Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
er sah, wie Lolly einen Satz vom Fenster weg machte, als hätte jemand die Scheibe eingeschmissen. Verdammt, die Leiter endete knapp einen Meter unter dem Fensterrahmen, und das bedeutete, dass er bis oben hinaufklettern musste, um überhaupt irgendetwas ausrichten zu können.
    Es machte keinen Sinn, abzuwarten und zu grübeln, deshalb begann Gabriel, die Leiter zu erklimmen. Er setzte seine Stiefel am äußeren Rand auf, denn dort waren die Sprossen am Rahmen festgenagelt und würden unter seinem Gewicht nicht so schnell durchbrechen. Innerhalb von Sekunden stand er unsicher auf der obersten Sprosse, sandte ein Stoßgebet gen Himmel und sah durch die Scheibe.
    Lolly Helton starrte ihn an, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie schreien oder in Ohnmacht fallen sollte. Gabriel dankte Gott, dass sie keines von beidem tat. Er sah, wie ihre Lippen seinen Namen formten, dann schloss sie eine Sekunde die Augen, um sich zu sammeln.
    Als sie die Augen wieder öffnete, hielt Gabriel einen Finger an seine Lippen, um ihr zu bedeuten, still zu sein. Sie nickte, und Erleichterung machte sich auf ihrem Gesicht breit.
    Es war ihr gelungen, das Fenster ein Stückchen hochzuschieben, das sah er jetzt. Er zwängte seine Finger in den Spalt und versuchte, es nach oben zu drücken, doch das Fenster bewegte sich nur unwesentlich. Es war nicht von Farbe verklebt und auch nicht verriegelt, aber das alte Holz hatte sich derart verzogen, dass der Effekt der gleiche war. Er spannte seine Muskeln an, versuchte es noch einmal und konnte nur hoffen, dass der heulende Wind den Lärm übertönte. Die Leiter schwankte, aber er ignorierte seine unsichere Position und arbeitete weiter. Er musste Lolly aus diesem Haus herauskriegen. Wenn er herunterfiel, dann fiel er eben. Damit würde er sich auseinandersetzen, nachdem es passiert war.
    Beim dritten Versuch löste sich das Fenster plötzlich und glitt mit einem knarrenden Geräusch nach oben. Er ruckelte noch einmal am Rahmen, um noch ein paar Zentimeter mehr zu gewinnen. Das Fenster war nicht ganz oben, aber vielleicht reichte das ja.
    Mit einem kurzen Blick sondierte Gabriel das Zimmer hinter Lolly; das Bettzeug war abgezogen, das Ende eines Lakens um einen der Füße geknotet. Dann schaute er sie an und bemerkte, dass eine Seite ihres Gesichts geschwollen war. Wut durchpulste ihn – schnell und erstaunlich wild. Wenn irgendein Arschloch eine Frau missbrauchte, dann brannten ihm grundsätzlich sämtliche Sicherungen durch, aber irgendwie traf ihn die Tatsache, dass es sich um Lolly handelte, besonders hart. Er zügelte seinen Ärger, denn dieser Moment war bestimmt nicht der richtige, um die Kontrolle zu verlieren. Er musste sie sicher vom Haus wegbringen, das war sein Hauptziel. So gern er es auch diesen Spinnern da unten gezeigt hätte, aber sie waren bewaffnet und er nicht … Außerdem war das Wetter fast ebenso gefährlich wie diese zwei zugedröhnten Junkies. Seine einzige Sorge musste sein, mit Lolly die Stadt zu erreichen. Alles andere konnte warten.
    Davon abgesehen wollte er auch nicht leichtsinnig sein Leben aufs Spiel setzen, denn schließlich hatte er einen kleinen Jungen, der darauf wartete, dass sein Vater nach Hause kam. Wahrscheinlich vermissten sie ihn schon und fragten sich, wieso das alles so lang dauerte.
    »Ich habe zwei Leute im Wohnzimmer gesehen«, fragte er so leise, wie der Sturm es zuließ. »Sind noch mehr da?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Bloß die beiden.« Ihre Stimme war kaum zu verstehen.
    Er griff durch das geöffnete Fenster und berührte mit der Hand ihre verschrammte Wange; sein Handschuh war kalt und nass und musste sich auf ihrem Gesicht wohl gut anfühlen, denn sie stöhnte kurz auf und drückte ihren Kopf an das Leder. »Bist du sonst noch wo verletzt?«, fragte er, denn er wollte wissen, ob sie es schaffte, allein die Leiter hinunterzuklettern. Sie würde es schon hinkriegen, das Adrenalin könnte sie dazu beflügeln; er hatte Leute mit einem Adrenalinhoch schon Erstaunliches vollbringen sehen.
    »Ich habe mir eine Schulter und die Rippen geprellt, aber mir fehlt sonst nichts weiter«, erwiderte sie. Heftig fügte sie hinzu: »Schauen wir, dass wir hier wegkommen!«
    Wie er sah, hatte sie so viel von ihrer Haut eingepackt, wie nur möglich; sogar ihr Kopf und ihre Ohren waren mit einem Stück zusammengefaltetem Stoff geschützt, darüber war ein Flanellhemd gebunden. Sie hatte mehrere Schichten Kleidung an, und von der Länge des Lakens in ihrer

Weitere Kostenlose Bücher