Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller

Titel: Eiskalte Ekstase - ein Frankfurt-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sutton Verlag GmbH
Vom Netzwerk:
worden sind – und somit nur noch von Faceletter direkt bezogen werden können.
    »Herzlich willkommen«, sagt die durch ein Computerprogramm verzerrte Stimme aus dem Off, was Uta von Neilen ein weiteres Pseudolächeln entlockt. Es weicht einem missbilligenden Gesichtsausdruck, als ihr Blick auf die fahle Hand mit der winzigen Tätowierung fällt, die sich ihr – vom Kameraobjektiv gut dokumentiert – entgegenstreckt. Sie drückt sie nicht länger, als unbedingt nötig. Ihre Haltung ist nun von unübersehbarem Misstrauen geprägt. »Was soll der alberne Mummenschanz? Ich denke, es handelt sich hier um eine seriöse Untersuchung? Also nehmen Sie bitte diese Maske ab.«
    »Nein, das ist leider nicht möglich, sie gehört zum Spiel.« Die blecherne Stimme aus dem Off, sie verrät keine Regung. »Denn ist sie nicht auch nur ein Spiel – ein makaberes Spiel, unsere Wissenschaft?«
    »Irgendwas ist dieses Mal anders.« Kartan reibt sich das Kinn.
    »Ja.« Grafert betätigt die linke Maustaste und lädt die Seite neu, während der Film weiterläuft. »Die Klickzahlen zum Beispiel. Steigen explosionsartig. Die Frau ist immerhin semiprominent und hat scheinbar tatsächlich noch Fans. Und wenn die so weitermachen, ist der Film bestimmt bald die Nummer eins auf diesem Portal. Wieso ist der eigentlich noch nicht gesperrt, verdammt!«
    »Weil das ein privater Tauschbörsen-Server ist«, erwidert Kartan. »Und scheinbar kümmert sich bei den Betreibern gerade keiner ums Telefon oder Fax.«
    Das Bild auf dem Monitor wechselt abrupt. Großaufnahme, Maske des Jokermans, dahinter die fiebrig leuchtenden grünen Augen, die Devcon eine fast schon körperliche Pein verursachen.
    »Liebe Netzgemeinde, ich heiße auch Sie herzlich willkommen zur nächsten Ausgabe unserer kleinen Experimentreihe. Die Dämmerung zieht herauf. Und bald ist es Nacht. Tiefste Nacht.«
    Grafert runzelt die Stirn und schaut auf die Uhr: Elf Uhr vierzig.
    »Der weiße Ritter, er kann seinem Schicksal nicht mehr entgehen. Die Fährte ist gelegt, und er muss meinem Ruf folgen. Das ist seine Bestimmung. Und unsere Passion. Es gibt kein Entrinnen. Denn in uns brennt dasselbe Feuer. Er wird es spüren, noch heute. Er – ist wie ich. Und ich – bin wie er. Zwei Kämpfer vom gleichen Schlage.«
    »Was redet der Kerl da für einen Stuss?«
    »Halt die Klappe, Sascha!«, zischt Devcon. Der Glanz seiner dunkelbraunen Augen ist nicht weniger intensiv als der der grünen auf dem Monitor – das einzig Lebendige im Bild der starren Maske, hinter der die Roboterstimme unvermittelt fortfährt: »Doch er hat der Wahrheit noch nicht ins Auge gesehen. Es vermieden, den nackten Blick in den Abgrund zu richten. Er trägt sie noch, die Schutzbrille mit den bemalten Gläsern. Bemalt miteiner Märchenwelt. In der man sich auf der richtigen Seite wähnen kann. Sich sonnen kann im Lichte einer Gerechtigkeit. Doch was ist richtig? Was gerecht? Und was beleuchtet es wirklich, dieses Licht?« Die Stimme pausiert. Kein Lidschlag unterbricht den fiebrigen Blick. »Auch der weiße Ritter wird es lernen müssen. Erfahren. Müssen. Und so seine Unschuld verlieren. Noch heute.« Der Blick senkt sich. Ein tiefer Atemzug, zittrig vor innerer Erregung. Dann die laute Stimme Uta von Neilens aus dem Off: »Ich verstehe nicht, was das alles mit meiner Arbeit zu tun hat. Bitte erläutern Sie mir jetzt umgehend …«
    Die Tonübertragung bricht ab, der gesenkte Blick bleibt im Bild. Mehrere Sekunden lang. Bis die grünen Augen erneut sehr lebendig in das Kameraobjektiv starren. »Sie, mein verehrtes Publikum, Sie wissen schon mehr. Wissen, was hier gleich geschehen wird. Dem Gesetz der Natur streng folgend. Dem Gesetz der Natur des Wesens. Meines Wesens. Deformiert von der zum Tode führenden Krankheit der Zivilisation. Kein wunderbares Geheimnis. Kein liebender Schöpfergott. Nein. Stattdessen Krieg. Ewiger Krieg. Mit Millionen von Opfern, innerlich toten Opfern. Deren Seele verwest. Bei lebendigem Leibe. Gelenkte. Unterdrückte. Verführte. Ein Meer an Menschenaas, dessen fauliger Geruch bis zum Himmel stinkt. Nur der Starke wühlt sich da raus. Thront über all diesem Elend. Und herrscht. So wie ich. Um nicht beherrscht zu werden. Und ich sage Ihnen – es ist ein verzweifelter Kampf. Ein verzweifelter Kampf gegen die schiere Masse.« Aus einem Augenwinkel löst sich – eine Träne. Die Roboterstimme wird leiser, ist durch die Lautsprecher des Computers kaum noch hörbar. »Wie konnte

Weitere Kostenlose Bücher