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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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er das? Vielleicht sollte er sich aus der ganzen Geschichte raushalten.
    »Hast du Steinbeck fertig gelesen?«
    »Klar«, antwortete Manfred. »Es geht nicht gut aus. Aber das weißt du ja schon.«
    »Vergiss nicht, es ist ein Roman, also Fiktion.«
    »Selbstverständlich. Die Wirklichkeit ist ganz anders.«
    »Ich komme morgen zur Arbeit«, versprach Peter.
    Manfreds Stimme klang noch in seinen Ohren nach, als er ins Krankenzimmer zurückkam. Wie bei ihrer ersten Begegnung, als er nach Stinger suchte, fiel ihm dieser Gegensatz auf: ihre Fettleibigkeit und die unförmige Kleidung, aber auch ihre Eitelkeit, die sich in verschiedenen Tattoos äußerte. Ihre Arme, Lenden und vermutlich auch andere Stellen waren damit verziert. Und das war garantiert nicht Stingers Werk gewesen.
    »Du warst doch auch mal ein Bikergirl, oder? Warst du eigentlich in einem bestimmten Club?«
    Sie nickte, aber er sah, dass die Frage sie wachsam und vorsichtig machte.
    »Hast du noch immer was mit denen zu tun?«
    »Nee. Das waren solche Idioten. Aber, ist schwierig, da rauszukommen.«
    »Du meinst, wie bei Anja?«
    Sie gab zwar keine Antwort, aber er konnte sehen, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Deine Tattoos sind ziemlich gut gemacht, hast du sie dir damals stechen lassen?«
    Sie lächelte, als hätte er gesagt, dass sie hübsch sei.
    »Wir haben alle die gleichen bekommen. Das gehörte dazu.«
    Sie kicherte. »Stinger war total stinkig.«
    »Und wo lässt so jemand wie du die machen?«
    Er erzählte von der Toten vom Hafen und von ihrem Tattoo einer stilisierten Lilie.
    »Ich gehe zu Rollos Kennel in der Vestergade. Er ist der Beste. Ich wollte bald wieder hin und mir ein Neues machen lassen.«
    Peter wandte den Kopf zu Stinger.
    »Pass auf, dass er das nicht hört.«
    Tränenblind lächelte sie ihn an.
    Er wünschte, er könnte ihr helfen. Aber was genau würde das bedeuten? Er wollte sich doch eigentlich nur aus allem raushalten.
    »Das ist alles eine einzige große Scheiße«, sagte sie.
    Darauf konnte er nichts erwidern. Stumm sah er sie an. Elisabeth packte ihn am Kragen und zog daran.
    »Stinger ist kein schlechter Mensch«, sagte sie. »Er ist ein Guter.«
    »Das weiß ich doch.«
    Er schuldete das Stinger. Vielleicht erwartete Elisabeth das auch von ihm. Alle erwarteten Hilfe von ihm, auch Felix, die sich mit Widerhaken in sein Leben gebohrt hatte, mit ihrem zarten, fast knabenhaften Äußeren und diesem My-Blick, der ihn zu röntgen schien.
    »Ich versuche etwas herauszufinden«, versprach er undverfluchte das aufdringliche Gefühl, verantwortlich zu sein.
    Elisabeth streckte ihm die Hand entgegen und als er ihren Händedruck erwiderte, wusste er, dass damit sein Schicksal besiegelt war.Nach dem Besuch im Krankenhaus fuhr er direkt zu Miriam in die Anholtsgade und erzählte auch ihr von dem Brandzeichen.
    »Die afrikanischen Prostituierten haben manchmal solche Brandings«, sagte sie.
    Sie hatte ihn zu sich aufs Sofa gezogen, aber er hatte sich zurück an die Kante gesetzt.
    »Hier bei uns?«
    Sie nickte. »Das sind doch unsere Konkurrentinnen, aber die meisten von ihnen sind hier nicht freiwillig. Die wurden verkauft wie früher die Sklaven. Und die Eigentümer kennzeichnen ihre Waren gerne. Barbarisch, oder? Als würde man ihnen einen Strichcode geben.«
    »Ja, barbarisch. Keine schöne Branche.«
    Traurig sah sie ihn an und er bereute seine Worte sofort.
    »Entschuldige.«
    »Was ist denn los mit dir?«
    Sie streichelte sein Gesicht, fuhr mit dem Finger um seine Lippen. Ganz still saß er da. Dann zog sie ihre Hand wieder zurück.
    »Felix?«
    Aber er hätte weder mit Ja noch mit Nein antworten können.
    »Was ist denn passiert?«
    Er stellte fest, dass es ihm schwerfiel, die richtigen Worte zu finden. Er wollte Miriam nicht verletzen, aber jeder weitere Satz hätte es getan.
    »Du leidest am Stockholm-Syndrom. Weißt du, was das ist?«, sagte sie nach langem Schweigen.
    Er kannte den Ausdruck. Der stammte von einem Banküberfall in Stockholm, bei dem die Geiseln ein so enges emotionales Verhältnis zu den Räubern aufgebaut hatten, dass sie diese später sogar in Schutz nahmen.
    »Vielleicht gilt das auch andersherum«, schlug Miriam vor. »Sowohl für den Entführer als auch den Entführten?«
    »Hier wurde niemand entführt.«
    Sie sah ihn skeptisch an.
    »Ihr wohnt doch praktisch zusammen. Da entstehen automatisch Gefühle füreinander.«
    »Ihr Mann war ein hohes Tier bei Kjær Enterprise«, sagte Peter, bemüht,

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