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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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schützen?
    Instinktiv schaltete Gabriel seine Taschenlampe aus.
    Eiskristalle tanzten um ihn herum, sprenkelten sein Gesicht, hefteten sich an seinen Mantel, an seine Stiefel und Handschuhe. Irgendein Gefühl sagte ihm, dass hier etwas nicht stimmte. Er hatte lange für die Justiz gearbeitet, wenn auch beim Militär, und er hatte gelernt, auf seine Intuition zu vertrauen. Momentan sagte alles in ihm, vorsichtig näher ans Haus heranzugehen. Vielleicht war ja nur eine Vögelei im Gang, aber er wollte sich lieber vergewissern, bevor er an diese Tür klopfte. Zumindest hatte sein Dad sich darin geirrt, dass Lolly hier oben allein war.
    Gabriel ging bis zum Ende der Veranda und stieg die Treppen hinauf. Es war eine alte Veranda aus Holz, und er trat vorsichtig auf, hielt sich am Rand der Planken, wo sie vermutlich weniger knackten. Er ging an keines der Fenster heran, sondern reckte sich, um durch die ein Stück weit aufgezogenen Vorhänge ins Wohnzimmer zu spähen, wo mehrere Lampen brannten. Ihr Schein fiel auf einen Mann und eine Frau.
    Der Mann sah aus, als wäre er der Besitzer des Blazer. Der Typ war schmuddelig, wirkte grob und ungepflegt und steckte in Klamotten, die an ihm herumschlotterten, als würden sie ihm gar nicht gehören. Die Frau – Gabriel konnte sie nur von hinten sehen – war spindeldürr. Strähnige Haare fielen ihr über den Rücken. Die ausgewaschenen Jeans waren zu weit und mit einem Gürtel zusammengezurrt.
    Lolly hatte braunes Haar, aber hatte sie fünfzehn Kilo abgenommen und sich mit so einer Niete eingelassen? Gabriel nahm das übrige Zimmer in Augenschein, und sein Blick fiel auf das Chaos, das überall verstreut lag. Er fluchte. Er wusste, was er da sah, und seine Eingeweide krampften sich zusammen. Wenn das wirklich Lolly war, dann hatte sie auch noch angefangen, Meth zu nehmen. Kein Wunder, dass sie so jämmerlich dürr war.
    Niemals. Seinem Dad wäre das aufgefallen; er wüsste, wenn Lolly auf Eis wäre. Die Droge kursierte im ganzen Land, und sogar bei der Armee musste er sich mit diesem Scheißzeug auseinandersetzen. Sie machte aus den Leuten ein Wrack, die Zähne verfaulten ihnen im Mund; Meth bestimmte ihr Leben und brachte sie oftmals um.
    Der Mann streckte seine Hand aus, um die Frau an der Stelle zu packen, wo ihr Hintern hätte sein sollen, doch anstatt wegen seiner Avancen pikiert zu sein, lachte sie rau auf. Gabriel hörte ihr überlautes, raues Gelächter, als sie sich umdrehte und strauchelte. Und dann sah er, was sie in ihrer Hand hielt. Es war ein Revolver, ein großer, Kaliber 357, wenn nicht gar 44. Adrenalin schoss ihm durch die Venen, was seine Wachsamkeit mit einem Mal aufs Höchste steigerte. Er hatte keine Waffe bei sich. Es war ihm gar nicht in den Sinn gekommen, dass er bewaffnet hätte herkommen sollen.
    Die Frau näherte sich dem Fenster, und er machte einen Schritt nach hinten, damit sie ihn nicht sah. Erleichterung machte sich breit. Das schmale, ausgemergelte Gesicht gehörte niemandem, den er kannte. Er hatte Lolly zwar seit Jahren nicht gesehen, aber kein Mensch konnte sich so sehr verändern – selbst mit Meth nicht.
    Das war nicht Lolly.
    Allerdings bedeutete es nicht, dass alles in Ordnung mit ihr war. Ob die beiden Freunde von ihr waren? Hatte sich Lolly Helton in anderer Hinsicht verändert, vielleicht nicht physisch, sondern charakterlich? Wenn sie eine Drogendealerin war und mit diesem Scheißzeug zu tun hatte, würde er kehrtmachen; dann war er in seinem Ford besser dran. Was sonst konnte er tun? Irgendwie glaubte er, dass das Paar im Wohnzimmer auf eine Störung nicht gerade freundlich reagieren würde. Meth-Süchtige waren gewalttätig, unberechenbar. Sie würden wahrscheinlich auf ihn schießen, wenn er nur an die Tür klopfte.
    Aber wo war Lolly? Er konnte nicht weggehen, ohne sich zu vergewissern, dass mit ihr alles in Ordnung war. Der draußen im Unwetter geparkte Mercedes löste ein ungutes Gefühl in ihm aus. Waren die beiden eingebrochen, hatten sie sie umgebracht? Bei Meth-Süchtigen war alles möglich – nur sicher nichts Gutes.
    Als ihm der Lichtschein im Obergeschoss einfiel, verließ er die Veranda so leise, wie er gekommen war, und ging ein Stück zurück, damit er die Fenster in Augenschein nehmen konnte. Die Vorhänge der vorderen Fenster waren zugezogen, er ging also ums Haus herum. Zumindest waren die Vorhänge am Seitenfenster offen. Er musste ziemlich weit in den Hof hinausgehen, um durch das Fenster im ersten Stock etwas

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