Eiskalte Rache: Thriller (German Edition)
lag voller Müll. Sie wussten nicht einmal, wonach sie suchten.
»Das hat alles keinen Sinn«, stellte Holtz fest und erhielt von Levin, die mit den Händen in den Manteltaschen an dem Mast lehnte, ein Nicken zur Antwort.
»Wirklich eine Saukälte«, sagte sie und bibberte dann theatralisch, um zu unterstreichen, wie wenig ihr das Wetter gefiel.
Holtz rief Brandt an, und diese gab Anweisung, dass die Absperrungen über Nacht zu bewachen seien. Nachdem er sich versichert hatte, dass Levin die Assistenten damit beauftragt hatte, sich um das Wichtigste zu kümmern, setzte sich Holtz in seinen Wagen und fuhr nach Hause. Am nächsten Tag würden sie weitersehen.
U lf Holtz war sich fast sicher, dass irgendwo in den Hängeschränken noch Zwieback liegen musste, konnte ihn aber nicht finden. Er fragte sich, ob er ihn nicht vielleicht doch aufgegessen hatte. Nachdem er einen Karton mit Kerzen und Servietten hin- und hergeschoben hatte, ohne fündig zu werden, sah er im Kühlschrank nach. Die Glühbirne war kaputt, und der Kühlschrank war bis auf eine Plastikdose mit einem Ende Fleischwurst leer. Er öffnete zögernd den Deckel und roch vorsichtig am Inhalt. Das Wurstende war gerade noch genießbar. Er briet es rasch in der Pfanne und setzte sich mit dem Essen und einem Glas Wasser an den Küchentisch. Die Wurst schmeckte seltsam.
Es war kurz nach vier Uhr nachts, und Holtz hatte wahnsinnigen Hunger. Nach dem frugalen Mahl setzte er sich aufs Sofa im Wohnzimmer. Sein Kopf schmerzte, und die Augen brannten. Er massierte sich die Schläfen und schaute sehnsüchtig auf sein Telefon, das er auf den Tisch aus hellem Eschenholz gelegt hatte. Sollte er sie anrufen? Es waren einige Tage vergangen, seit sie zuletzt miteinander gesprochen hatten, und er verspürte große Sehnsucht. Einfach ihre schlaftrunkene Stimme zu hören. Aber konnte er sie um halb fünf Uhr morgens anrufen?
Er beschloss, es bleiben zu lassen. Er streckte die Hand nach der aufgeschlagenen Zeitung aus, die er gelesen hatte, als ihn die Nachricht von dem toten Neonazi erreicht hatte. Er hatte erst die Hälfte eines Nachrufes auf den Direktor einer staatlichen Behörde mit vielen Freunden und einem großzügigen Wesen, der viel zu jung mitten im Leben gestorben war, gelesen, als er halb zurückgelehnt auf dem Sofa einschlief.
Langsam erwachte er. Fragmente eines Konfliktes in einem fremden Land vermischten sich mit einem Traum, und er konnte beim besten Willen nicht begreifen, wie alles zusammenhing. Sein Kopf schmerzte, und er hatte das Gefühl, noch ausgeprägtere Ringe unter den Augen zu haben als sonst. Nach einigen verwirrenden Minuten begriff er, dass das Radio lief. Er konnte sich vage erinnern, auf dem Sofa eingeschlafen zu sein, aber auf unerfindliche Weise musste er sich sowohl seiner Kleider entledigt als auch in den frühen Morgenstunden zu Bett begeben haben. Trotz seines benebelten Zustandes gelang es ihm auszurechnen, dass er drei Stunden lang geschlafen haben musste. Mit großer Willensanstrengung schwang er die Beine über die Bettkante und setzte sich auf. Er war unendlich müde. Als er etwas später nach einer abwechselnd warmen und kalten Dusche mit einer dampfenden Tasse Tee am Küchentisch saß, schaffte er es endlich, seine Gedanken zu sortieren und sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Der Hals des bekannten Neonaziführers Styrbjörn Midvinter war von einem Pfeil, der möglicherweise von einer Armbrust stammte, durchschlagen worden, und er war wahrscheinlich sofort gestorben. Der Standort des Schützen war unbekannt, und er konnte nicht mit Sicherheit sagen, wie oder aus welchem Abstand der Pfeil abgefeuert worden war.
Ein Duft, der an Himbeere erinnerte, breitete sich in der Küche aus, als er den Teebeutel aus der Tasse fischte und auf die Zeitung vom Vortag legte. Der Tee wurde von dem Papier aufgesaugt, und ein dunkler Fleck bildete sich auf dem Nachruf auf den toten Behördenleiter.
Er blieb eine Weile am Küchentisch sitzen und dachte darüber nach, was er weiter unternehmen sollte. Als es fast neun Uhr war, rief er Levin an. Sie verabredeten sich im Präsidium.
Dann blieb er mit dem Telefon in der Hand sitzen. Er verspürte immer noch die Sehnsucht und wählte die ersten vier Zahlen der bekannten Nummer, zögerte vor der fünften, drückte stattdessen auf die rote Taste und sah die Zahlen vom Display verschwinden. Rasch trank er die Teetasse aus, zog sich an und verließ das helle, verputzte Einfamilienhaus im Vorort und
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