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Eiskalt Wie Die Suende

Eiskalt Wie Die Suende

Titel: Eiskalt Wie Die Suende Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließlich sind Sie auch nur ein Mensch.“ Nach kurzem Überlegen meinte Viola: „Und ich kenne Sie doch. Sie besitzen ein starkes Gerechtigkeitsempfinden, und ich weiß, wie loyal Sie gegenüber Ihren Freunden sind. Ihnen wäre nichts lieber, als in Boston zu bleiben, damit Sie Ihren Polizistenfreund ausfindig machen können, bevor dieser Skinner ihn aufspürt.“
    â€žNatürlich, aber …“
    â€žWenn Sie möchten, können Sie das ruhig tun.“
    Nell schaute auf. „Hierbleiben?“
    â€žZumindest eine Weile – bis Sie alles geklärt haben.“
    â€žAber was ist mit Gracie?“
    â€žEileen könnte sich solange um sie kümmern. Ich lasse Ihnen Geld da, damit Sie uns mit dem Zug hinterherreisen können. Kabeln Sie mir einfach nach Falconwood, wann Sie in Falmouth eintreffen, dann schicke ich Brady, damit er sie abholt. Sehen Sie, es macht wirklich keine großen Umstände – wenn es Ihnen wirklich so wichtig ist.“
    â€žDas ist es. Aber ich hätte das Gefühl, Gracie im Stich zu lassen – und Sie auch.“
    â€žAch, Gracie ist anpassungsfähig, ebenso wie ich. Und Eileen scheint mir durchaus in der Lage, Ihre Pflichten zu übernehmen, bis Sie wieder bei uns sein können. Bleibt nur die Frage, wo Sie solange wohnen werden, denn mir ist etwas unwohl bei dem Gedanken, Sie ganz allein in diesem großen leeren Haus zurückzulassen. Haben Sie Freunde, die Sie aufnehmen könnten?“
    Nell dachte kurz nach. „Da wäre Emily Pratt, aber … nun ja, Sie lebt bis zu ihrer Heirat mit Dr. Foster noch bei ihren Eltern und …“
    â€žUnd es versteht sich von selbst, dass Orville Pratt keine irische Gouvernante unter seinem Dach beherbergen kann. Gewiss. Aber wie wäre es denn mit den Thorpes? Wenn Sie sie fragen würden, wären Sie bestimmt einverstanden.“
    â€žMrs. Thorpe behandelt mich wie eine Spülmagd, und Mr. Thorpe … na ja, er ist der beste Freund Ihres Mannes, und in Anbetracht der Gefühle, die Mr. Hewitt mir entgegenbringt …“
    â€žHmm … Dann gäbe es noch Max Thurston. Er ist ganz hingerissen von Ihnen.“ Der exzentrische Dramatiker hatte während der letzten Monate eine sehr herzliche Freundschaft mit Viola geknüpft.
    Kopfschüttelnd sagte Nell: „Nein, wie sähe das denn aus, wenn ich allein mit einem Gentleman …“
    â€žSchon, aber es ist doch allgemein bekannt, dass Max … nun, sagen wir einfach, dass er gegen weibliche Verlockungen gefeit ist.“
    â€žEs ist bekannt, und dennoch wäre es ein Skandal, wenn ich bei ihm wohnte. Außerdem kann ich sehr wohl hier im Haus bleiben. Es stört mich nicht, allein zu sein, und es wäre ja auch nicht für lange. Hoffe ich zumindest.“
    â€žSind Sie dessen auch ganz sicher, meine Liebe?“
    Nell war sich dessen alles andere als sicher, doch so wie es aussah, blieb ihr kaum eine andere Wahl, und so meinte sie mit aller Zuversicht, die sie aufbringen konnte: „Natürlich. Ich werde die Türen abschließen und die Vorhänge zuziehen. Niemand wird wissen, dass ich hier bin.“

3. KAPITEL
    Sie sollten nie vergessen, dass es dort draußen Leute gibt, denen kein einziger Ihrer Schritte verborgen bleibt.
    Skinners unterschwellige Drohung wollte Nell nicht mehr aus dem Sinn, als sie in jener Nacht im zweiten Stock des Palazzo Hewitt, wie Will das Haus gern spöttisch nannte, noch immer wach in ihrem Bett lag. Obwohl sie von den Ereignissen des Tages erschöpft war, konnte sie keinen Schlaf finden. Zum Teil mochte dies an der Hitze liegen. Zwar standen die Fenster auf beiden Seiten des Zimmers offen, doch war es eine unerträglich schwüle Nacht, und wenn überhaupt mal ein leichter Windzug hereinwehte, fühlte er sich eher so an, als blase einem heiße Luft aus einer geöffneten Ofentür entgegen.
    Größtenteils jedoch rührte Nells Ruhelosigkeit von dem Wissen her, dass sie nun völlig allein war. Es war ihre eigene Entscheidung gewesen hierzubleiben, aber dennoch kam sie sich jetzt in diesem riesigen Haus mit seinem gespenstisch verhüllten Mobiliar sehr einsam und verloren vor – und sehr schutzlos.
    Da Nell nie zuvor gänzlich allein, ohne die Familie und eine Heerschar von Bediensteten, hier gewesen war, hatte sie nicht mit dieser absoluten, alles vereinnahmenden Leere gerechnet. Keine gedämpften Stimmen

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