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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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gesucht hatte. Zeit. Er hatte Recht. Das erschien so unlogisch, aber Gewaltverbrecher verhielten sich ja oft unlogisch.
    »Er muss ein Auto gehabt haben«, dachte sie laut. »Vielleicht hat er sie im Kofferraum transportiert. An einen Ort, wo er tun konnte, wozu er Lust hatte. Und danach muss er mit ihr in einem Boot ins Hafenbecken gefahren sein.«
    »Auto, genau. Boot, stimmt. Das ist ein logistischer Aufwand.«
    Er dachte eine Weile darüber nach.
    »Und dann dieser Anker, an dem sie befestigt war«, fügte Kir hinzu. »Wenn der nicht sein Anker ist, muss er ihn irgendwo gestohlen haben. Vielleicht fehlt jemandem ein Anker?«
    Er nickte anerkennend, als hätte sie etwas Kluges gesagt. Wenn er wüsste, wie der Anblick der gesichtslosen Leiche die ganze Nacht in ihrem Kopf herumgeschwirrt war.
    »Kanntest du sie?«, fragte er sie unvermittelt. »Nina Bjerre?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie alt bist du?«
    »Zweiunddreißig und Nina war neunzehn.«
    Er lächelte.
    »Stimmt, dann könnt ihr euch nicht gekannt haben. Meine Cousine ist mit ihr in eine Klasse gegangen.«
    Plötzlich schien ihr Gegenüber wie aus einem Traum aufzuwachen. Als hätte er begriffen, dass er die falsche Gesprächspartnerin vor sich hatte. Sie war ja nur eine Taucherin. Was konnte sie schon zu einem Mordfall beitragen?
    »Na gut, ich werde mal zusehen, dass ich weiterkomme! Man sieht sich.«
    »Da stimmt etwas nicht«, stieß sie hervor und war selbst ganz überrascht von sich. »Das wirkt alles so geplant.«
    Er nickte.
    »Ich glaube, da hast du Recht.«
    Er drehte die Handflächen in die Luft.
    »Aber, hey. Wir haben sie gefunden. Wir haben eine Leiche. Das ist doch schon was.«
    Sie sah ihm hinterher und fühlte sich wie damals auf dem Schulhof, wo sie ihn immer beobachtet, er aber keine Notizvon ihr genommen hatte. Natürlich hatte er sich gerade mit ihr unterhalten, aber sie nicht wirklich wahrgenommen. Außerdem hatte er immer ›Wir‹ gesagt. Nicht ›Du‹. Doch welche Bedeutung hatte das jetzt noch? Wie kam es, dass sie plötzlich wieder ein kleines Mädchen war, das nach dem Lob ihres Lehrers hungerte?
    Um möglichst unauffällig zu wirken, lief sie weiter, in den Teil des Hafens, den sie den »Friedhof« nannte. Es war der Ort, wo die Überreste alter Trawler und Kutter an Land gehoben, ausgeschlachtet und zu wertvollem Schrott gemacht wurden. Die Schrottfirma hatte sich erst nach ihrer Kindheit dort angesiedelt und war Zeuge für den Wandel der Stadt: von Lebendigkeit zum Tod oder zumindest zu einem erstarrten, passiven Zustand.
    Sie betrachtete die verrosteten Schiffe, die neben- und übereinandergestapelt lagen, während die Arbeiter Kräne und Muldenkipper bedienten, die gigantischen Aasfressern gleich Eisen-, Metall- und Holzstücke herausrissen und so dafür sorgten, dass die brauchbaren Teile erhalten blieben: Motoren, Schleppnetze, Kühlkammern, Pumpen, Flaschenzüge, Bugstrahlruder und Kompressoren. Alles, was das Herz eines Schiffes überhaupt erst zum Schlagen brachte.
    Die Atmosphäre von Unglück, Vergänglichkeit und Tod breitete sich in ihr aus. Der Ort war verdammt.
    Sie kehrte zum Taucherfahrzeug zurück. Allan Vraa hatte das Boot schon wieder an der Kaimauer festgemacht. Einer der Ermittler kletterte vorsichtig auf den Steg und nahm eine Plastiktüte in Empfang. Sie war durchsichtig und als sie näher kam, konnte sie ganz deutlich sehen, was darin lag. Ein Handy.

K APITEL 26
    Im Moment konnten sie nichts weiter für ihn tun. Stingers Zustand war stabil und die Schwester hatte sie aufgefordert, nach Hause zu fahren, um etwas Schlaf zu bekommen. Sie würden vielleicht bald schon alle Kräfte benötigen, sagte sie.
    Nach dieser Empfehlung saß Elisabeth eine Weile stumm und apathisch da und starrte in die Luft. Anja hatte ihren Platz am Fenster nicht verlassen und sah immer wieder panisch zur Tür. Auch sie war stumm, als hätte die Begegnung mit ihrem Exfreund auch das Sprachzentrum in Mitleidenschaft gezogen.
    »Vielleicht hat sie recht«, beendete Peter das Schweigen. Er dachte dabei auch an Felix und Manfred, denen er eine Erklärung schuldig war. »Sie rufen uns an, wenn es Neuigkeiten gibt.«
    Elisabeth wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab.
    »Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber du kannst unmöglich tagein, tagaus hier Wache sitzen. Du hast getan, was du konntest.«
    Plötzlich schnappte jemand hörbar nach Luft. Anja war vom Stuhl aufgesprungen und erschrocken vom Fenster

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