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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Stücke auf ihn zu halten.«
    »Und früher? Ist er noch wegen etwas anderem vorbestraft?«
    »Nicht auf dem Papier, aber es könnte ja so lange her sein, dass es aus den Akten gestrichen wurde.« Sie sah auf ihre Uhr. »Oh, ich muss los.«
    Sie ging und er sah ihr einen Augenblick nach. Dann nahm er noch einen Schluck Kaffee. Aber der war mittlerweile kalt. Er goss den Rest auf den Asphalt und zerdrückte den Becher in der Hand. Auf dem Weg zum Mülleimer ging er an den Tauchern vorbei, die neben dem Kranwagen standen und sich mit den Hundeführern unterhielten, die ihre Aufgabe offensichtlich abgeschlossen hatten.
    Er stellte sich zu ihnen und fragte in die Runde:
    »Die Taucherin, die von hier kommt. Wie heißt die noch mal?«
    »Kir«, antwortete einer der Tauchkollegen, ein junger, durchtrainierter Typ, der von Kopf bis Fuß in grünen Armeeklamotten steckte.
    »Und ›Kir‹ ist die Abkürzung von was?«
    Sie sahen einander an. Kirstine meinten sie, waren sich aber nicht sicher. Es könnte auch Kirsten sein. Im Hauptquartier in Nykøbing hätten alle sie immer nur Kir genannt.
    »Kir Royal«, ergänzte ein anderer mit einem fast liebevollem Lächeln.
    »Royal?«, fragte Mark.
    »Sie heißt Røjel mit Nachnamen. Darum nennen wir sie Kir Royal. Aber sie hat nichts dagegen.«
    Mark nickte. Kirstine Røjel. Den Spitznamen Kir schien sie sich später zugelegt zu haben, als Jugendliche oder Erwachsene. Denn während der Schulzeit war sie einfach nur Kirstine gewesen.

K APITEL 16
    Kir fand schnell in ihren Rhythmus und schwamm zügig und konzentriert zwischen den Orientierungsleinen hin und her. Niklas war bereits damit beschäftigt, ein neues Suchfeld abzustecken. Zielvorgabe war es, die Suche in diesem Hafenbeckenbis zum Einbruch der Dunkelheit abzuschließen.
    Während sie sich durch den Fischschlamm auf dem Grund des Hafens tastete, musste sie an diesen Polizisten denken: Mark Bille Hansen. Sie kannte ihn aus der Schulzeit, er war aber in einer anderen Klassenstufe gewesen, drei oder vier Klassen über ihr. Damals hatte sie ihn cool gefunden, er hatte viel Sport gemacht und war ziemlich wild gewesen. Aber sie hatte praktisch kein einziges Wort mit ihm gewechselt.
    Die Schulzeit hatte sie hauptsächlich beim Sport verbracht. Ihr Körper war dafür gebaut, geschmeidig und muskulös, wie er war. Leichtathletik hatte ihr am besten gefallen. Sie hatte es genossen, ihren Körper mit einem kleinen Stoß vom Startblock zu katapultieren, um ihn dann millimetergenau bis über die Ziellinie zu manövrieren. Aber Leichtathletik war eher eine Seltenheit in dem kleinen Provinzkaff gewesen, in dem sie aufwuchs. Dort spielte man in der Regel nur Handball oder Volleyball. Ballsportarten begeisterten sie nicht im gleichen Maße, aber sie fielen ihr leicht. Alles, was mit Körper und Bewegung zu tun hatte, fiel ihr leicht.
    Ganz anders verhielt es sich mit der Welt der Sprache. Sie hasste Bücher. Sie hasste alles, was damit zusammenhing: still sitzen und sich auf Wörter und Buchstaben zu konzentrieren, die nur vor ihren Augen herumtanzten. Erst in der fünften Klasse, als sie schon längst das hoffnungslose Schlusslicht der Klasse war, wurde festgestellt, dass sie Legasthenikerin war.
    Die Diagnose kam einer Katastrophe gleich. Plötzlich war sie nicht mehr die starke Sportskanone, sondern eine Hilfsbedürftige. Sie kam in eine Sonderklasse und wäre vor Scham am liebsten in den Boden versunken. Damals hatte sie sich ein anderes Leben gewünscht. Sie hatte sich gewünscht, wie ihr Onkel Hannibal zu sein, der Minentaucher war. Der Bruderihres Vaters konnte die schauerlichsten Geschichten erzählen, von Bomben, die er unter Wasser sprengen musste, oder von Leichen, die er aus gefährlichen Schiffswracks geborgen hatte. Ihre Eltern hatten ihre Bewunderung für den Onkel gehasst. Ihr Vater war das absolute Gegenteil seines Bruders: angepasst, traditionsverbunden. Er hatte seine Jugendliebe geheiratet, drei Kinder bekommen und eine Schweinezucht geerbt. Ihm zufolge litt Hannibal an der Taucherkrankheit, hatte ein Gehirn voller weißer, toter Flecken. Mit anderen Worten, er war ein unzurechnungsfähiger Lügner und Trinker.
    Der Gedanke an ihn zauberte ein Lächeln auf Kirs Gesicht hinter der Tauchermaske. In gewisser Weise hatte ihr Vater sogar recht. Hannibal war ein altmodischer alter Seebär. Und er war ein Lügner, wenn es ihn packte. Mehr als einmal hatte sie sich vor ihrem Vater im Keller versteckt und Hannibal sagen hören, er

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