Eiskalt Wie Die Suende
Hand.
Er half ihr auf, wobei sein Blick auf ihre entblöÃten Arme und Beine fiel. Heià schoss ihr das Blut ins Gesicht, als sie ihrer spärlichen Bekleidung gewahr wurde â sie trug lediglich ihr Sommernachthemd, ein kurzes, ärmelloses Nichts aus dünnem Leinen.
Galant wandte er sich ab und meinte: âIch, ähm ⦠ich hole dir deinen Morgenrock.â
Die Knie waren ihr noch ganz weich, als sie ihm zu ihrem Zimmer folgte, sie war verlegen, erfreut und verwirrt zugleich. Will ging mit langen Schritten voran, und sein Gang mutete ihr etwas leichter und anmutiger an als zuletzt, da sie ihn gesehen hatte. Sie wollte nur hoffen, dass er nicht wieder begonnen hatte, den Schmerz mit Opium zu betäuben.
âWill, warum bist du überhaupt hier?â, fragte sie ihn. Er nahm ihren blauen Morgenrock vom FuÃende des Bettes und reichte ihn ihr, wobei er seinen Blick diskret abgewandt hielt. âIch dachte, du wärst noch immer in Shanghai.â
âIch bin etwas früher als geplant zurückgekehrtâ, erwiderte er und zündete die Kerze auf ihrem Nachttisch an. Während sie in den Morgenrock schlüpfte, drehte er sich um, war mit einem raschen Schritt bei ihr und zog ihn ihr wieder von den Schultern.
Ihr stockte der Atem. âWas â¦?â
âWie ist das passiert?â, wollte er wissen und packte ihren Arm dicht unter den blauen Flecken, die sich wie ein Ring darum schlossen. âJemand scheint dich recht grob angefasst zu haben.â
âSkinnerâ, sagte sie seufzend.
Er sah sie an, die dunklen Augen finster umschattet, das Kinn mit jenem bedrohlichen Ausdruck gereckt, den sie so einschüchternd gefunden hatte, als sie ihm das erste Mal begegnet war. âWas ist passiert?â
Nell lieà sich auf der Bettkante nieder, zog den Morgenrock um sich und knöpfte ihn sich bis obenhin zu, derweil sie Will von Skinners Besuch erzählte. Will stand an den Bettpfosten gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, und hörte ihr schweigend zu. Nur ab und an entfuhr ihm eine leise Verwünschung.
Die Hände geballt, stieà er sich schlieÃlich vom Bettpfosten ab und meinte: âDiesem Mistkerl gehört mal eine ordentliche Lektion erteilt.â
âIch mache mir eigentlich eher Sorgen um Detective Cook. Wahrscheinlich hat Skinner keine anderen Verdächtigen mehr in Betracht gezogen, sowie er merkte, dass er Cook für den Mord rankriegen könnte. Wenn der Fall ihm überlassen bleibt, wird der arme Cook am Galgen enden. Ich muss unbedingt herausfinden, was da wirklich geschehen ist und wie dieser Johnny Cassidy überhaupt gestorben ist.â
âAch, Nell â¦â Will fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. âDu und deine Feldzüge im Namen der Gerechtigkeit.â
âColin Cook ist mein Freund, Willâ, stellte Nell klar. âEr ist ein guter, anständiger Mensch, und ich werde nicht zulassen, dass er zu Unrecht verurteilt wird.â
âNatürlich nichtâ, beschwichtigte er sie mit einem verschmitzten kleinen Lächeln. âAber dir ist schon klar, dass du die ganze Bostoner Polizei gegen dich aufbringst, wenn du dich gegen Skinner stellst. Aus dieser Richtung dürftest du kaum Hilfe zu erwarten haben â eher wohl das Gegenteil. Polizisten halten zusammen.â
âIch weiÃ, dass es nicht einfach sein wird.â
âDas ist es bei dir nie.â Will machte es sich auf dem Bett bequem, so selbstverständlich, als ob sie alte Freunde wären, die zu später Stunde noch ein wenig plauderten. Diese unkomplizierte Vertraulichkeit mit ihm hatte ihr während der letzten sechs Monate furchtbar gefehlt. âUnd wie willst du den guten Detective Cook aus Constable Skinners Klauen befreien?â
âZunächst mal wäre es hilfreich, wenn ich ihn finden und er mir erzählen würde, was tatsächlich geschehen ist.â
âUnd weshalb er sich dem Zugriff des Gesetzes entzieht.â Nach einer bedeutungsschweren Pause fügte Will hinzu: âIch vermute, dass du noch nicht ernstlich erwogen hast, er könne tatsächlich schuldig sein.â
âEines Mordes schuldig?â Sie schüttelte entschieden den Kopf. âAusgeschlossen. Ich vermute, dass er untergetaucht ist, weil alles so aussieht, als habe er den Mord begangen, und er nicht für ein Verbrechen hängen will, mit dem er nichts zu tun hat.â
âKeine
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