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Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Eiskalte Hand (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
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Anweisungen.
     
    Gegen Mittag des nächsten Tages traf dann das Gefolge von Prinz Hiroki in Mirana ein. Eine Eskorte von dreihundert Elitesoldaten begleitete den Prinzen und seinen Hofstaat. Der Prinz selbst saß auf einem leuchtend weißen Kamel. Ein seltenes Tier, das man sonst eher in südlicheren Gefilden fand. Und auch dann hatten sie für gewöhnlich eine hellbraune Farbe. Weiße Exemplare galten als kostbar und waren überaus begehrt - insbesondere wenn sie so ein reines und makelloses Fell besaßen, wie jenes Exemplar. Vor und hinter dem Prinzen ritten Männer und Frauen in kostbaren Roben, auffällig und aufwändig geschminkt und mit Schmuck aller Art behangen. Eine wahre Zur-Schau-Stellung von Reichtum und vermeintlich gutem Geschmack. Huan war beeindruckt, während Mia eher amüsiert neben ihm stand und die „Parade der Fatzkes“ betrachtete, wie sie sie nannte.
     
    Mit einer tiefen Verbeugung begrüßte Huan den Sprössling seines Kaisers. Elegant schwang der sich von seinem Kamel und landete nur wenige Meter vor Huan und seiner Delegation. Seine langen schwarzen Haare wehten dabei leicht im Wind und umrahmten ein schmales bartloses Gesicht, das so manche Frau sicher als attraktiv bezeichnet hätte. Ein sportlicher, aber nicht athletischer Körper steckte in einer glänzend weißen Prachtrobe, die nur an den Ärmeln und am Kragen kostbare Stickereien aufwies. Aus dem orangefarbenen Stoffgürtel ragte ein kurzer Dolch, dessen Griff und Scheide mit erlesenen Edelsteinen verziert waren. Ein leichtes Nicken mit dem Kopf signalisierte, dass er Huans Begrüßung akzeptierte. Dem Leutnant fiel ein Stein vom Herzen. Dieses ganze Protokoll-Zeugs wirkte so fremd auf ihn. Da hatte er noch viel zu lernen. Mit leicht gestelzten Worten, die er sich vorher mühsam zurechtgelegt hatte, lud er den Prinzen und sein Gefolge in die Gemächer des Statthalters ein. Mia und Ranja begleiteten ihn, zusammen mit einigen anderen Offizieren. Im Palast wurden weitere Höflichkeiten und die üblichen Floskeln ausgetauscht, während ein fulminantes Mahl serviert wurde – zumindest aus Sicht eines einfachen Soldaten. Mia hingegen wusste sehr genau, dass die Festbankette in Quandala noch viel opulenter und extravaganter daher kamen. Aber den Prinzen schien das alles nicht zu stören. Er wirkte locker und erfrischend normal. Nicht so, wie manch anderer Adelssproß, der von klein auf verwöhnt und verhätschelt wurde und bereits mit Anfang zwanzig die äußere Form einer überreifen Birne angenommen hatte. Mia gefiel auf jeden Fall, was sie da sah.
     
    Nach dem Essen stand der Prinz auf und stellte sich in Pose. Augenblicklich wurde es mucksmäuschenstill. Dann begann er damit, eine Rede zu halten. Seine Worte klangen angenehm, warm schmeichelten sie sich in die Ohren der Zuhörer. Zunächst bedankte er sich noch einmal in aller Ausführlichkeit bei den Helden von Mirana für ihren Einsatz und ihre Taten. Dann sprach er etliche Belobigungen für die Offiziere aus, verbunden jeweils mit einem Beutel Goldmünzen und einem Empfehlungsschreiben an den jeweiligen Dienstherrn, dies seinerseits mit einer Beförderung zu honorieren. Natürlich wusste er genau, dass die Häuser der kaiserlichen Empfehlung nur zu gerne folgen würden. Vor allem, da nun in eindrücklicher Weise die Vorherrschaft Pirapongs III. demonstriert worden war. Schließlich wandte er sich Huan zu. „Leutnant Huan“, sprach er ihn förmlich an, „als Mitglied der kaiserlichen Truppen erhebe ich euch in den Rang eines Oberst.“ Huan zuckte merklich zusammen. Das waren ja gleich mehrere Dienstgrade auf einmal, die er da nach oben rutschte. Dankbar schaute er den Prinzen an und verneigte sich tief. „Aber damit nicht genug.“, nahm Hiroki seinen Gesprächsfaden wieder auf und atmete demonstrativ ein, „Fortan sollt ihr euren Dienst am quandalischen Volk als Statthalter von Mirana tun. Das Haus Xi-Yang hat sein Recht verwirkt. Und so wird diese Stadt unter kaiserlichen Befehl gestellt. Ihr werdet ihre Unermesslichkeit Pirapong III. in Mirana repräsentieren und Sorge für die Sicherheit des Reiches tragen. Keiner wäre besser für diese Aufgabe geeignet als ihr.“ Das haute Huan nun endgültig um. Ihm wurde regelrecht schummrig. Schnell nahm er einen tiefen Schluck aus seinem Becher. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht. Geistesgegenwärtig erhob Mia ebenfalls ihren Becher und rief laut: „Auf Statthalter Huan! Und auf den Kaiser!“ Augenblicklich stimmten alle

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