Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
kam Ranja zu ihm auf den Wehrturm gelaufen. Auch er hatte die Trolle bemerkt. „Ziel auf die Trolle.“, rief er Huan schon aus der Entfernung zu. Dem Leutnant war zwar schleierhaft, wie die Katapulte solche agilen Ziele treffen sollten. Doch er vertraute dem Beschwörer, ohne seine Worte weiter zu hinterfragen. Umgehend gab Huan den Katapult-Mannschaften einen entsprechenden Befehl. Fast gleichzeitig flogen schon die Gesteinsbrocken auf die heranpreschenden Ungetüme. Ranja konzentrierte sich, streckte seinen Geist aus und drang in die fliegenden Felsen ein. Er war nun der Stein. Er hatte die Macht. Huan glaubte seinen Augen nicht zu trauen, als sich die Felsen in der Luft neu formierten und ihre Flugbahn auf unnatürliche Weise veränderten. Immer enger traten sie zusammen, formten ein riesiges spitz zulaufendes Geschoss und rasten direkt auf die Trolle zu. So etwas hatte er noch nie erlebt. Nur einen Moment später schlug das Geschoss mitten in der Trollhorde ein. Zwei der gummiartigen Monster wurden unter den Massen begraben und zu Tode zerquetscht. Die anderen stürmten unbeeindruckt weiter. Und sowohl Huan als auch Ranja wussten, dass für einen weiteren Schuss keine Zeit blieb.
Dann waren sie auch schon heran. Kraftvoll stießen sie sich vom Boden ab und sprangen die Kolosse an. Zwei bis drei Trolle wandten sich gleichzeitig einem der Steinmonster zu. Hastig versuchten die Beschwörer, sich auf diese Taktik einzustellen und ihre Kolosse näher zusammen zu führen. Unterdessen hieben die Trolle mit Fäusten und Klauen auf die steinernen Wesen. Ihre Kraft war gewaltig. Stattliche Brocken splitterten aus dem Stein und fielen krachend zu Boden. Doch auch die Kolosse verfügten über eine enorme Stärke. Immer wieder packten sie die Trolle, schleuderten sie von sich oder versuchten, ihnen die Gliedmaßen auszureißen. Ein wahrhaft epischer Kampf entwickelte sich vor den Augen all der Krieger auf beiden Seiten. Rund um die kämpfenden Giganten hatten sich sämtliche Grünhäute voller Respekt zurückgezogen. So verrückt waren sie dann doch nicht, sich da ran zu wagen. An anderen Stellen der Mauer ging der Angriff aber weiter. Sturmleitern wurden angelegt, Seile mit Haken geschleudert. Immer wieder warfen die Verteidiger Leitern um, schnitten Seile durch und schickten ganze Gruppen von Grünhäuten zurück auf den Boden. Doch hatten bereits die ersten von ihnen die Zinnen erklommen und kämpften auf den Wehrgängen mit den Soldaten auf Leben und Tod.
Huan schaute fasziniert das Gemetzel der Giganten an. Aber jetzt musste er sich losreißen; denn die hölzernen Wände hatten das Stadttor fast erreicht. ‚Nun bin ich mal gespannt, was dahinter steckt.‘, dachte er sarkastisch. Und schon im nächsten Moment wurde seine Neugier befriedigt. Die Wände klappten zur Seite und ein Trupp von vielleicht zwanzig Ogern kam zum Vorschein. Zehn von ihnen trugen einen mächtigen Rammbock, mit dem sie nun auf das Tor zustürmten. ‚Gar nicht lustig!‘, fand zumindest Huan. Wilja ging auf andere Weise mit der Situation um. Auf ein unscheinbares Handzeichen hin öffneten sich mehrere Schießscharten in den Türmen rechts und links vom Stadttor. Metallrohre kamen zum Vorschein. „Und los!“, befahl die erfahrene Kämpferin. Im nächsten Moment sprühte aus den Rohren eine feurige Flüssigkeit auf die nahenden Oger und die gesamte Holzkonstruktion hinter ihnen. Augenblicklich gingen sie in Flammen auf. Wilja grinste hämisch. Es war ihre Idee gewesen, die Flammenwerfer aus den Wagen zu nehmen und in die Türme einzubauen. Dort konnten sie auch viel mehr von der tödlichen Flüssigkeit unterbringen. „Brenn, Baby, brenn!“, schrie sie hasserfüllt den Ogern entgegen. Wie große laufende Lagerfeuer rannten sie durch die Gegend. Einer nach dem anderen sackte in sich zusammen. Die gesamte Holzkonstruktion gab in sich nach. Doch einige der Oger schienen besonders zäh zu sein. Sie weigerten sich zu sterben oder auch nur ihren Rammbock loszulassen. Stur schüttelten sie den Schmerz von sich ab und stürmten wutentbrannt weiter auf das Stadttor zu. Mitten durch eine weitere Feuerwelle, die die Flammenwerfer ihnen entgegenschickten. Eine wahre Feuersbrunst hüllte sie nun ein. Die Oger stießen animalische Schreie aus. ‚Oh, oh.‘, schoss es Wilja durch den Kopf, ‚Das war jetzt wohl ein Fehler.‘ Und sie sollte Recht behalten. Denn in diesem Moment krachten die Oger mit ihrem Rammbock gegen das Tor und verendeten dort
Weitere Kostenlose Bücher