Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller
Tagen unversehrt wieder auf.«
Fringe schnappt nach Luft. »Deine Ruhe möchte ich haben! Nächstes Mal lass ich den Innenminister am besten gleich zu dir durchstellen, damit du ihm diese frohe Botschaft aus dem Fachkommissariat für Optimismus selbst übermitteln kannst!«
Devcon starrt Fringe verständnislos an. »Ich weiß trotzdem nicht, was …«
»Ja, hast du’s denn immer noch nicht begriffen, du sturer Hornochse?«
Tatjana Kartan fährt zu Fringe herum. Bass erstaunt. So hat sie den Polizeipräsidenten noch nie erlebt. Auch Regina Tamm nicht, die in diesem Moment über den Flur gelaufen und imAffekt stehen geblieben ist – und nun mit tief gerunzelter Stirn in ihr Büro verschwindet.
»Es geht doch schon längst nicht mehr nur um dich, Mensch! Wieso geht das nicht in deinen Schädel!« Fringes sonst eher besonnene Stimme, sie hallt durch den Raum, über den Flur, durch das gesamte K11. »Aber bleib ruhig weiter auf deinem hohen Ross sitzen, selbst wenn du uns alle damit in den Abgrund reißt!«
Devcon hebt seine großen Hände und erwidert betont ruhig: »Norbert, was um alles in der Welt ist denn bloß los …«
»Was los ist?« Fringe stemmt die Hände in die Hüften, den massigen Oberkörper leicht vorgebeugt. »Was los ist, habe ich dir doch erst vor ein paar Tagen in aller Deutlichkeit gesagt! Die Bürokraten haben uns den Krieg erklärt! Und ihre Allzweckwaffe, genannt der Rotstift, der ist inzwischen so spitz wie Graf Draculas Eckzähne! Glaub mir, mein Lieber, die wollen endlich Blut sehen. Und es mag ja sein, dass für dich das Einräumen von Supermarkttüten eine echte Alternative …«
»Du wirst gerade sehr persönlich!«
»Na und! Euch Amis und eurem verdammten Kulturimperialismus haben wir diese ganze Misere letztendlich doch zu verdanken, oder etwa nicht!«
Tatjana Kartan sitzt reglos auf ihrem Stuhl. Unfähig zu erfassen, was sie da eben gehört hat. Sie wendet sich Devcon zu. Und erschrickt über seinen tieftraurigen Blick.
Fringe atmet langsam ein und wieder aus. Mehrfach. Fährt sich dabei über das schüttere Haar. »Jim … es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen dürfen.« Er schaut Devcon ernst an. »Aber du malst dir nicht aus … ach, was soll’s. Mir ist einfach der Gaul durchgegangen.«
»Das kann man wohl sagen«, murmelt Kartan.
»Schon gut, Norbert, vergessen wir’s.« Devcon neigt sich vor, die gefalteten Hände auf der geöffneten Akte. »Also. Wassind denn nun überhaupt die Hintergründe bei diesem neuen Vermisstenfall? Wie alt ist der junge Mann, hat er einschlägige Kontakte zur Szene …«
»Nichts dergleichen!«, brüllt Fringe. Und senkt sofort den Blick. Er greift sich mit beiden Händen an die Schläfen. Tatjana Kartan springt auf, schiebt ihm ihren Stuhl hin und hockt sich aufs linke Eck des Schreibtischs. Devcon hält den Atem an; er hat das Glas Cola schon fallen sehen, das sie mit ihrem linken Oberschenkel beinahe erwischt hätte.
Fringe setzt sich und nimmt Devcon erneut ins Visier. »Er ist siebzehn. Und von einem angeblichen Besuch bei einem Freund nicht mehr zurückgekehrt.«
»Angeblich?«
»Ja! Und zum Zeitpunkt dieses Besuchs, der offenbar nie stattfand, war die Großmutter, bei der er überwiegend lebt, wohl bereits auf einer Tagung im Ausland …«
»Wohl bereits auf einer Tagung im Ausland …«
»Herrgott, das muss eben alles erst noch genau überprüft werden.«
»Was zum Aufgabenbereich von Gaby Dorns Truppe gehört.«
»Verstehe, vielen Dank für diese Information.« Fringes von einer leichten Bindehautentzündung gerötete Augen beginnen wieder zu blitzen. »Aber sag mal, wann bist du eigentlich ein solcher Korinthenkacker geworden?«
Kartans Pupillen weiten sich. Doch Devcon verzieht keine Miene. Er antwortet in einem für seine Verhältnisse noch immer sehr ruhigen Ton: »Ich wäre ein schlechter Dienststellenleiter mit hundsmiserablen Ergebnissen, wenn ich meine Leute wahllos dazu anhalten würde, auf jeden Fetzen …«
»Apropos Fetzen!« Kartan rutscht von der Schreibtischkante, greift in die Gesäßtasche ihrer Jeans und zieht einen gefalteten Umschlag heraus. »Hier, guck mal, hab ich ganz vergessen, daswollte ich dir eigentlich vorhin schon gezeigt haben.« Sie hält Devcon den Umschlag hin. »War bereits gestern in der Eingangspost. Ohne Briefmarke und Stempel direkt an das K11 adressiert – und überhaupt sehr merkwürdig.«
»Junge Dame, wir waren hier noch nicht fertig.«
Devcon macht eine
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