Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller

Titel: EISKALTE UMARMUNG: Poesie der Angst. Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Korten
Vom Netzwerk:
bin ich in der Blockhütte und passe auf die Katharina in anderer Gestalt auf. Aber ich nenne sie Katharina. Lukas hat sie hierhergebracht. Er gibt ihr Spritzen und Pillen. Sie sind anders, sie sind so rot. Meine sind blau wie der Himmel über dem Wald. In einem Schränkchen im Schuppen neben der Hütte sind noch viele andere Arzneien, und Lukas achtet darauf, dass die Frau, die auch Dir ähnlich sieht, sie nimmt, immer dann, wenn der Kuckuck schnarrend aus der Uhr springt und zur vollen oder halben Stunde ruft. Ich verabscheue diese Uhr.
    Ich weiß, dass sie sich langsam ins Nichts bewegt. Ihr Körper ist angespannt, obwohl sie regungslos daliegt. Sie kann lediglich ihre Augen bewegen.
    Lukas ist auch hier, und ich bin seine Stimme.
    Er geht zu ihr und streichelt sie. Sie hat jegliches Zeitgefühl verloren und weiß nicht, wie lange sie schon hier ist. Aber ich weiß es. Sie ist seit Deiner Abreise nach Italien hier. Kurz danach hat Lukas sie in die Hütte gebracht. Manchmal liegen wir zu dritt in dem Bett, und Lukas fragt mich immer, ob ihre Beine auch bloß zusammenliegen. Eine komische Frage.
    Wir packen sie in einen unförmigen Gummianzug mit vielen Löchern ein. Danach bekomme ich wieder eine Injektion. Damit mein Kopf nicht wackelt, sagt Lukas.
    Lukas untersucht ihr Geschlecht. Er zieht sich aus, und ich sehe sein großes Ding. Es bedroht sie, wenn er sie durchbohrt. Doch sie kann nicht schreien. Kein Laut kommt über ihre Lippen. Sie ist schon tot.
    Ich schließe meine Augen. Neben dem Bett steht ein Nachtschränkchen, auf dem eine kleine Schachtel steht. Darin liegt eine Kinderhand. Vielleicht von einer Puppe? Ich sollte mal genauer hinsehen. Es riecht so merkwürdig.
    Immer wieder strömt eine warme Flüssigkeit durch meine Adern.
    Anna, ich muss vorsichtig sein: Lukas beobachtet mich.
    Die Stimme in meinem Kopf sagt, dass er seine Hand morgen auf Deinen kalten Leib legen wird. Diese Stimme ist ein wahrer Freund. Du solltest sie kennenlernen. Sie gehört mir.
    Lukas
    Anna starrte mit angehaltenem Atem auf die Zeilen. Dann ließ sie die Blätter fallen, rannte in die Küche und übergab sich ins Waschbecken. Ich muss Max anrufen, dachte sie. Und Benedikt und Mathilda und … Nur keine Panikattacke, versuch, dich zu beruhigen.
    Erneut stieg ein Brechreiz in ihr auf, und mit der Hand tastete sie die vernarbte Stelle über ihrer linken Brust ab. Nein, hör auf, du darfst nicht zurückblicken, nur nach vorne.
    Das Telefon klingelte. Als sie das Esszimmer betrat, kam ihr Kälte entgegen.
    Sie nahm mit zitternder Hand den Hörer ab.
    „Anna?“
    Sie weinte.
    „Anna, was ist denn los?“
    „Er hat mir geschrieben …“
    „Wer hat dir geschrieben? Sag mir sofort, was los ist, Anna.“
    Plötzlich war die Leitung tot.
    Sie starrte regungslos auf den Telefonhörer. Eine Hand legte sich von hinten auf ihre Schulter. Die andere Hand erstickte ihren aufkommenden Schrei. Dann spürte sie den Einstich einer Nadel.
    „Willkommen zu Hause, Anna. Was hat dein Freund dir denn so über Lukas geschrieben?“, flüsterte seine Stimme, kalt, dunkel und nahe an ihrem Ohr. „Ich bin der Mann, der oft in der Klinik an deinem Krankenbett saß, als du klein warst und Maria Luca dich im Sanatorium quälte. Ich bin der Mann, der deine Schwester getötet hat. Bis zum Tod war ich an ihrer Seite. Früher gehörte ihr meine Liebe, sie war ein Engel, so klar und rein.“ Die Stimme kam noch näher. „Aber Katharina war nicht rein, auch sie hat ihre Seele durch Betrug beschmutzt. Sie musste bestraft werden. Habe ich sie gehasst oder geliebt? Ich weiß es nicht. Du bist ihre Schwester, durch dich lebt sie weiter. Dein Tod sollte mir ein besonderes Vergnügen bereiten. Doch du bist davongelaufen. Jetzt bin ich an deiner Seite, und niemand wird uns stören.“
    Er biss die Zähne zusammen, um den aufkommenden Schrei zu unterdrücken, und als er ihn erstickt hatte, ließ er sich auf den grünen weichen Teppich sinken. Dann blickte er zu Anna, die bereits in dem Bett aus zartem Moos schlief. Er öffnete ihre Bluse, drückte die Stacheln des Carrapateirozweigs fest auf ihre Brust und entfernte sie wieder. Dann küsste er ihre warmen weichen Lippen.
    „Anna?“
    Er sah sie an und dachte an seine Mutter, an die glücklichen Augen und ihr sanftes Lächeln, wenn sie die Stiefel begrüßte.
    Er hob das erste Blatt des Briefes, den er unter Lukas’ Namen verfasst hatte, vom Boden auf, zündete es mit seinem Feuerzeug an und legte das verkohlte

Weitere Kostenlose Bücher