroline, was für eine hübsche Überraschung«, begrüßte er sie mit hohntriefender Stimme. »Komisch, ich wüsste nicht, dass ich inzwischen erwachsen geworden wäre, etwas aus meinem Leben gemacht oder dich angerufen hätte.«
Ein vernichtender Blick war alles, was sie für ihn übrig hatte, als sie sich an ihm vorbei in die Eingangshalle drängte. Schweigend folgte er ihr in die Küche, wo sie mit steifen Fingern an ihren Mantelknöpfen fummelte. Sie trug eine dicke, braune Mappe unter dem Arm. Mit einer geschmeidigen Bewegung entledigte sie sich ihres Mantels und warf die Mappe auf den Tisch. Der Inhalt rutschte heraus. Mit düster blickenden Augen stand Caroline vor ihm, hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt, die Zähne zusammengebissen, wie eine kleine kampfbereite Boxerin. Trotz seines Zorns erweckte ihr Anblick sein Begehren.
»Du bist ein aufgeblasener, undankbarer Mistkerl, der voller Selbstmitleid steckt.«
Ihre Worte lösten schiere Wut in ihm aus. »Und du …«, Max machte einen Schritt auf sie zu und beugte sich vor, »… nimmst dir entschieden zu viel heraus,
Miss Stewart
.« Er baute sich drohend vor ihr auf, doch sie wich nicht zurück und blickte scheinbar zerknirscht zu ihm auf.
»Tue ich das?« Caroline drehte sich auf dem Absatz um, stürzte zum Tisch und griff wahllos nach einem der Fotos. »Ich dachte, ich würde mich für einen einigermaßen integren Mann interessieren.« Sie wandte sich ihm wieder zu und stach ihm so heftig den Zeigefinger in die Brust, dass dieser sich krümmte, als er gegen die Wand aus harten Muskeln stieß. »Mit ein wenig innerer Stärke.« Sie ließ ihren Finger wieder vorschnellen, diesmal etwas vorsichtiger. »Mit etwas Charakter. Vielleicht ein Mann, bei dem
ich
mich zur Abwechslung mal anlehnen kann. Und was sehe ich hier? Nichts davon!« Sie schrie die Antwort auf ihre eigene Frage hinaus, wedelte mit dem Foto vor seiner Nase herum und ignorierte seine düstere Miene. »Ich sehe nur einen verwöhnten kleinen Jungen, verbittert, weil er Stubenarrest aufgebrummt bekommen hat, unfähig oder nicht willens, einen harten Schicksalsschlag zu überwinden! Der seine Launen an verliebten, kleinen Mädchen auslässt!«
»Welche Launen?« Er packte ihr Handgelenk, um sich vor ihrem Finger zu schützen. »Was für verliebte, kleine Mädchen? Wovon, zum Teufel, redest du überhaupt?«
»Ich rede von Evie, Max. Evie ist bis über beide Ohren in dich verliebt, und du trampelst auf ihrem Herzen herum, als wäre es ein Stück Dreck.«
»Evie, verliebt in mich? Rede keinen Unsinn, Caroline. Das ist nur Schwärmerei.«
»Du merkst es nicht einmal, wie? Du glaubst, alle sehen nur deinen Stock, und das macht dich wütend.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ich sehe doch, wie du ihn jedes Mal versteckst, wenn du einer schönen Frau begegnest.«
Er empfand eine irrationale Freude. »Du bist eifersüchtig.«
Sie wollte es fauchend abstreiten, presste dann aber starrsinnig die Lippen zusammen. »Ich bin nicht hier, um die erbärmlichen Unsicherheiten zu diskutieren, die mich eventuell in deiner Gegenwart überfallen, Dr. Hunter. Ich bin gekommen, um über das hier zu reden!«
»Hörst du bitte auf, mir dieses Papier um die Ohren zu schlagen?« Verstört riss er es ihr aus der Hand.
Seine Hand fuhr zu seinem Herzen, als er das Foto betrachtete.
»Erkennst du ihn?«, fragte Caroline spöttisch. »Wie ich höre, war er ziemlich gut.«
Das Foto flatterte in seiner zitternden Hand. »Woher hast du das?«
»Von meinem Sohn. Er wollte wissen, mit was für einem Mann seine Mutter sich einzulassen im Begriff war.«
Max konnte den Blick nicht von dem grobkörnigen Foto lösen, das in seiner Zeit als Nachwuchsspieler in L. A. aufgenommen worden war. Sein Körper schwebte frei in der Luft, während er den Ball in den Korb stieß. Beinahe hörte er den Jubel,
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