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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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nicht, in Gedanken rekonstruierte er die Ereignisse des Morgens. Das Handy und Elisabeths panische Stimme hatten ihn früh aus dem Schlaf gerissen. Schnell hatte er sich angezogen, Felix eine Nachricht geschrieben und Manfred angerufen. Dann war er sofort zum Krankenhaus gefahren, aber sie hatten Stinger gerade auf die Intensivstation gebracht, wo er auf innere Blutungen untersucht werden sollte. Peter hatte mit Elisabeth und ihrer geschundenen Freundin Anja im Eingang gewartet, obwohl die eigentlich in ein Frauenhaus gehörte.
    »Aber die hatten kein Platz mehr und ihr Ex ist hinter ihr her. Der ist Bandenmitglied«, hatte ihm Elisabeth zugeflüstert. Peter erinnerte sich, dass sie dasselbe Schicksal teilte. Auch sie war einmal die Freundin eines Bandenmitgliedes gewesen, war auf Motorrädern durch die Gegend gedröhnt und hatte sich schlecht behandeln lassen. Darüber hatte sich Stinger, so verpeilt er auch gewesen sein mochte, immer geärgert.
    »Hat er denn sonst noch irgendetwas gesagt?«, fragte Peter.
    Sie schüttelte den Kopf und starrte aus dem Fenster ins Schneegestöber. Es sah aus, als würde es niemals aufhören zu schneien. Die Tränen liefen ihr über die prallen Wangen wie Schmelzwasser vom Berggipfel.
    »Er war ganz mit Schnee bedeckt. Er muss lange in dem Schacht gelegen haben, vielleicht die ganze Nacht. Die Ärzte sagen, dass sein Puls ziemlich schwach war.«
    Peter holte ihnen Kaffee aus der Cafeteria und nahm auch drei Stück Kuchen mit. Der Imbiss aktivierte Elisabeths Erinnerung.
    »Ach doch, er hat was über eine Tätowierung gesagt.«
    »Was?«
    »Er sagte: ›Das ist tätowiert.‹ Oder so ähnlich. Er hat so undeutlich geredet, aber die haben ihm ja auch das halbe Gebiss rausgeschlagen.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf. »Ich bin davon ausgegangen, dass er verwirrt war und darum etwas von seiner Arbeit sagte. Also, sozusagen Arbeit«, fügte sie mit einem kleinen Lächeln hinzu.
    Drei Stunden hatten sie schon im Foyer des Krankenhauses gewartet. Endlich kam eine Schwester und erzählte ihnen, dass sie Stinger wegen innerer Blutungen hatten operieren müssen. Sie hatten ihn in ein künstliches Koma versetzt, damitder Körper die traumatischen Erlebnisse verarbeiten konnte, denen er ausgesetzt gewesen war. Sie könnten sich an sein Bett setzen und mit gedämpfter Stimme reden, aber sie sollten nicht erwarten, dass er bald aufwachen würde. Später kam einer der behandelnden Ärzte und erklärte ihnen, dass sie ihr Bestes getan hätten und man jetzt nur noch warten und hoffen könnte, ob man ihn in ein paar Tagen wieder aus dem künstlichen Koma holen könnte. Aber es gäbe keine Garantie. Er klang weder optimistisch noch besonders teilnahmsvoll. Vielleicht würde er das nicht überleben. Neben den inneren Blutungen hatte er auch eine stark in Mitleidenschaft gezogene Leber. Das sähe nach Alkoholmissbrauch aus. Ob das zutreffe?
    Peter antwortete nicht, musste aber daran denken, wie oft er Stinger mit einer Flasche Wodka in der Hand gesehen hatte. Elisabeth nickte wortlos. Der Arzt musterte sie und Peter konnte ihm ansehen, was er bei ihrem Anblick dachte: ein ungepflegter Fettberg, Beweis für Maßlosigkeit und einen unachtsamen Zucker- und Fettkonsum. Und – so würde der Arzt fälschlicherweise daraus schließen – ein Beleg für ihre Dummheit. Wahrscheinlich hatte er Stinger und seine Schwester schon in ein und dieselbe Schublade gesteckt: Menschen, die ihre Krankheiten und Beschwerden selbst verursacht und darum zu verantworten hatten. Hätte er sich über die beiden informiert, hätte er überdies noch festgestellt, dass sie frühpensioniert waren und somit auch nicht zum Bruttosozialprodukt des Landes beitrugen.
    Peter hörte die Stimme des Arztes in seinen Ohren klingeln, während sie an Stingers Bett Wache saßen. Vielleicht wird er das nicht überleben.
    Stingers Augen flackerten unter seinen Augenlidern nervös hin und her, als würde er ein zweites Mal die Schläge einstecken,die auf ihn niedergeprasselt waren. Stinger war hier nicht Stinger. Hier war er Lasse Stevns, 45 Jahre alt, ehemaliger Gefängnisinsasse und einer der Verlierer der Gesellschaft. Er stank nach Dreck, Rauch und Alkohol und hatte wer weiß was für ansteckende Krankheiten. In den Augen der Ärzte war er kein Sympathieträger. Der Arzt hatte noch nie mit Stinger geredet oder über seine albernen Jungenstreiche gelacht. Er hatte ihm noch nie in die Augen gesehen, die voller Mitgefühl für Kinder und Tiere

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