Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)
einigten sich auf 1000 Kronen. Die Tasche hatte bei der Auktion 500 gekostet, aber Felix wollte auch die sonstigen Ausgaben ersetzen.
»Prima, dann machen wir das so.« Østerby erhob sich. »Ich hole die Tasche.«
Felix bedankte sich und erzählte noch einmal die Geschichte mit ihrer Schwester und dem Hochzeitsgeschenk in Barcelona.
»Was für ein Wetter«, sagte sie, als er sie zur Tür begleitete. »Ich muss noch nach Djursland. Ich hoffe, ich komme durch.«
Er öffnete die Tür, die Dämmerung war bereits angebrochen und Himmel und Erde verschwammen ineinander. Die Schneeflocken waren so groß wie Wattebäusche.
»Aber mit dem da dürfte es keine Probleme geben«, sagte er mit einem Blick auf ihren Geländewagen.
Sie legte die Tasche auf den Beifahrersitz, programmierte das GPS, um den Weg aus dem verwinkelten Villenviertel zu finden. Während der Fahrt entdeckte sie im Rückspiegel einen schwarzen PKW, der ihr folgte. Wahrscheinlich war das ein Zufall, der Fahrer trug eine Mütze oder ein Kopftuch, aber sie konnte nicht ausmachen, ob es eine Frau oder ein Mann war.
Sie fuhr auf die Hauptstraße. Wie sollte sie jetzt am besten reagieren? Es war ja nicht sicher, dass sie tatsächlich verfolgt wurde. Schließlich beschloss sie, von der Landstraße abzufahren. Bei der ersten Gelegenheit bog sie links ab, aber auch der schwarze PKW wählte diesen Weg. Jetzt bestand kein Zweifel mehr. Ihr Herz hämmerte wie wild, während sie der geschwungenen Straße folgte, die sich einer Waldgegend näherte. Die Reifen kämpften sich durch den Neuschnee, derVerfolger blieb zuerst dicht hinter hier, fiel dann aber zurück und schlingerte in den Kurven. Ihr Vorteil war der Vierradantrieb und sie beschleunigte, obwohl es ziemlich riskant war. Während sie das Auto durch den schwierigen Parcours lenkte, versuchte sie im Rückspiegel das Nummernschild des Autos auszumachen. Die Zahlen verschwammen, aber sie meinte ein ›X‹ und ein ›D‹ erkennen zu können.
Die Straße wurde immer schmaler, sie musste das Tempo verlangsamen und sah viel zu spät, dass ein Baumstamm den Weg versperrte. Sie trat auf die Bremse und spürte einen Ruck, als der Verfolger gegen ihre Stoßstange prallte. Panisch versuchte sie zu wenden. Die Tür des schwarzen PKW öffnete sich und Sekunden später riss ein Mann mit einer schwarzen Kapuze ihre Tür auf. Eine Pistole war auf sie gerichtet, aber statt aufzugeben, gab sie Gas. Er hielt sich an der Tür fest, die weit aufschwang, während sie mit Vollgas losfuhr. Ein Baum zwang ihn schließlich, den Griff loszulassen. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, aber es gelang ihr, den Wagen zurück auf den Waldweg zu lenken und die Tür in der Fahrt zu schließen. Da hörte sie einen lauten Knall, gefolgt von einem zweiten. Aber ihr Wagen setzte seinen Weg fort, darum war sie sich nicht sicher, ob es Schüsse gewesen waren.
Mit zitternden Händen fuhr sie zurück auf die Hauptstraße und wählte Peter Boutrups Nummer. Aber er nahm nicht ab.
Sie fuhr weiter nach Djursland, den Blick unablässig im Rückspiegel. Aber sie konnte niemanden sehen. Bei der Abfahrt zum Flughafen von Tirstrup bog sie ab und hielt mit laufendem Motor auf dem Parkplatz. Dann nahm sie die Aktentasche und öffnete sie. Sie wusste, dass sie leer war, aber sie verbarg ganz offensichtlich ein Geheimnis. Sie befühlte das Innenfutter, wo Maria ihren Kakao ausgeschüttet hatte. Erik war außer sich gewesen. Hatte sich schon da etwas darinbefunden, was er verstecken wollte? Hatte er zu diesem Zeitpunkt schon vorgehabt, die Tasche zum Fundbüro zu bringen, damit niemand in seinem Haus etwas Kompromittierendes finden konnte? Denn sie vermutete, dass es sich um so etwas handelte. In der Tasche war etwas Wertvolles oder etwas, das Erik in Schwierigkeiten hätte bringen können. Und das musste nicht zwingend groß sein.
Sie glitt mit den Fingern das Leder entlang, suchte nach einer doppelten Naht, aber konnte nichts entdecken. Sie schüttelte die Tasche, untersuchte alle Risse, Öffnungen und Seitentaschen. Nichts. Die Tasche war leer. Vollkommen und ganz und gar leer.
K APITEL 50
Peter kletterte aus dem Inneren des Bootes an Deck. Lily und ihre Gefährtinnen aber waren schon längst verschwunden.
Horsens. Eine diffuse Erinnerung meldete sich, aber er konnte sie nicht zu fassen bekommen. War sie vielleicht eine Insassin im Frauengefängnis gewesen? Aber wo hätte er ihr da begegnen sollen? Oder hatte sie in Horsens gearbeitet? Eines aber konnte
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