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Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition)

Titel: Eiskalt wie die Nacht: Thriller (Dicte Svendsen ermittelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elsebeth Egholm
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Und es hatte mit gegenseitigen Beschuldigungen und hässlichen Wortgefechten geendet.
    Sie fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand ihres Whiskeyglases. Da klopfte es an der Tür und sie sah durch denSpion, dass Mark Bille Hansen draußen stand. Sie öffnete, bot ihm einen Drink an und sie setzten sich ans Feuer.
    »Was ist passiert?«, fragte er. »Du siehst ja schlimmer aus als ich.«
    Sie musterte ihn und stellte fest, dass es dann sehr schlecht um sie stehen müsste. Er sah übel aus, dunkle Augenringe, knittrige Jacke, zerzauste Haare. Er entschuldigte sich dafür, dass er sie zu Hause aufsuchte, aber ihm würde die Sache nicht aus dem Kopf gehen.
    »Und ich habe den Eindruck, du hast einen Riecher für Verbrechen«, sagte er.
    »Das hat mein Vater auch gesagt. Er findet, ich hätte einen Riecher dafür, Leichen zu finden und hätte dadurch hier in unserer kleinen Gemeinschaft – wo jeder jeden kennt – alles auf den Kopf gestellt.«
    In seinem Blick las sie so etwas wie Mitgefühl.
    »Ich weiß genau, was du meinst.«
    Sie sah ihm an, dass er wirklich verstand, was sie meinte, und ehe sie sich’s versah, hatte sie von dem Familienessen erzählt. Und das ihr, die sonst nichts nach außen dringen ließ. Das überraschte und irritierte sie. Aber dieses Gefühl von Nähe, oder zumindest die Illusion davon, tat so gut. Sie brauchte das.
    Dann erzählte sie von dem besagten Abend vor zwei Jahren, an dem alles eskaliert war.
    »Obwohl das Thema bei uns tabu ist, sprachen wir plötzlich von dem Tag, an dem ich meinen Bruder Tomas aus dem Wasser gefischt habe.«
    »Warum ist das tabu?«
    »Weil da so viele Gefühle drinstecken und mit Gefühlen waren wir nie so gut. Mit Liebe, Dankbarkeit, Wut. Stimmt nicht ganz, Wut können wir gut«, korrigierte sie sich.
    »Worüber waren sie denn wütend?«
    »Mein Vater war wütend, dass ich angefangen habe, davon zu reden. Ich aber fand, wir müssten endlich über den Tag reden, der unser aller Leben verändert hat. Wir gehen seit diesem Tag anders miteinander um und ich verstehe nicht warum.«
    »Und dein Bruder hat seitdem einen Hirnschaden?«
    Sie nickte.
    »Man sieht ihm das nicht sofort an. Aber sein Kurzzeitgedächtnis ist nicht gut. Auch sein Konzentrationsvermögen nicht. Aber Tomas war nicht das Problem.«
    »Was war es dann?«
    »Mein Vater sagte, dass es geradezu dummdreist von dem Schuldigen sei, das Thema aufzubringen.«
    »Dem Schuldigen?«
    »Genau das habe ich ihn auch gefragt. Und weißt du, was er geantwortet hat? Er sagte, dass alle wüssten, dass ich Tomas vom Boot geschubst hätte.«
    »Stimmt das denn?«
    Sie schüttelte energisch den Kopf. Tränen wollten ihr in die Augen steigen, aber sie unterdrückte sie.
    »Natürlich nicht. Aber da wurde mir klar, dass das alle glauben.«
    Das war also die Essenz ihres Lebens, die sie gerade einem völlig Fremden gegenüber offenbarte. Das war ihre offene Wunde, die sie versuchte zu heilen. Darum nahm sie an diesen Familienessen teil, darum wohnte sie noch in Grenå. Sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, eine Familie wiederherzustellen, die sich aber nicht reparieren ließ.
    »Wie ist Tomas denn ins Wasser gefallen?«, fragte Mark.
    »Vielleicht ist er über die Reling gestolpert, vielleicht gab es eine Schlagseite, ich weiß das nicht mehr. Ich glaube, ich stand mit dem Rücken zu ihm, als es passierte.«
    Schweigen. Dann sagte er:
    »Ich bin ja aus einem bestimmten Grund hier.«
    »Ja?«
    »Gry. Das Haus, in dem sie gewohnt hat. Der Vermieter Asger Toft hat uns erzählt, dass er es von seiner Mutter geerbt hat, und das stimmt so weit auch. Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen und habe das überprüft. Ich habe herausgefunden, dass er das Haus vor einem Jahr verkauft hat.«
    Intuitiv spürte sie, dass sie sich wappnen musste, und drückte die Knie gegen die Kante des Couchtisches.
    »Und an wen?«
    »An deine Mutter.«

K APITEL 52
    »Komm, tanz mit mir.«
    Felix hatte Musik aufgelegt und streckte ihm ihre Hand hin, aber Peter schüttelte abwehrend den Kopf. Sie schenkte ihm ein Lächeln, ein trauriges, nach innen gewandtes Lächeln. Aber dann setzte sich ihr Körper in Bewegung, zum Rhythmus der Musik. Vor und zurück, vor und zurück, drehte sich um die eigene Achse, ging tief in die Knie und schnellte gleich wieder hoch auf die Zehenspitzen, ein Tanz, der ihn mit seiner Magie hypnotisierte. Ihr Körper war eine einzige, organische Bewegung. Sie schwebte wie eine Blume im Wind, entfaltete sich und zog

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