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Eiskalte Angst

Eiskalte Angst

Titel: Eiskalte Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farmer
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Warum, zum Teufel, öffnete der Airbag nicht? Eine Einkaufstüte wurde nach vorne katapultiert. Etwas Hartes - eine Blechschachtel, vermutlich gefüllt mit Schweizer Pralines , prallte gegen ihren Hinterkopf.
    Anschnallen!
    Sie sollte sich anschnallen!
    Ihre Finger fummelten am Gurt, den sie nicht richtig zu greifen bekam.
    Dieser verfluchte Leichtsinn würde sie umbringen. Wie hatte sie das nur vergessen können? Das war die europäische Leichtigkeit, nicht wahr? Hier fuhr man schneller als in den Staaten, reizte seinen Mietwagen aus und vergaß alles, was man über das Autofahren gelernt hatte.
    Blitze schnellten vor ihren Augen hoch. April spürte keine Schmerzen, aber ein Schleier zog sich vor ihre Augen.
     
     

2
     
     
    Fackeln beleuchteten die Wände der Eisgrotte und verwandelten das gefrorene Blau des Eises in blutrotes Flackern.
    Zwanzig oder mehr Personen knieten auf einem Teppich. Sie waren in schwarze Umhänge gehüllt und Kapuzen verbargen ihre Gesichter. Es sah aus, als beteten sie. Ihre Schatten bogen sich an den welligen glitzernden Wänden empor wie warnende Finger.
    Vor ihnen erhob sich eine Person aus einem knorrigen Stuhl. Im Gegensatz zu den anderen war sie in rotes Tuch gehüllt. Unter der Kapuze blitzten stechende Augen hervor. Den Rest des Gesichts konnte man nicht erkennen. Dunkel hallte die Männerstimme laut und vernehmlich in der Grotte wider. »Brüder und Schwestern - wenn der Abtrünnige seine Pläne in die Tat umsetzt, kann das unser Ende sein! Wir sind in größter Gefahr!«
    Die Knienden raunten eine Antwort. Sie beteten nicht, sondern verharrten in Demut.
    »Ihr Narren seid schuld daran, dass er entkam. Er wird nichts ungenutzt lassen und versuchen, unseren Bund aufzulösen! Er ist ein starker Mann - es könnte ihm gelingen! Was, meine Jünger, sollen wir dann tun?«
    Stoßseufzer tönten unter den Kapuzen hervor.
    »Die Besten von uns sind ihm auf den Fersen«, flüsterte einer der Hockenden. »Auch wir werden nicht zulassen, dass er den Bund der Oberen sprengt. Es wird nicht mehr lange dauern bis wir ihn ergriffen haben. Dann wird er bestraft werden.« Die Stimme stockte.
    »Gut so!«, donnerte der Stehende. Er sank zurück auf den Sitz und legte seine Unterarme auf die Lehne. Sein Zeigefinger trommelte ungeduldig. »Vergesst nicht, dass die Zeit für den Herrn der Oberen gekommen ist. Er wird bald bei uns sein und gemeinsam mit uns ...«
    »… wachsen !«, tönte es aus einer Vielzahl Kehlen. Es klang wie ein Hauch der Hoffnung.
    »So ist es. Wir werden wachsen . Aus kleinen Pflänzchen werden große Bäume. Aus Bäumen werden Wälder. Unsere Äste und Blätter werden ein Dach über die Welt spannen. Es gibt so viele Menschen. Das bedeutet viel Macht. Wir sind die zukünftigen Herrscher! Vergesst das nie! Alle anderen sind nur ... Hüllen! KRANKE Hüllen!« Seine Stimme schwoll an. Er sprang auf. Spontaner Zorn bebte in seinen Worten. »Wie konnte es geschehen, dass er sich befreite? Welcher Narr ließ ihn gehen?« Der letzte Satz hallte wie das Kreischen einer gequälten Katze durch die Eisgrotte. Die Knienden zuckten zusammen und einige von ihnen senkten ihre Kapuzen bis auf den Boden.
    Die Fackeln knisterten.
    Die Gestalt in Rot kicherte. »So ist es gut. Seid demütig und bereut Eure Dummheit. Es ist noch nicht lange her, und Ihr wart ebensolche nichtsnutzige Wesen wie sie alle dort unten im Tal. Dort unten am Fuße des Eises. Nur mir ist es zu verdanken, dass wir gemeinsam auf IHN warten dürfen. Auf den HERRN DER OBEREN! Auf Dragus, den Großen!«
    Einige der kauernden Gestalten schluchzten. Sie fuhren auf und stöhnten, als eine der Fackeln mit einem spritzenden Knall verlosch. Eine nächste folgte und noch eine, so als schalte jemand der Reihe nach Lichter aus. Dunkelheit ummantelte die düstere Versammlung. Schwärze, so kalt wie uraltes Gletschereis.
     
     

3
     
     
    April widerstand der Versuchung, die Augen zu schließen und sich der Wärme zu überlassen, die sie umgab. Stattdessen stieß sie einen hellen Schrei aus und verscheuchte so die Ohnmacht. Mit der rechten Hand tastete sie über ihren Hinterkopf und spürte, dass warmer Sirup über ihr Haar rann. Blut! Himmel, sie blutete! Die Pralinendose hatte sie verletzt.
    Noch immer rutschte der Wagen.
    Hatte das nie ein Ende?
    Vehement riss sie das Lenkrad herum und steuerte gegen. Tatsächlich schien es, als hielte eine mächtige Faust den Wagen fest und es sah aus, als wäre es ihr gelungen, dem Eis und dem

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