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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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sie dabei so etwas wie Glück empfunden.
    Dann waren sie mit dem Hubschrauber übers Wasser Richtung Samsø geflogen. Sie erinnerte sich gut an ihre Ungeduld, dass sie Erik drängte, schneller zu fliegen und das große metallene Insekt endlich auf der Insel zu landen. Maria hatte es so genannt: »Papa, es sieht aus wie eine Libelle!«
    Aber Erik hatte nicht vor, sich zu beeilen. Er hatte eine bestimmte Stelle draußen im Meer gesucht und darüber immer kleiner werdende Kreise gedreht. Dann hatte er die Instrumente überprüft, Zahlenkombinationen in sein GPS getippt und ihr etwas durch den Motorenlärm zugerufen. Aber sie hatte ihn nicht verstehen können, weil Maria neben ihr gesessen und vor sich hingeplappert, auf die Schiffe unter sich gezeigt und alles, was um sie herum geschah, kommentiert hatte. Sie waren in der Nähe einer Insel gewesen, vermutlich Hesselø. Und von einer Sekunde auf die nächste hatte sich der strahlende Sommertag, die Idylle, Vorfreude und der blaue Himmel über dem noch blaueren Meer in ein Inferno verwandelt: Panik, Tod und Zerstörung. Der Hubschrauber hatte begonnen, sich in rasendem Tempo um die eigene Achse zu drehen und an Höhe zu verlieren.
    Felix hatte die Hände um das Lenkrad gekrallt, als sie sich an den Absturz erinnerte, wie sie in die Tiefe gerissen wurden. Schweiß trat ihr auf die Stirn, das Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie musste ihre ganze Kraft aufbringen, um die Bilder zu verdrängen. Das war Vergangenheit. Sie befand sich aber in der Gegenwart. Und sie hatte sich auf den Weg gemacht.
    Der Weg, in den sie einbog, war braun von matschigem Schnee. Die Bäume und Büsche in den Gärten trugen schweran ihrer weißen Last. Sie parkte vor der Kirche und betrat den Friedhof.
    Sie wusste genau, wo sie hinmusste. Und das war auch gut so, denn alle Grabsteine waren versteckt und nur die Spitzen sahen heraus. Sie musste den Naturstein frei bürsten, um die Inschrift lesen zu können:
    Erik Gomez Andersen 23/11/1965 – 22/7/2009
    Maria Gomez Andersen 1/5/2003 – 22/7/2009
    Geliebt und sehnlichst vermisst
    Lange stand sie davor. ›Geliebt und sehnlichst vermisst‹. Sally, Eriks Sekretärin, hatte den Text vorgeschlagen. Sie hatte ihn so wunderschön und passend gefunden. Aber stimmte er auch wirklich?
    Natürlich vermisste sie Maria, obwohl sie erst jetzt den Zugang zu diesem Gefühl gefunden hatte. Aber Erik? Geliebt und sehnlichst vermisst? Sie starrte auf seinen Namen und versuchte sich an ihn zu erinnern, an seine Haut, seine Stimme, seine Bewegungen. Sie bemühte sich, die Sehnsucht nach ihm zu spüren, aber sie fühlte nur Wut. Eine Stimme in ihr hielt ihm vor, dass es alles seine Schuld war. Warum hatte er an dieser Stelle den Hubschrauber kreisen lassen? Warum hatte er sie so oft betrügen müssen? Warum hatte die Familie für ihn nicht an oberster Stelle gestanden?
    »Wie konntest du das nur zulassen?«
    Sie hatte es laut gesagt und es fühlte sich gut an. Sie hätte sogar Lust gehabt, es laut herauszuschreien.
    Sie sah sich verstohlen um, sie war allein auf dem Friedhof. Marias Name tanzte vor ihren Augen, sie ließ sich auf die Knie sinken und sah sie als kleines Baby vor sich, schlafend in ihren Armen: der wunderbare Duft ihrer zarten Haut und die dicken schwarzen Haare, die kleinen Hände, die sich imSchlaf bewegten und nach einem Finger von ihr griffen, der rote Kussmund.
    Ihr liefen die Tränen die Wangen herunter, sie wehrte sich nicht, ließ das Schluchzen und die Trauer zu, bis sie anfing zu frieren. Sie wollte sich aufrichten, als sie einem inneren Impuls folgend den Schnee vor dem Grabstein wegschob. Da entdeckte sie ein kleines Herz aus Moos und ein kleines Teelicht aus Glas. Natürlich, sie war nicht die Einzige, die Maria und Erik geliebt hatte. Sie hatte sich verkrochen in ihrem Schmerz, aber auch andere empfanden Trauer und Verlust, den sie zu bewältigen hatten.
    Mühsam erhob sie sich, ging zurück zum Wagen und saß einige Minuten lang still, den Kopf gegen die Nackenstütze gelehnt. Dann machte sie sich auf den Weg und fuhr die altbekannte Strecke, bis die roten Gebäude der Kjær Enterprise A/S aus dem Winternebel auftauchten.
    Seit Eriks Tod hatte sie diesen Ort nicht mehr aufgesucht. Wo war sie überhaupt die ganze Zeit gewesen? Sie konnte sich nicht erinnern. Hatte sie sich einfach nur in ihrem Zimmer im Dunkeln verschanzt? Wer hatte sich um sie gekümmert? Was war eigentlich in den Wochen und Monaten nach dem Unfall passiert?
    Sie parkte und

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