Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
sie soll von sich erzählen. Aber in erster Linie muss sie Flüssigkeit zu sich nehmen. Suppe, Milch. Etwas Nahrhaftes. Kaffee, Tee und Alkohol sind verboten.«
Er holte eine flache Schachtel und eine Packung mit Tabletten aus seiner Tasche und gab sie Peter.
»Das ist ein Antibiotikum. Dreimal am Tag zwei Tabletten, am besten mit ein bisschen Brot und was zu trinken. Und das hier ist ein Beruhigungsmittel – je nach Bedarf. Ich komme morgen wieder vorbei. Schaffst du es bis dahin?«
Die beiden kannten sich gut. Holm wusste alles über seine Vergangenheit und seine Nierenkrankheit. Und Peter hatte zusammen mit Manfred Holms Wintergarten gebaut und er hatte auch dessen Frau kennengelernt, eine freundliche ältere Dame, die an Multipler Sklerose litt.
»Versuch, die Namen ihrer Familienangehörigen und Freunde herauszubekommen, damit die übernehmen können.«
»Drogen?«, fragte Peter. »Gibt es Anzeichen dafür?«
Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein Junkie im Haus. Das Vergnügen hatte er bereits gehabt.
»Nichts. Ich gehe davon aus, dass sie aus irgendeinem Grund einen totalen Systemausfall erlitten hat. Einen Kreislaufkollaps. Versuch sie mit den Tabletten ruhigzustellenund sei für sie da. Flüssigkeit und Nahrung, eines nach dem anderen. Nur so viel, wie sie bei sich behalten kann.«
»Hat es was mit ihren Narben zu tun?«
Der Arzt betrachtete Felix, die verloren wirkte.
»Ich glaube, ihre schlimmsten Wunden und Narben trägt sie in ihrer Seele.«
Auf dem Weg nach draußen klopfte er Peter auf die Schulter. »Ich wünsche dir alles Gute.«
Dann warf er einen letzten Blick auf seine Patientin und fügte mit gedämpfter Stimme hinzu:
»Wenn es ihr morgen nicht besser geht, werde ich ihr eine Infusion anlegen.«
Die Nacht war unruhig. Felix schlief viel, aber wachte immer wieder auf und befand sich dann in einem halbwachen, halluzinatorischen Zustand.
Jedes Mal wenn sie die Augen aufschlug, versuchte Peter, sie mit Suppe zu füttern. Er hatte noch Tütensuppen im Schrank entdeckt und mischte sie mit gequirltem Ei. Nach der ersten Mahlzeit erbrach sie alles. Er wusch sie, holte die Matratze von oben, bezog Kissen und Bettzeug neu und legte sich neben sie auf das Sofa.
Er betrachtete sie, während sie schlief, eingerollt wie ein erschöpftes Kind, mit glänzender Haut und zitternden Augenlidern und Lippen. Dann wachte sie erneut auf, sprach wirres Zeug und schwitzte so sehr, dass er die Bettwäsche wechseln musste. Ihr schmächtiger Körper mit dem für Unterernährung so typischen, aufgequollenen Bauch krümmte sich zusammen. Wieder fütterte er sie mit Suppe, trug sie dann auf die Toilette, damit sie sich erleichtern konnte. Sie saß auf der Toilette und schwankte hin und her, dann duschte er sie, wickelte sie in ein großes Handtuch und trug sie zurück auf die Matratze, wo sie völlig ermattet einschlief.Aber schon kurz darauf schreckte sie wieder aus dem Schlaf hoch, klapperte mit den Zähnen und zitterte am ganzen Körper.
Er holte ein T-Shirt von sich aus dem Schrank und zog es ihr an. Es war ihr mindestens sieben Nummern zu groß. Aus großen dunklen Augen sah sie ihn an und er war sich nicht sicher, ob dieser Blick Hass ins ich trug oder Dankbarkeit. Irgendwann legte er sich zu ihr auf die Matratze und hielt sie fest.
In den frühen Morgenstunden fiel sie endlich in einen ruhigeren, tieferen Schlaf und war fieberfrei. Er schlich sich leise raus und fuhr in die Stadt, um Lebensmittel zu kaufen.
Als er zurückkam, wachte sie auf, und er kochte ihr Tomatensuppe mit Nudeln. Zum ersten Mal wirkte sie klar und vor allem hungrig.
»Was ist passiert?«
»Du bist krank. Der Arzt wird nachher noch mal vorbeikommen und dich untersuchen.«
»Mir geht es gut.«
Sie nahm den Löffel mit Suppe in den Mund und schluckte.
»Er hat gesagt, du seist traumatisiert. Was ist bei diesem Unfall geschehen?«
Sie kniff die Lippen zusammen. Ihre Augen wurden noch größer und kugelrund vor lauter Panik.
»Felix?«
Sie schlug ihm den nächsten Löffel aus der Hand. Dann begann sie plötzlich zu schwitzen und zu zittern, ein neuer Fieberschub. Sie warf den Kopf von links nach rechts.
»Nichts, nichts«, wiederholte sie flüsternd.
Er nahm sie in den Arm und zog sie fest an sich. Ihr Herz schlug wild, ihr ganzer Körper befand sich in einem Ausnahmezustand.Mit einer freien Hand tastete er nach den Beruhigungstabletten.
»Hier. Die wird dir helfen.«
Sie schüttelte energisch mit dem
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