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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Unkraut bestandenen Seitenstreifen besseren Halt beim Gehen als auf der glatten Straße; so stapfte er weiter, wobei ihm mit einem flauen Gefühl im Magen bewusst wurde, dass er die Nacht im Haus der Heltons würde verbringen müssen. Er käme jetzt nie und nimmer wieder von diesem Berg herunter, außer vielleicht zu Fuß – aber der Rückweg in die Stadt bei einem Eissturm war der reinste Selbstmord. Die Nacht bei Lolly Helton zu verbringen war noch die bessere Alternative … Der Gedanke an Sam kippte für einen Moment die Überlegung, oben zu bleiben, aber es war absurd.
    Selbst auf dem Seitenstreifen gestaltete sich das Gehen gefährlicher, als Gabriel gedacht hatte. Verdammt, wie war er überhaupt so weit gekommen, ohne von der Straße abzukommen? Mehrmals rutschte er aus und musste nach einem der überhängenden Äste greifen, damit er nicht stürzte. Eine üble Vorahnung ergriff ihn, als er den Lichtstrahl der Taschenlampe über die Äste wandern ließ und die Eisschicht sah, von der sie bereits bedeckt waren.
    Zumindest würde er es auf den Berg hinaufschaffen. Die Straße führte ein Stück bergab, vollzog dann eine weitere Kurve, und man konnte die Lichter vom Haus der Heltons schon sehen. Dann war sie also zu Hause und hatte sich nicht zu früherer Stunde davongemacht. Gabriel wusste nicht, ob er froh war, dass sein idiotischer Ausflug nicht umsonst war, oder verärgert, weil er diese Sache jetzt komplett durchziehen musste. Wahrscheinlich beides gleichzeitig. Er war jedenfalls stinksauer und hatte vor, auch weiterhin stinksauer zu sein.
    Obwohl das Haus noch immer fast zweihundert Meter weit weg war, konnte man die Lichter deutlich erkennen. Es lag auf einer Lichtung, die an drei Seiten von Wäldern umgeben war. Jetzt auf dem Gipfel – fast zumindest – wurde Gabriel klar, wie sehr der Berg ihn vor den eisigen Windstößen bewahrt hatte, denn sie droschen jetzt mit solcher Kraft auf ihn ein, dass er torkelte. Einen Augenblick ließ der Sturm nach, bis ein weiterer Windstoß ihn peitschte. Trotz seiner zig Schichten Kleidung und dem Poncho, der ihn trocken hielt, entzog ihm der Wind in kürzester Zeit die Körperwärme, und er fröstelte.
    Die beiden Thermosflaschen hatte er im Ford gelassen. Er würde jetzt viel für eine Tasse Kaffee geben, aber es war gar nicht daran zu denken, deswegen noch einmal umzukehren. Unwillig wischte er die Eiskristalle weg, die ihm der Sturm ins Gesicht gepeitscht hatte. Vielleicht hatte Lollipop ja Kaffee. Wenn ja, wahrscheinlich so einen aromatisierten Mist, aber solange er heiß war, würde er das Gebräu schon trinken.
    Vorausgesetzt, sie ließ ihn herein.
    Als sich Gabriel dem Haus näherte, zügelte er seinen Ärger, ein bisschen zumindest. Es waren viele Jahre vergangen, seitdem Lolly diese verzogene, eingebildete Göre von einem Teenager gewesen war, an die er sich erinnerte. Er war nicht mehr der Gleiche, und sie war es vermutlich auch nicht. Und es war nicht ihre Schuld, dass der Sheriff seinen Leuten gegenüber so ein Kontrollfetischist war. Die meisten Hüter des Gesetzes würden sich schon mit der Annahme zufriedengeben, dass seine Schäfchen in der Lage waren, für sich selbst zu sorgen, insofern keine andere Information vorlag. Nicht jedoch Harlan McQueen.
    Es schienen alle Lampen im Erdgeschoss eingeschaltet zu sein, ebenso ein Licht im ersten Stock, in dem Zimmer vorne rechts. Neben dem Haupteingang war ein Mercedes geparkt, und dahinter stand ein alter, schäbiger Chevrolet Blazer. Er konnte sich vorstellen, dass Lolly den Mercedes fuhr, aber wem zum Teufel gehörte der Blazer?
    Mist, vielleicht verbrachte sie ja gerade romantische Stunden zu zweit. Was sollte er jetzt tun? Sie würde bestimmt nicht gern gestört werden, und er wollte ja auch gar nicht stören, verdammt. Die einzige Möglichkeit, die ihm blieb, war dann aber, wieder zu seinem Ford zurückzustiefeln und die Nacht im Auto zu verbringen; und hoffentlich war ausreichend Benzin im Tank, damit er den Motor die meiste Zeit laufen lassen konnte, denn sonst würde er sich zu Tode frieren. Gleichzeitig konnte er noch beten, dass er – und der Pick-up – nicht von einem umgestürzten Baum erschlagen würden. Was sollte er also machen?
    Schöne Scheiße .
    Doch dann hielt er im Schatten eines Baumes inne. Es war seltsam. Warum war der Mercedes bei einem Eissturm draußen geparkt, wenn sich direkt hinter dem Haus eine Garage befand? Warum hatte sie ihr Auto nicht dort abgestellt, um den Wagen zu

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