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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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den Geräuschen der anderen Hotelgäste. Er wartete geduldig, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    »Sie nannten ihn den Direktor «, flüsterte sie nach einer gefühlten Ewigkeit. »Er war häufiger hier.«
    »Mit anderen Frauen?«
    »Und Männern.«
    »Hatte er auch was mit Männern?«
    Sie grinste. »Nicht so, wie du denkst.«
    »Wie dann? Was war er für ein Mensch?«
    Miriam sah hilflos an die Decke.
    »Gut aussehend, guter Job, Frau und Kind.«
    »Und was ist mit den Männern, von denen du gesprochen hast? Waren das Junkies?«
    Miriams Augen verengten sich zu Schlitzen, ihre Stimme wurde ein fauchendes Zischen.
    »Was glaubst du eigentlich, wie das Leben so läuft, du Pfadfinder? Warum dürfen Lulu und ich wohl unser kleines Geschäft betreiben, ohne Gefahr zu laufen, dass wir abgefackelt werden?«
    »Ihr arbeitet für jemanden?« Die Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht.
    »Du arbeitest doch auch für jemanden.«
    »Für die Rocker?«
    Schweiß trat ihm auf die Stirn, für ihn hatten die Rocker ein Gesicht, ein hässliches Gesicht.
    »Warum glaubst du, arbeite ich heute hier?«, fragte Miriam.
    »Du hast es mir nie erzählt.«
    »Was hätte das für einen Unterschied gemacht?«
    »Ich dachte, wir sind Freunde. Ich dachte, wir hatten eine besondere Beziehung?«
    »Das hatten wir auch«, erwiderte sie und sah enttäuscht aus.
    »Du hast dich so verändert.«
    »Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du es bist, der sich verändert hat?«
    Leise hatte sie das gesagt, aber es fühlte sich an, als hätte sie ihn angeschrien. Er schüttelte den Kopf, er hatte jetzt keine Zeit, sich damit zu beschäftigen. Aber er wusste, dass er sich dem eines Tages stellen musste.
    »Und wenn du geglaubt hast, dass ich dir Namen liefere, dann bist du noch dümmer, als ich gedacht habe.«
    Lange saßen sie sich schweigend gegenüber. Dann nahm er eine Streichholzschachtel mit dem Logo des Hotels und stellte sie hochkant auf den Tisch.
    »Okay. Ich werde jetzt eine Vermutung äußern. Wenn sie richtig ist, musst du nichts weiter tun, als die Schachtel umzukippen.«
    Es dauerte eine Weile, aber dann nickte sie.
    »Erik hat mit Drogen gehandelt. Er kümmerte sich um den Vertrieb, weil er die Abnehmer kannte. Aber es waren andere, die für ihn die Waren besorgt haben. Grimme war für den Import zuständig.«
    Sie sah ihn an. Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, doch dann streckte sie eine Hand mit den langen roten Nägeln aus, kippte die Streichholzschachtel um, stand auf und verschwand.
    Kurz bevor er gehen wollte, fiel ihm ein, dass er sein Handy seit seinem Besuch in Horsens nicht wieder eingeschaltet hatte. Da sah er, dass Felix auf die Mailbox gesprochen hatte. Ihre Stimme klang nervös und ängstlich, er rief sofort zurück, aber sie ging nicht dran.

K APITEL 51
    Kir kniff die Augen zusammen, aber es war schon zu dunkel, um das neue Dach auf dem Schweinestall sehen zu können.
    Die angespannte Stimmung übertrug sich in dem Augenblick auf sie, als sie die Tür ihres Elternhauses öffnete. Schon im Windfang schnürte sich ihr Hals zu, als sie die Holzschuhe ihrer Mutter und die Gummistiefel ihres Vaters sah. Und über allem hing der Gestank nach Schwein. Sie ging in die große Wohnküche. Alle waren sie an diesem Abend versammelt: ihre Eltern und ihre Brüder Tomas und sogar – eine Seltenheit – Blackie. Das waren allerdings nicht die Zutaten für ein gemütliches und entspanntes, gemeinsames Abendessen. Aber das musste ›Zum Henker noch mal‹ einmal die Woche stattfinden, darauf bestand ihr Vater. Auch wenn es sich in der Regel nur um eine halbstündige Mahlzeit in verbissenerStille handelte, bis jeder wieder seiner Wege gehen konnte. Natürlich könnten sie sich weigern oder unentschuldigt fehlen, aber so etwas konnte sich nur Blackie erlauben.
    In ihrer Familie berührte man sich nicht zur Begrüßung, noch nicht einmal mit Händeschütteln. Es wurde sich zugenickt und ›Hallo‹ gesagt. Nur einmal hatte sie es gewagt, ihre Eltern zu umarmen. Sie hatte den Rucksack geschultert, um nach Kongsøre aufzubrechen, jubelnd vor Glück, dass sie bei den Minentauchern aufgenommen worden war. Ganz steif waren sie unter ihrer Berührung geworden, als hätte sie eine ansteckende Krankheit. So etwas machte man einfach nicht. Das einzige Lebewesen, das mit Zärtlichkeiten bedacht wurde, war Zita, der Vorsteherhund, den ihr Vater mit zur Jagd nahm. Und den überschüttete Kir auch mit Streicheleinheiten, als er wedelnd auf sie

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