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Eiskalte Versuche

Eiskalte Versuche

Titel: Eiskalte Versuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McCall Dinah
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Handbewegungen zu. Schließlich teilte sie das Sandwich in einem schrägen Schnitt, legte die beiden Dreiecke auf einen Teller und fügte sauer eingelegtes Gemüse, Oliven und eine Hand voll Kartoffelchips hinzu. Dann stellte sie den Teller auf ein Tablett. Mit einem schnellen Handgriff legte sie eine weiße Leinenserviette daneben, nahm ein Glas aus dem Schrank und wandte sich an Jack. Sie sah ihn eindringlich an. Er hatte ein Gefühl, als würde er durchbohrt.
    „Was möchten Sie trinken?“
    „Was haben Sie denn da?“ fragte er zurück.
    „Wir sind in einem Hotel. Sie können so ziemlich alles bekommen, was Sie wollen.“
    „Etwas Alkoholfreies genügt.“
    Sie holte eine Dose Coca-Cola aus dem Kühlschrank, gab Eiswürfel in das Glas und stellte beides zu den anderen Sachen. Dann reichte sie ihm das Tablett.
    „Hier ist Ihr Essen. Ich hoffe, das reicht bis zum Morgen. Wir servieren das Frühstück ab sechs Uhr …“
    Er nickte lächelnd. „Das sieht wunderbar aus. Danke, dass Sie sich so viel Mühe gemacht haben.“
    Sie verschränkte die Hände vor der Brust und neigte den Kopf zur Seite. Für einen Moment sah er das Bild einer Lehrerin vor sich, die ihn als Kind gescholten hatte, wenn er zu langsam war.
    „Keine Ursache“, sagte sie. „Schlafen Sie gut.“
    Er war entlassen. Für einen weiteren Aufenthalt in der Küche bestand kein Grund mehr. Das Tablett in der Hand, wandte er sich zum Gehen. Er war schon fast an der Tür, da hörte er Isabellas Stimme.
    „Verzeihen Sie meinen Gefühlsausbruch“, sagte sie leise. „Die Wunde ist noch so frisch.“
    Er drehte sich zu ihr um. „Da gibt es nichts zu verzeihen“, antwortete er und bemerkte dann die Anspannung in ihrem Gesicht. „Ist alles in Ordnung? Ich meine … ich bleibe gerne bei Ihnen und begleite Sie durch die Halle zurück.“
    Das Angebot kam unaufgefordert, aus diesem Grund schätzte sie es noch mehr.
    „Nein, nicht nötig. Aber ich danke Ihnen trotzdem, Mr….“
    „Dolan. Jack Dolan.“
    Sie neigte den Kopf zur anderen Seite, als wollte sie den Namen und den Mann zusammenfügen. Dann nickte sie, wie zu sich selbst.
    „Gute Nacht, Jack Dolan.“
    Er zögerte. Dann nickte er auch.
    „Gute Nacht, Miss Abbott.“
    Isabella wandte ihm den Rücken zu, goss Milch in einen Topf und stellte ihn auf die Herdplatte zum Erhitzen. Jetzt fiel Jack wieder ein, dass sie gesagt hatte, sie sei unten, weil sie nicht einschlafen konnte.
    Auf der Treppe blieb er mit dem Tablett in den Händen stehen und betrachtete das Porträt. Die Ähnlichkeit zwischen Mutter und Tochter war verblüffend, geradezu unheimlich. Kein Wunder, dass er geglaubt hatte, einem Geist zu begegnen. Er senkte den Blick auf den Teller mit seinem verspäteten Abendessen und verzog das Gesicht. Wenn er dieses Riesensandwich aufaß, würde er auch nicht schlafen können. Falls doch, dann sicher nicht traumlos – dafür sorgte die Begegnung von vorhin.
    Er schüttelte den Kopf und ging weiter die Treppe hinauf.
    Geistererscheinungen, das hatte gerade noch gefehlt.

4. KAPITEL
    D en Feldstecher an die Augen gepresst, stand Wasili Rostow auf seinem Beobachtungsposten und sah ins Tal. Die Lichter im Erdgeschoss des Hotels erloschen. Er wartete, bis im zweiten Stock ein Fenster hell wurde. Dann legte er das Fernglas auf seine Reisetasche und kroch in den Schlafsack. Was immer da unten im Hotel vor sich gegangen war, hatte aufgehört.
    Er fluchte leise auf Russisch. Das gewohnte Zungenrollen, mit dem er die Worte aussprach, tröstete ihn. Bevor er aus seinem zurückgezogenen Leben wieder an die Arbeit gerufen worden war, hatte er sich leicht einreden können, dass die Jahre ihm nichts von seinen Fähigkeiten genommen hatten und er noch immer so gut wie früher war. Jetzt befand er sich seit zwei Wochen im Einsatz und musste sich eingestehen, dass er zu alt wurde. Er vermisste sein Bett und den Lehnstuhl, bei dem die Polster an genau den richtigen Stellen eingesessen waren. Und ihm fehlte der Wodka. Vor dem Einschlafen trank er immer ein paar Gläser. Seit er in Montana war, musste er im Freien übernachten und von Trockennahrung leben. Das erregende Gefühl, wieder im Einsatz zu sein, hatte sich bald verflüchtigt. Hinzu kam die Versuchung, einfach zu vergessen, warum er nach Amerika geschickt worden war, und die eigene Spur hier enden zu lassen, wie Vaclav Waller es getan hatte. Das Zusammentreffen all dessen sorgte dafür, dass Wasili Rostow sich unglücklich fühlte.
    Wieder ließ er

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