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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Die einzige schulische Aktivität, bei der sie mitgemacht hatte, war, ihre Nase in die Bücher zu stecken – insofern das denn zählte.
    Gabriel fragte sich, ob sie immer noch so war: anders und allein. Aufgrund des Abstands von mehreren Jahren konnte er sich nun auch fragen, was zuerst dagewesen war – ihre Einstellung oder die Frotzeleien. Seine eigenen Eltern schienen sie ganz gern zu mögen. Hätte sein Dad ihn losgeschickt, wenn es um jemand anders gegangen wäre und nicht um Lolly Helton, deren Handy keinen Empfang hatte und die möglicherweise nicht wusste, was auf sie zukam? Harlan McQueen war sein Leben lang mit den Heltons befreundet gewesen, und das hatte sich nicht geändert, nur weil die Heltons nach Florida gezogen waren und Eisstürme und Schnee gegen hin und wieder mal einen Hurrikan eingetauscht hatten.
    Sie nach all den Jahren wiederzusehen könnte interessant sein, dachte er. Er hoffte nur, sie würde ihm keinen Ärger machen, wenn es darum ging, mit ihm in die Stadt zurückzufahren.
    Im Radio kam eine neue Wettervorhersage, und er drehte den Ton lauter, um besser hören zu können. Es hatte offensichtlich den Anschein, als würde der Sturm sich verschlimmern und schneller kommen als erwartet. Gabriel verringerte das Tempo und versuchte zu erkennen, ob die Bäume schon vereist waren. Sicher würde sogar Lolly einsehen, dass es klug wäre, den Berg zu verlassen, bevor sie womöglich wochenlang ohne Strom dort oben festsaß. Wenn sie keine Vorräte angelegt hatte, würde ihr bald auch das Essen ausgehen. Sobald die Eisschicht auf den Bäumen dick genug war, würden einige umfallen und die Straße blockieren. Da das Haus der Heltons das einzige weit und breit war, würde das County den Aufräumarbeiten keine hohe Priorität einräumen. Früher standen hier noch zwei andere Häuser, aber eines war ein paar Jahre zuvor abgebrannt, und das andere war so verfallen, dass das County schließlich seinen Urteilsspruch gefällt und es hatte einreißen lassen.
    So oder so, er wollte auf diese Aufgabe nicht eine Minute mehr Zeit verschwenden als nötig. Er wollte tun, worum man ihn gebeten hatte, und dann schleunigst seinen Pick-up von diesem Berg herunterschaffen, solange es noch möglich war. Ihm fehlte Sam jeden Tag, aber beim Militär konnte er sich mit Arbeit eindecken. Jetzt, da sein Sohn in seiner Nähe war, verursachte ihm die Trennung fast physischen Schmerz.
    Die Straße machte eine scharfe Kurve und schlängelte sich dann steil nach oben. Seine Reifen schlitterten auf dem Straßenbelag, und er nahm den Fuß vom Gas, sodass der Ford an Tempo verlor und nun langsam den Berg hinaufkroch. War die Straße schon vereist, oder war er nur ins Schleudern gekommen, weil es auf dem nassen Straßenbelag so steil nach oben ging? Winterreifen brachten auf Eis rein gar nichts. Nichts brachte etwas, von Ketten einmal abgesehen, aber selbst hier in Maine hatten nicht viele Schneeketten. Bei derart üblen Wetterverhältnissen war es am klügsten, seinen Hintern einfach nicht mehr zu heben und die Sache auszusitzen.
    Verdammt, warum konnte diese Frau nicht in einem Haus wohnen, das sich leichter erreichen ließ? Diese verdammte Straße war kaum breiter als sein Ford, und einige Äste hingen so tief über der Fahrbahn, dass er schon bei ihrem Anblick vorsichtig wurde. Sie waren nicht nur tödlich, wenn es mit dem Eis wirklich schlimm wurde, sondern sie machten die Straße noch dunkler, weil sie das wenige verbliebene Licht abhielten.
    Laut Temperaturanzeige seines Pick-up lag die Außentemperatur jetzt bei null Grad Celsius. Super, echt super. Während er noch auf das Thermostat schaute, fiel die Digitalanzeige auf minus ein Grad. Die Straße führte nach oben, und dementsprechend ging die Temperatur in den Keller. Es war Eis auf der Straße, nun gut. Er drosselte sein Tempo noch mehr, das Gewicht des Ford musste für die notwendige Bodenhaftung sorgen.
    Einfach umzukehren war jedenfalls keine Alternative mehr. Sein Pick-up war zu groß, die Straße war zu schmal, und auf der linken Seite ging es steil bergab. Die erste Stelle, wo er wenden konnte, war am Helton-Haus. Er steckte hier fest wie eine Ratte in einer Tretmühle, es gab kein Entrinnen.
    Gabriels Frustration nahm zu. Wenn er da oben ankam und keiner da war, wenn Lolly am Nachmittag die Stadt verlassen hatte und der Sheriff das nur nicht mitbekommen hatte, dann wäre Gabriel wahrhaftig stinksauer. Seinem Vater konnte er nicht böse sein, aber bei Lolly stand

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