Eiskalte Angst
haben?«
Frederics Kiefer krachte, als er ihn aufriss und fauchte.
»Ach – einer von uns«, sagte der Vampir mit leichter Stimme.
»Und wer ist sie?«, fragte ein anderer.
»Ich fühle eine große Kraft, aber sie trinkt kein Blut«, sagte der Sprecher.
Caroline, die sich noch immer wie ein ertapptes Kind fühlte, schwieg. In ihrem Kopf ratterte es. Es gab Vampire, die Gedanken lesen konnten. Wenn dieser dazugehörte, befanden sie sich in größter Gefahr. Sie versuchte, sich zu verschließen, doch das war schwierig, denn es lähmte auch ihre eigene Wahrnehmung.
» Morgos Daargon «, sagte Frederic ruhig.
Caroline zuckte zusammen.
Der Sprecher stand still, seine Begleiter ebenso. Der Sarg auf dem Karren war vereinsamt. Das Licht über ihm war erloschen.
»Ihr wisst davon?«, säuselte der Sprecher und der Vampir neben ihm ächzte.
»Sollten wir nicht?«, fragte Frederic. Seine Klauen baumelten an seinen langen Armen.
Ein Schuss blitzte über den Platz und einer der Vampire brach gurgelnd zusammen. Aus seiner Brust kräuselte Rauch, er bäumte sich auf und sein Oberkörper platzte auseinander wie eine reife Tomate. Ein weiterer Schuss riss dem Vampir, der schräg hinter dem Sprecher stand, den Kopf ab und aus dem Rumpf schoss ein Lichtstrahl, bevor der Körper anfing, sich zu zersetzen. Der abgeschossene Schädel zerstob in tausend Teile.
Der Sprecher stürzte sich auf Frederic, der mit einer Bewegung, schneller als es ein menschliches Auge wahrnahm, zehn Fuß weiter neben dem Sarg stand, eine Handfeuerwaffe aus der Jacke zog und eine Silberkugel in den Rücken des Sprechers ballerte. Der Vampir taumelte, riss die Arme hoch und stürzte der Länge nach hin, während die von Madame DeSoussa mit magischen Kräften versehene Kugel ihr grausames Werk tat.
Caroline wurde von Klauen gefasst und gegen die Hauswand geschleudert. Der Schlag war so dumpf, dass ihre Zähne aufeinander schlugen. Sie heulte auf wie eine Katze und ihre Fingernägel rissen dem Angreifer die Haut vom Gesicht. Der Vampir schien ungerührt, denn seine Zähne näherten sich ihrem Hals, während er versuchte, sie zu greifen, wobei er ihr sicherlich die Knochen gebrochen hätte. Caroline verbog sich und huschte unter seinen Ellenbogen weg, wobei sie einem anderen Vampir in die Arme lief, der sie mit stahlhartem Griff umfasste. Sein saurer Atem wehte über ihre Wange. Carolines Bein krachte dem Vampir zwischen die Beine und das Wesen ließ sie los, ein zweiter Hieb riss ihm den Unterkiefer ab und ihre Finger zuckten nach vorne und rissen ihm die Augen aus den Höhlen. Sofort war Frederic heran, musste sich jedoch um einen Vampir kümmern, der in die Höhe geschnellt war und wie eine Kanonenkugel mit angezogenen Beinen in seinen Rücken krachte.
Caroline kam hinter den verletzten Vampir, umfasste dessen Kopf und brach ihm mit einem Ruck das Genick. Das war nicht genug. Der Vampir würde sich erholen, würde gesunden, würde …
Ludwig rannte über den Platz, in der Linken das Gewehr, in der Rechten ein Kurzschwert, mit dessen Klinge er den Vampir enthauptete.
»Was tust du hier?«, rief Caroline, die zwar ahnte, dass die ersten Schüsse von Ludwig gekommen waren, dies jedoch nicht guthieß.
Ludwig achtete nicht auf Caroline, sondern fiel hin und rollte sich gerade noch rechtzeitig in Sicherheit, als ein Vampir ihn wie ein Raubtier ansprang, um ihm die Kehle zu zerfetzen.
Ludwig, der Frederic Densmore von Kind auf als Butler zur Seite gestanden hatte, war älter als sechzig, doch nichts wies darauf hin.
Frederic unterlief den Angriff des Vampirs, der ihm in den Rücken getreten hatte und schnellte zur Seite. Er nahm Ludwig das Schwert aus der Hand und die Klinge surrte. Ludwig, der inzwischen wieder stand, hob sein Gewehr und schoss einem angreifenden Vampir eine Kugel direkt ins Gesicht. Der Vampir kreischte und Qualm kam aus seinem Maul. Er zuckte und hielt sich den Schädel, als befürchte er, dieser könne ihm abfallen. Mit einem Flatsch ! barst der Kopf auseinander und Knochensplitter bohrten sich in Carolines bequeme Wildlederkleidung.
»Verschwinde, Ludwig!«, donnerte Frederic.
Der alte Butler lief wieselflink davon. Niemand folgte ihm. Er hatte sein Leben aufs Spiel gesetzt und erkannte, wann er genug getan hatte.
»Der Sarg, denke an den Sarg«, rief Ludwig über seine Schulter.
Bis auf zwei Vampire hatten sie ihre Gegner erledigt. Der Platz glich einem Schlachthaus, obwohl nur wenige Überreste an Menschenähnliches
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