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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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hätte sie schon seit Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Allerdings hatten sie zuvor natürlich in aller Eile ihr Fahrrad in den Schuppen geschoben und seine leeren Wodkaflaschen in den ausgetrockneten Brunnen geworfen. Niemand und schon gar nicht sein großer Bruder sollte ihn auf frischer Tat ertappen.
    Sie hielt an der zweiten Orientierungsleine, verschob die Laufleine um eine weitere Armeslänge mit dem Karabinerhaken und drehte um.
    Sie erinnerte sich genau an den Sommer, als sie zwölf Jahre alt geworden war. Für sie war es der entscheidende Sommer ihres Lebens gewesen. Denn in diesem Sommer hatte sie den Beschluss gefasst, Minentaucherin zu werden. Es war der Sommer, als ihr Bruder Tomas vom Boot fiel und ertrunken wäre, wenn sie nicht die vier Meter tief getaucht wäre und ihn an die Oberfläche zurückgeholt hätte.Sie hatte das Ende der Orientierungsleine und damit des Suchquadrates erreicht und hatte sich von dem Gedanken verabschiedet, etwas zu finden, als sie mit etwas kollidierte. Wie immer hatten ihre Hände den ersten Kontakt mit dem toten Körper. Sie wusste sofort, was es war. Kannte die weiche Beschaffenheit von menschlichem Fleisch, das lange im Wasser gelegen hatte. Ihr Herz raste, aber es gelang ihr, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Sie durfte jetzt nicht in Panik geraten. Wenn sie das Gefühl lange genug unterdrückte, würde es wieder verschwinden.
    Sie tastete vorsichtig. Die Leiche war nackt und es handelte sich um einen weiblichen Körper. Beine, Torso, Hals, Kopf. Das lange Haar schwebte wie das einer Meerjungfrau, ganz anders und viel feiner als das grobe Tau, das sie kurz zuvor berührt hatte. Es passte auf die Beschreibung von Nina Bjerre. Bei dem Versuch, sich zu befreien, riss sie ein paar Haare aus und spürte, wie der leblose Körper wie eine Blume in einer Vase hin und her schwankte. Sie grub tiefer im Schlamm und stellte fest, dass die Tote bis zu den Knöcheln im Fischabfall steckte. Ihre Beine waren mit einem Seil gefesselt und an dessen Ende befand sich ein Anker, der sich tief in den Schlamm gebohrt hatte. Sie tauchte tiefer, um den Anker genauer lokalisieren zu können. Er wog mindestens fünfzehn Kilo. Das Seil, mit dem die Knöchel gefesselt waren, führte an den Beinen hoch zu den Händen, die hinter dem Rücken gebunden waren. Von dort führte es noch weiter, bis zum Hals.
    Die Sicht war sehr schlecht, aber einem Impuls folgend, schwamm sie ganz nah vor das Gesicht der Toten. Der Kopf hatte sich so merkwürdig angefühlt, obwohl sie Handschuhe trug. Sie strengte ihre Augen an, um etwas erkennen zu können, aber die schlechte Sicht machte es unmöglich. Stattdessen markierte sie die Stelle mit einer Boje und gab dem Bootoben ein Signal, dass sie etwas gefunden hatte und auftauchen würde.
    »Ich glaube, ich habe das Mädchen gefunden«, sagte sie, als sie an Bord gehievt wurde.
    »Das habe ich befürchtet«, antwortete Allan. »Meinst du, du schaffst es, die Leiche zusammen mit Niklas in dem Leichensack zu bergen?«
    »Klar. Aber sie ist mit den Füßen an einen Anker gefesselt. Ich werde das Seil durchschneiden müssen, okay?«
    Er nickte.
    »Du befestigst einfach eine Boje an den Anker, dann bergen wir den später.«
    Er sah sich um und ließ seinen Blick für einen Moment am Horizont verweilen. Sie wusste genau, was er dachte.
    »Es wird bald dunkel. Wir sollten uns beeilen. Wir markieren die Position, bergen sie und den Anker und setzen die Suche nach weiteren Fundstücken morgen fort.«
    Mit abgeklärter Professionalität gab Allan Vraa via Funkgerät den Polizisten an Land Bescheid, dass sie eine Leiche gefunden hatten. Sie notierten sich Zeitpunkt und Position, machten Aufnahmen und maßen die Entfernung zur Kaimauer, damit später alles für den Bericht rekonstruiert werden konnte. Dann fuhren sie weiter raus, um Niklas hochzuholen.

K APITEL 17
    Die Unsicherheit machte Peter zu schaffen. Es fiel ihm schwer, Felix richtig einzuschätzen. Sie hatte ihn durchschaut, als er seine Bekanntschaft mit Ramses geleugnet hatte. Sie war in sein Haus eingedrungen, dort überfallen und übel zugerichtet worden. Eigentlich müsste er wütend sein. Wer war diese Person? Was wollte sie von ihm?
    Aber gleichzeitig hatte sie etwas an sich, das in ihm ganz gegenteilige Gefühle auslöste. Sie wirkte vernachlässigt und ungepflegt und er fragte sich, was sie erlebt hatte. Ihr Blick, der oberflächlich betrachtet etwas Abweisendes hatte, enthielt aber auch etwas

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