Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
Tee, und wir haben doch wohl anderes zu tun, als …«
»Ja, ja, keine Panik. Man wird ja wohl noch fragen dürfen«, sagte Holtz, der widerwillig seinen Kaffee probierte und die Nase verzog.
»Falls ihr jetzt die Kaffeefrage geklärt habt, dürfte ich vielleicht um eure Aufmerksamkeit bitten«, sagte Ellen Brandt, setzte sich auf ihrem Kasten zurecht und referierte kurz und methodisch, was sie wusste und was bislang unternommen worden war. Während einer Ansprache, als etliche hundert Anhänger den rechten Arm gehoben und »Heil« gerufen hatten, war Styrbjörn Midvinter nach hinten gerissen worden und an dem brennenden Symbol hängengeblieben. Es hatte einige Sekunden gedauert, bis den Versammelten aufgegangen war, dass etwas nicht nach Plan gelaufen war. Einer von Styrbjörn Midvinters Anhängern, der schräg hinter ihm gestanden hatte, hatte recht schnell zu einem Feuerlöscher gegriffen und Styrbjörn Midvinters brennende Kleider gelöscht. Deswegen war seine Leiche nur etwas angesengt, aber nicht verbrannt.
Dann war Panik ausgebrochen. In dem Tumult hatten sich hunderte Teilnehmer entfernt, noch bevor die Polizisten nach anfänglichem Zögern den ganzen Platz abgesperrt hatten. Holtz lächelte, als Brandt meinte, die Ratten hätten das sinkende Schiff verlassen.
»Offenbar herrschte erst einmal vollständiges Chaos, aber nach einiger Zeit beruhigte sich die Lage, und wie du gesehen hast, wurden die Personalien von den noch anwesenden Personen aufgenommen«, sagte Ellen Brandt an Holtz gewandt.
»Und was ist dann passiert?«
»Zum einen wurde ich verständigt und habe wiederum dich verständigt, zum anderen begannen die Hunde, das Gelände abzusuchen.«
»Hunde? Und wer hatte diese geniale Idee?«, fragte Holtz scharf.
»Was meinst du?«
»Die Hunde? Wonach sollten die denn suchen?«
»Tja … es war ja recht bald klar, dass Midvinter ermordet worden war. Er war von irgendetwas getroffen worden. Vermutlich suchten sie nach einem Tatverdächtigen …«
»Und? Haben sie einen gefunden?«
»Soweit ich weiß nicht. Warum bist du so verärgert?«
»Falls es irgendwelche Spuren gab, dann haben unsere lieben Schupos mit ihren vierbeinigen Freunden sie endgültig zerstört.«
»So kann man die Sache sehen …«
»Fällt dir vielleicht noch irgendeine andere Sichtweise ein?«
»Verdammt nochmal, mach mal halblang, ich war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht hier! Du musst schon den fragen, der die Verantwortung für den Einsatz hatte«, fauchte sie.
Holtz seufzte schwer und versuchte Pia Levins Blick aufzufangen, aber diese hatte rasch gemerkt, wohin die Diskussion führte, und saß scheinbar tief konzentriert über den Notizen, die sie in den Computer eingegeben hatte.
»Passiert ist passiert. Hast du einen Vorschlag, wie wir weitermachen könnten?«, sagte Brandt mit bemüht neutralem Tonfall, nachdem ein paar Sekunden verstrichen waren.
Holtz schloss die Augen, reckte sich und seufzte ein weiteres Mal. Er rieb sich die Schläfen und sagte dann:
»Wir müssen den Lastwagen und das umliegende Terrain unter die Lupe nehmen. Und wir müssen auf jeden Fall versuchen, den Platz zu finden, von dem aus der Pfeil abgeschossen worden ist …«
Sie diskutierten noch einige Minuten, was als Nächstes zu tun sei, dann verließ Brandt die beiden Kriminaltechniker. Ein kalter Wind blies in den Lieferwagen, als sie mit etwas zu viel Kraft die Tür hinter sich zuschlug.
»Ich fand das nicht ganz fair«, meinte Levin, nachdem sie allein waren.
»Verdammt! Auf welcher Seite stehst du eigentlich?«
»Ich stehe auf meiner eigenen Seite, und auf der der Gerechtigkeit natürlich. Aber egal, jetzt machen wir das Beste draus. Wo sollen wir anfangen?«
»Wir versuchen herauszufinden, von wo der Pfeil abgeschossen worden sein könnte«, sagte Holtz, trank widerwillig ein paar Schlucke kalten Kaffee und stellte den grünweißen, halbvollen Pappbecher auf eine Holzkiste, auf deren Deckel » FORENSIC « stand.
Anschließend liefen Holtz und Levin in einem weiten Bogen um den Platz herum, um den möglichen Standort des Schützen zu finden. Sie gingen davon aus, dass er oder sie nicht sichtbar auf dem Fußballplatz gestanden haben konnte, aber auch nicht allzu weit weg. Nach einer Stunde gaben sie auf und blieben unter dem Flutlichtmast stehen, dessen Scheinwerfer nicht leuchtete. Überall waren Spuren von Stiefeln und Hunden. Wahrscheinlich waren mehrere hundert Menschen nach dem Mord auf dem Gelände herumgelaufen. Alles
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